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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 14.1903

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Kleinpaul, Johannes: Die Dresdner Ausstellungen 1903: Deutsche Städte-Ausstellung. Sächsische Kunst-Ausstellung
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https://doi.org/10.11588/diglit.4359#0217

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206

DIE DRESDNER AUSSTELLUNGEN 1903

DEUTSCHE STADTEAUSSTELLUNO DRESDEN, HAUPTHALLE: BLICK IN DEN HAMBURGER SAAL

Charakter unserer Publikation, hinsichtlich der Deut-
schen S/äafte-Ausstellung im wesentlichen auf deren
künstlerischen Inhalt beschränken.

Eine Deutsche Städte-Ausstellung! Fürwahr, ein
wunderbarer, wunderbar grosszügiger Gedanke. Was
haben wir uns darunter vorzustellen?!

Zunächst ist es ein nationales Werk, darin etwa
dem Germanischen Museum zu Nürnberg vergleichbar.
Der Hauptunterschied besteht vielleicht darin, dass
dort auf das Altertum, hier auf die Jetztzeit das
grössere Gewicht gelegt ist. Beide sind aber in
ihrer Art gleichermassen für ganz Deutschland all-
umfassend, und sie bedeuten übereinstimmend einen
Zusammenschluss und Abschluss gegenüber jedem Aus-
lande. Nur ausländische ebensolche Unternehmungen,
an denen es jedoch bislang fehlt, wären zu vergleichen.

Allerdings ist die Dresdner Ausstellung nur ein
Sammelpunkt der Kultur der Städte. Sie verlangt
einen Verzicht auf Landwirtschaft und Industrie, deren
jetzigen Hochstand wir indessen schon aus vielen
Sonderausstellungen kennen. Wichtiger ist der Aus-
schluss des Staates, denn dass dieser einen ganz
hervorragenden Einfluss auf Leben und Wesen, nament-
lich auch auf die Gestaltung und das Bild der Städte
hat, ist keine Frage. Wir müssen uns auf der
Deutschen Städte-Ausstellung z. B. alle Kasernenviertel,

weiter alle Eisenbahnbrücken und Bahnhöfe, alle
staatlichen Häfen hinwegdenken. Das bedeutet in
Hinsicht auf die Architektur der Städte, auf unsere
moderne Eisenbaukunst zumal, keine geringe Einbusse.
Aber abgesehen von dieser Einschränkung, die in
ihrem Programm liegt, ist die Ausstellung so weit-
schichtig und reichhaltig, dass ihre Besucher auch bei
tagelangem Studium kaum durchkommen werden —
je eingehender sie studieren, desto weniger — und
dass sie deshalb ihre Schranken kaum wahrnehmen.
Auch eine andere Beschränkung wird kaum em-
pfunden. Die nämlich, dass nur solche Slädte zuge-
lassen wurden, die mindestens 25000 Einwohner
haben. Denn dabei wurden schon ziemlich kleinen
strebsamen Gemeinwesen die Ausstellungspforten ge-
öffnet; die Repräsentation der deutschen Städte konnte
somit umfassend werden. Im ganzen konnten einige
150 Städte teilnehmen. Und da 128 Städte erschienen
sind, vier Fünftel von allen, so ist sie auch allum-
fassend.

Die Deutsche Städte-Ausstellung, um die Zeit der
Jahrhundertwende geplant und bewerkstelligt, folgt
dem Hauptgedanken, eine Übersicht über den gran-
diosen Aufschwung des deutschen Städtewesens in den
letzten dreissig Friedensjahren zu gewähren. Dadurch
wird abermals betont, was das moderne deutsche


 
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