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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 14.1903

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Kleinpaul, Johannes: Die Dresdner Ausstellungen 1903: Deutsche Städte-Ausstellung. Sächsische Kunst-Ausstellung
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https://doi.org/10.11588/diglit.4359#0223

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212

DIE DRESDNER AUSSTELLUNGEN 1903

SEIDENSTICKEREIEN, AUSGEF. VON ARMQARD ANQERMANN
NACH ENTWURF VON PROF. O. OUSSMANN, DRESDEN

verkehr die Strassen rein gehalten werden können.
Bilder von Beamten während der Arbeitszeit und
während der Ruhepausen und dergleichen Scherze sind
reichlich angebracht und auch an humoristischen
Secessionsmalereien fehlt es nicht. So sind in einem
kleinen gemütlichen Extrastübchen die Eckpfeiler
figürlich als verschiedene Verwaltungsbeamte dar-
gestellt.

Unter den Ausstellungsgegenständen selber sind
gerade die Hauptsehenswürdigkeiten solche kunst-
voller Art. Es sind namentlich viele schöne Stadt-
bilder, Landschaftsreliefs und Modelle. Wunderbares
wird darin in jeder Beziehung geleistet. Wer diese
vielen Schaustücke aus allen deutschen Gauen nach
und nach liebevoll betrachtet, erspart sich damit diesen
Sommer eine Reise. Die Modelle nach einzelnen
Gebäuden, die zumeist aus blendend weissem Gips
geformt, bisweilen aber auch angenehm getönt sind,
repräsentieren ein gut Teil der monumentalen deutschen
jetztzeitlichen Baukunst, und die vielschichtigen Relief-

karten zeigen die einzelnen Städte im Bilde
der Landschaft als Kunst- und Kulturwerke
grössten Stils aus der Vogelperspektive,
ohne dass wir ebensoviele Türme zu be-
steigen brauchen.

Einige von den grössten dieser Reliefs,
gerade die augenfälligsten, machen vielleicht
den Eindruck einer grossen, noch dazu
äusserst kostspieligen Spielerei. (Die Kosten
im einzelnen belaufen sich auf zehn-,
sechzehn-, ja vierzigtausend Mark.) So
die Darstellungen der Städte Bautzen,
Meissen, Stuttgart, Altona und Hamburg
mit dem ganzen Hafen. Immerhin be-
sitzen diese Schaustücke einen bleibenden
kultur- und stadtgeschichtlichen Wert, und
sie bieten auch den jetzigen Beschauern
manches Lehrreiche. So das Modell der
Stadt Görlitz mit seiner äusserst ver-
zwickten Bahnhofsanlage; nach der einen
Seite führen die Geleise auf einem Viadukt
von schwindelnder Höhe über die Neisse,
nach der anderen müssen sie sich unter
einen Berg hindurch einen Weg furchen.
Bei allen diesen Modellen sind alle
Häuser, die kleinsten wie die grössten,
alle Brücken und Unterführungen u. s. w.
minutiös plastisch, und sogar in der Farbe
getreu herausgearbeitet. Aber die einfache-
ren Schichtenreliefs, namentlich die von
Stuttgart, wirken doch überzeugender und
klarer. Sie lassen alle 7i7ra//zformationcn
besser erkennen und danach beurteilen,
wie schwierig es bisweilen war, für die
Strassen, Plätze, einzelnen Gebäude, Eisen-
bahntracen u. s. w. günstige Verhältnisse
zu gewinnen.

Besonders instruktiv auf diesem Ge-
biete grosszügigster städtischer Baukunst
sind zwei Dresdner Modelle. Das eine
zeigt die Räcknitzhöhe, zunächst in
ihrem jetzigen natürlichen Zustande, mit leichten
Hügeln und flachen Mulden. Und daneben das Pro-
jekt ihrer Bebauung: da sind die Mulden ausgefüllt,
die Schwellungen abgetragen, überall führt gleich-
massiger Anstieg zur Höhe.

Das andere Modell zeigt ein Häusergewirr aus
dem Alt-Dresdner Stadtinnern, das inzwischen durch
die König Johannstrasse durchquert ist. Deren Trakt
ist durch über die Häuser und Gassen gelegte Drähte
angedeutet, und es gewährt einen eigenen Reiz, die
hier vollzogene Metamorphose allgemach sich zu er-
klären.

Als die vorzüglichsten Modelle nach einzelnen
hervorragenden Bauten nennen wir die Rathäuser zu
Leipzig, Hannover, Hamburg, Liegnitz, Bielefeld, St.
Johann a. Saar, Aachen, das des Märkischen Museums
zu Berlin nebst einer grossen Anzahl dortiger anderer
öffentlicher Bauten, die des neuen Stadttheaters zu
Nürnberg, des Museums für Kunst und Kunstgewerbe
zu Magdeburg, der dortigen Heydeckerei, des Bis-


 
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