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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 14.1903

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Kleinpaul, Johannes: Die Dresdner Ausstellungen 1903: Deutsche Städte-Ausstellung. Sächsische Kunst-Ausstellung
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https://doi.org/10.11588/diglit.4359#0225

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214

DIE DRESDNER AUSSTELLUNGEN 1903

ARMLEHNSTUHL, NACH ENTWURF VON AUG.
ENDELL, AUSOEF. VON DEN WERKSTÄTTEN FÜR
DEUTSCHEN HAUSRAT, DRESDEN (OES. GESCH.)

neben manchem anderen auch für Laien Interessanten
bietet, reichlich erschöpft sein, und wollen wir nun
der gleichzeitigen Sächsischen Kunstausstellung auf
der Brühl'schen Terrasse unser Interesse zuwenden.

Es ist interessant, diese und überhaupt den Auf-
schwung der sächsischen Kunst seit mehreren Jahren,
auf ihre Anfänge zurückzuführen.

Da war im Jahre 18g7 die erste grosse internationale
Kunstausstellung in Dresden, die sich das bleibende
Verdienst erwarb, dass sie erstmalig gleichzeitig zwei
so epochale Künstlerpersönlichkeiten wie Konstantin
Meunier und Henri van de Velde (mit diesem über-
haupt das moderne Kunstgewerbe) in Deutschland —
und zugleich auch noch die Worpsweder ins Kunst-
leben überhaupt — einführte. Dann folgten eine
»Deutsche« und mehrere kunstgewerbliche Sonder-
ausstellungen. Und im Jahre 1901 hatten wir wieder
eine grosse internationale Gesamtkunstausstellung, deren
Hauptruhm in hervorragenden raumkünstlerischen Lö-
sungen, in einer mustergültigen Zusammenstellung der
modernen Porträtkunst und einer umfassenden graphi-
schen Abteilung bestand, sowie in einer grandiosen
Kollektion erstrangiger Plastiker, vornehmlich von
Belgiern und Franzosen, von denen noch dazu die
hervorragendsten Werke als wertvolle Erwerbungen in
den Dresdner Museen zurückblieben. Und für nächstes
Jahr rüstet man bereits zu einer — nach allem, was
darüber verlautbart - gleich hervorragenden modernen
»Nationalen« und retrospektiven »Internationalen«.

Bevor es aber zu dieser kommt, drängte es die
Sachsen, auch einmal in klarer Übersicht ihr eigenes
Können zu erweisen. Dadurch sollte der Welt gezeigt

werden, eine wie erstaunlich grosse Zahl der meist-
genannten, bestbekannten deutschen Künstler dem
kleinen Sachsenlande entstammen. Und zugleich
wollten auch die weniger Bekannten nachweisen, dass
die machtvollen reichen Eindrücke all dieser letzten
Jahre nicht ohne Segen für sie an ihnen vorüber
gegangen waren. Denn das ist nicht zu verkennen,
dass alle jene Ausstellungen, denen der sächsische
Staat und die sächsische Residenz fortdauernd so
erhebliche Unterstützungen gewährten, als Kunst-
erziehungsthaien mit veranstaltet worden waren; und
niemand kann es den sächsischen Künstlern verargen
und wohl gar als Unselbständigkeit anrechnen, wenn
sie sich bemühen, von den Meistern aller Länder,
deren Hauptwerke sie so bequem intra muros vor
Augen gestellt bekommen haben, nach Kräften An-
regungen aufzunehmen und zu lernen.

Dies gilt namentlich bezüglich der Bildhauerei.

Als 1901 so ausserordentliche Erwerbungen für
unsere Museen bei den ausländischen Bildhauern ge-
macht wurden — Bartholome's Abguss des Monument
aux morts vom Pariser Pere Lachaise kostete allein
10000 Mark —, empfanden das unsere einheimischen
Künstler wohl als arge Konkurrenz und sich selber
als geschädigt. Sie formulierten ihre Einwände, dass
nicht in gleicher Weise auch die heimische Bildhauer-
kunst gefördert würde, die nur auf spärliche Be-
stellungen angewiesen sei und sich nicht freischöpferisch
entfalten könnte.

Staat und Stadt erkannten eine gewisse Berechtigung
dieser Beschwerde an und haben dies alsbald in echter
Liberalität bethätigt.

BLUMENTISCH, NACH ENTWURF VON G. KLE1N-
HEMPEL, AUSGEF. VON DEN WERKSTÄTTEN FÜR
DEUTSCHEN HAUSRAT, DRESDEN (GES. GESCH.)




 
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