DIE DRESDNER AUSSTELLUNGEN 1903
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Garten des früheren Ministers Marcolini), dessen
Figurenreichtum die riesige Nische der Schmalseite
der Haupthalle vollständig ausfüllt und ihr allein den
denkbar schönsten dekorativen Reiz giebt. Um das
Figurenwerk dieses von Mattielli nach einem Entwurf
von Longuelune geschaffenen Brunnens noch wirk-
samer zur Geltung zu bringen, hat man die Nische
leicht orange getönt, wodurch ein ausserordentlich
effektvoller Hintergrund für das Kunstwerk geschaffen
wurde, der es in allen seinen Teilen höchst plastisch
hervorhebt, ebenso wie die beiden Sklaven von Michel-
angelo, die es in kleinen Nischen in halber Höhe
flankieren.
Bezüglich der übrigen Ausstellungsräume, Hallen-
fluchten und Kojen, wurde nur darauf Wert gelegt,
durch kräftig leuchtende Farben die einzelnen Schau-
stücke zu guter Wirkung zu bringen. In der einen
langen Arkade erfreuen aber noch immer — von
1901 her — Wallot's angenehm skulpierte vierkantige
Säulen, auch sieht man dort noch immer, von eben
damals, als Deckenschmuck der kleinen Rotunde
Sascha Sclmeider's Gemälde.
Die heurige Raumkunstleistung von Wert in der
Deutschen Städte-Ausstellung beschränkt sich sonst
allein auf ein geschmackvolles, nettes Lesezimmer
von dem Dresdner Max Hans Kühne und auf das
Vestibül. Hier hat Baumbach's König Albert-Denk-
mal, eine Reiterstatue aus Bronze, Aufstellung ge-
funden, die dereinst auf den Schlossplatz, vor das
neue Ständehaus, zu stehen kommt, deren ausser-
DEUTSCHE STÄDTEAUSSTELLUNG DRESDEN,
PAVILLON VON OSWALD LÖBEL
ordentliche Dimensionen sich sehr glücklich den
hier gegebenen Raumverhältnissen einfügen. An der
Decke aber hat diese Kuppelhalle durch eminent deko-
rative Flächenbilder von Professor Otto Gussmann
einen sehr bemerkenswerten dauernden Schmuck er-
halten.
Dass im übrigen raumkünstlerische Leistungen in
der Städte-Ausstellung fehlen, wird dadurch erklärlich,
dass eben die sächsischen Künstler gleichzeitig auf
der Brühl'schen Terrasse eine Kunstausstellung für
sich haben. Es bleibt in diesem Betracht deshalb
nur noch der behagliche Ratskeller im Souterrain
unter der Haupthalle zu erwähnen, bei dessen dekora-
tiver Ausführung tüchtige künstlerische Kräfte auch
dem Humor weiten Spielraum gelassen haben. So
stellt eine der Säulen, die das Kellergewölbe tragen,
den Nähr-, Lehr- und Wehrstand in scherzhaften
Figuren und Emblemen dar. Das grosse Büffet
schmückt ein gefesselter Servatius und Pankratius.
An einer Wand kann man sehen, wie alle Bürger
unter einen Hut gebracht werden können. Ein Relief
zeigt uns, wie die Steuerschraube angezogen wird
und bei jeder Drehung fallen neue Steuerzettel heraus.
Auch darüber wird man belehrt, wie bei dem Pferde-
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Garten des früheren Ministers Marcolini), dessen
Figurenreichtum die riesige Nische der Schmalseite
der Haupthalle vollständig ausfüllt und ihr allein den
denkbar schönsten dekorativen Reiz giebt. Um das
Figurenwerk dieses von Mattielli nach einem Entwurf
von Longuelune geschaffenen Brunnens noch wirk-
samer zur Geltung zu bringen, hat man die Nische
leicht orange getönt, wodurch ein ausserordentlich
effektvoller Hintergrund für das Kunstwerk geschaffen
wurde, der es in allen seinen Teilen höchst plastisch
hervorhebt, ebenso wie die beiden Sklaven von Michel-
angelo, die es in kleinen Nischen in halber Höhe
flankieren.
Bezüglich der übrigen Ausstellungsräume, Hallen-
fluchten und Kojen, wurde nur darauf Wert gelegt,
durch kräftig leuchtende Farben die einzelnen Schau-
stücke zu guter Wirkung zu bringen. In der einen
langen Arkade erfreuen aber noch immer — von
1901 her — Wallot's angenehm skulpierte vierkantige
Säulen, auch sieht man dort noch immer, von eben
damals, als Deckenschmuck der kleinen Rotunde
Sascha Sclmeider's Gemälde.
Die heurige Raumkunstleistung von Wert in der
Deutschen Städte-Ausstellung beschränkt sich sonst
allein auf ein geschmackvolles, nettes Lesezimmer
von dem Dresdner Max Hans Kühne und auf das
Vestibül. Hier hat Baumbach's König Albert-Denk-
mal, eine Reiterstatue aus Bronze, Aufstellung ge-
funden, die dereinst auf den Schlossplatz, vor das
neue Ständehaus, zu stehen kommt, deren ausser-
DEUTSCHE STÄDTEAUSSTELLUNG DRESDEN,
PAVILLON VON OSWALD LÖBEL
ordentliche Dimensionen sich sehr glücklich den
hier gegebenen Raumverhältnissen einfügen. An der
Decke aber hat diese Kuppelhalle durch eminent deko-
rative Flächenbilder von Professor Otto Gussmann
einen sehr bemerkenswerten dauernden Schmuck er-
halten.
Dass im übrigen raumkünstlerische Leistungen in
der Städte-Ausstellung fehlen, wird dadurch erklärlich,
dass eben die sächsischen Künstler gleichzeitig auf
der Brühl'schen Terrasse eine Kunstausstellung für
sich haben. Es bleibt in diesem Betracht deshalb
nur noch der behagliche Ratskeller im Souterrain
unter der Haupthalle zu erwähnen, bei dessen dekora-
tiver Ausführung tüchtige künstlerische Kräfte auch
dem Humor weiten Spielraum gelassen haben. So
stellt eine der Säulen, die das Kellergewölbe tragen,
den Nähr-, Lehr- und Wehrstand in scherzhaften
Figuren und Emblemen dar. Das grosse Büffet
schmückt ein gefesselter Servatius und Pankratius.
An einer Wand kann man sehen, wie alle Bürger
unter einen Hut gebracht werden können. Ein Relief
zeigt uns, wie die Steuerschraube angezogen wird
und bei jeder Drehung fallen neue Steuerzettel heraus.
Auch darüber wird man belehrt, wie bei dem Pferde-