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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 14.1903

DOI article:
Peters, H.: Die Kunstgewebeschule in Scherrebek
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https://doi.org/10.11588/diglit.4359#0239

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DIE KUNSTWEBESCHULE IN SCHERREBEK

227

dem, dass zu viele
das künstlerische
Weben anfangen,
mit anderen Wor-
ten die Konkur-
renz? So umständ-
lich ist es schliess-
lich nicht, sich die
Wolle aus Chri-
stiania kommen zu
lassen, und dann
kann man hoffen,
dass mit der Zeit
sich in Deutsch-
land die grossen
Färbereien ent-
schliessen, mit
Pflanzenfarben zu
färben. Spindler
hat es schon an-
gefangen.

Eine ganze
Reihe Kunstwebeschulen sind schon in Deutsch-
land entstanden, die aber, wie die Kieler Schule
zum Beispiel, auch Unterricht im praktischen Weben
erteilen. Der »Flachstuhl« kommt dort also neben
dem »Hochstuhl« zu seinem Recht. — Die Kieler
Schule hat eben ihr Bestreben darauf gerichtet, dass
die Kunstweberei wieder eine Hausindustrie werden
soll. Man soll sich für den eigenen Bedarf die Be-
züge für seine Polstermöbel weben, die, aus dem
besten Material hergestellt, eine Generation überdauern
werden; man soll sich die Wandbehänge, Truhen-
decken, Teppiche selbst weben, und daneben auch
das, was man im Hausstande an nützlichen Dingen
braucht. So trieben es unsere Vorfahren, so macht
es die gebildete und begüterte Hausfrau im Norden
noch heutigen Tages. Dadurch wird der Sinn für

TISCHDECKE VON ERICH KLEINHEMPEL, DRESDEN

diese schöne Tech-
nik immer mehr
verbreitet und eine
Anstalt, wie die
»Norske Hus-

flidsforenenig«,
macht gute Ge-
schäfte.

Pastor Jakob-
sen's Verdienst
bleibt immerhin
riesengross, dass
er das Wagnis un-
ternommen hat,
die erste Kunst-
webeschule in
Deutschland zu
gründen. Eine

neue Kunst, wenn
es auch eine alte
ist, die zu neuem
Leben sich ent-
Reihe von Jahren,
gehört Geld und

falten soll, braucht immer eine
um sich einzubürgern. Dazu
abermals Geld, um die schweren Anfangsjahre zu
überwinden. Vielleicht war Scherrebeks Betriebs-
material nicht gross genug, um viel auf Vorrat arbeiten
zu können. Viele haben Geld genug und den künst-
lerischen Sinn dazu, um sich nicht einen Öldruck,
der in unendlich vielen Exemplaren besteht, in ihren
Salon, den Stolz des Hauses, zu hängen; das muss
ein Originalgemälde sein. Sie scheuen sich aber
keinen Augenblick, daneben den auf Maschinen her-
gestellten, nicht im geringsten einen künstlerischen
Wert habenden sogenannten »Gobelin« anzubringen.
Hoffentlich finden sich Gönner für Scherrebek, die
durch Ankauf der schönen Kunstwebereien es ermög-
lichen, dass das Unternehmen fortbestehen kann.

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ZEICHNUNG VON GERTRUD KLEINHEMPEL, DRESDEN

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