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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 14.1903

DOI Artikel:
Kleinpaul, Johannes: Die Dresdner Ausstellungen 1903: Deutsche Städte-Ausstellung. Sächsische Kunst-Ausstellung
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https://doi.org/10.11588/diglit.4359#0219

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208

DIE DRESDNER AUSSTELLUNGEN 1903

AUS DER DEUTSCHEN STÄDTEAUSSTELLUNQ DRESDEN, ECKE IN DER HAUPTHALLE

gegeben, als wenn sie aus Sandsteinquadern, und
noch dazu recht alten, verwitterten, schmutzfarbenen,
gefügt wären. Da ist also das Material völlig ver-
leugnet worden, ganz abgesehen davon, dass die
Bauten plump und grob geformt sind, und in ihrer
Fensteranordnung, wenn sie auch für die Innenräume
zweckdienlich sein mag, nach der Strassenseite hin
geradezu unschön wirken.

Im übrigen beschränken sich die Raumkunst-
leistungen auf das Innere des städtischen Ausstellungs-
palastes.

Obwohl dieser, wie gesagt, noch jungen Datums
ist, fiel sein Werden leider gerade noch in das letzte
Jahr vor der Entstehungszeit unserer modernen raum-
künstlerischen Bestrebungen. Deshalb musste nament-
lich die grosse Haupthalle jedesmal innen vollständig
umgebaut werden, um den modernen Ausstellungen
darin gemäss ihrer jeweilig verschiedenen Art ein
jeweilig verändertes Relief zu geben. Diesmal hat
nur leider auch über dieser Arbeit ganz und gar kein
glücklicher Stern gewaltet, und man kann an ihre
letzte wunderbare Ausgestaltung durch Wilhelm Kreis,
Otto Gussmann und Karl Gross, gelegentlich der
II. Internationalen Kunstausstellung 1901, nur mit
Wehmut zurückdenken.

Man hat diesmal die Haupthalle durch zwei in
sie hineingeschobene Kulissen gedritteilt. Wenn wir
vom Vestibül in sie hineingehen, müssen wir bis in

ihre Mitte zwischen zwei grünblauen Wänden hindurch,
die bis zu ihrer halben Höhe hinauf reichen und
links und rechts den Blicken wehren. Es ist klar,
dass dieses Motiv einem französischen Garten ent-
lehnt ist; wir gehen zwischen zwei verschnittenen
Hecken, die mit Kaschierleinwand ausgespannt sind.
Dieser Eindruck wird noch bestätigt durch eine Anzahl
grüngoldener Pyramiden, die auf die Hecken obenauf
gesetzt sind, gleich Baumspitzen, die man etwas höher
hat wachsen lassen.

Es erscheint nun sehr bedenklich, solch einen
Kulissengarten, dessen frisierte Unnatur wir Deutschen
schon ohnedies verabscheuen, in einen geschlossenen
Raum hineinzustellen. Aber der fatale Eindruck wird
noch durch ein wichtiges Moment verstärkt. Über
jedem Garten suchen wir instinktiv einen Himmel.
Wenn also obenan die a priori ra//rfgewölbte Decke
vielleicht lichtbau getüncht wäre, würde das unserer
Empfindung entsprechen. Statt dessen starrt die
Wölbung in blendendem Weiss. Und was noch
schlimmer ist, - denn wir schauen ja nicht so viel
direkt in die Höhe - dasselbe Weiss leuchtet auch
kreidig seitlich über die Hecken auf uns nieder von
den Wänden. Deshalb kann man sich in dieser Um-
gebung wahrlich nicht wohl fühlen.

Ein Glück, dass das Auge des Eintretenden nicht
lange an ihr haftet, sondern direkt auf den herrlichen
Neptunbrunnen fällt (Abguss nach dem Original im


 
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