Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 19.1908

DOI article:
Kunstgewerbliche Rundschau
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.4882#0127

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
KUNSTGEWERBLICHE RUNDSCHAU

ng

Feldern. Auffallend sind bei den Blättern die ungemein
energisch wirkenden Farben, welche sich in ihrer ganzen
ursprünglichen Frische erhalfen haben. Um auf den viel-
fach schwarzen Orund jene leuchtenden Farben wirken zu
lassen, druckte man das Dessin in breiten Zügen ver-
mittelst Klatschformen in weißer Leimfarbe auf. Auf diesen
Grund setzte man durch zweite Klatschformen die Mittel-
töne und vermittelst Stempel endlich die Licht- und
Schatteneffekte. Einige Partien wurden auch durch Scha-
blonen aufgesetzt. Es ist begreiflich, daß besonders bunt-
farbige Stücke, wie z. B. die Supraporten einen großen
Aufwand an Formen erforderten.

Altägyptische Glasflaschen. Die alten Ägypter
scheinen Glas nicht geblasen, sondern ihre Flaschen auf
folgende Art hergestellt zu haben. Nach einem Berichte
Petries befestigte man einen Sandkern, der die Innengröße
des herzustellenden Gefäßes besaß, an einem Metallstabe,
und tauchte diesen so in die geschmolzene Glasmasse
und erzielte dann von außen her die gewünschte Form.
So ist auch die Tatsache erklärt, daß man in altägyptischen
Glasgefäßen immer eine etwa 1 mm dicke Sandschicht
findet.

Berlin. Die Kgl. Porzellan - Manufaktur. Die Ver-
suche mit Unterglasurmalerei, die von der Kgl. Porzellan-
Manufaktur seit einiger Zeit aufgenommen worden sind
und die unter der Leitung einer bewährten künstlerischen
Kraft stattfinden, bezeigen, daß die Manufaktur als im
Kunstgewerbe vorbildliche Anstalt nicht gewillt ist, sich
der Verpflichtung zu entziehen, auch neueren künstlerischen
Bestrebungen die Tore zu öffnen und hierdurch auch an
ihrem Teil zu einer Weiterentwickelung des künstlerischen
Schaffens beizutragen. Zu einer grundsätzlichen Änderung
ihres bisherigen Standpunktes wird deshalb die Kunst-
abteilung in absehbarer Zeit voraussichtlich noch keinerlei
Anlaß haben. Die Bedeutung der großen Staatsmanufak-
turen Meißen und Berlin vor Privatbetrieben beruht füg-
lich darin, daß sie den Schatz alter Formen und Muster,
die in größter Reichhaltigkeit und Schönheit in der Blüte-
zeit des Porzellans, dem 18. Jahrhundert, entstanden und
seitdem stetig durch neue Schöpfungen ergänzt worden
sind, weiter pflegen.

SCHULE UND LEHRER

Düsseldorf. Der Staat beabsichtigt, an der Düssel-
dorfer Akademie eine besondere Lehrstelle für kirchliche
Monumental-Malerei einzurichten. Als Grund wird ange-
geben, daß gegen viele Arbeiten der Düsseldorfer Künstler,
besonders in der Rheinprovinz, von sachverständiger Seite
Bedenken geäußert worden seien.

Düsseldorf. Als Nachfolger von Prof. Peter Behrens
ist Prof Wilhelm Kreis in Dresden zum Direktor der
Kunstgewerbeschule berufen worden. Kreis steht im
35. Lebensjahr und war früher Assistent von Prof. Wallot.

München. In Bayern besteht auch für die Fach- und
Fortbildungsschulen die geistliche Aufsicht. Gegen eine
solche allgemeine Aufsicht werden sich die Liberalen zur-
zeit wohl noch vergeblich wehren. Sehr bedenklich wird
die Sache aber, wenn die Geistlichen auch die Fachaufsicht
erhalten sollen! Kultusminister von Wehner hat dies mit
folgenden dürren Worten angekündigt: »Nach der Ver-
ordnung soll das gewerbliche Fortbildungsschulwesen aus
einer elementaren und mehreren Fachabteilungen bestehen.
Bei letzteren kann nur eine technische Leitung bezw. ein
Kuratorium von Fachleuten in Frage kommen; es kann aber
unter Umständen auch dieser Körperschaft der eine oder
der andere Geistliche angehören.«

AUSSTELLUNGEN

Dresden. Große Kunstausstellung Dresden 1908. In
der Abteilung: »Kunst und Kultur unter den sächsischen
Kurfürsten* werden den Jahrhunderten entsprechende
Räume hergestellt, zumeist Nachbildungen von noch vor-
handenen Originalen, die ja die Königlichen Schlösser in
reicher Auswahl bieten, zum Teil aber hat die Leitung auch
die Vorlagen aus Privatbesitz genommen. Für die Nach-
bildung wurden Studien an Ort und Stelle gemacht. Die
Möbel, Bilder und sonstigen Geräte für die einzelnen
Räume des sächsischen Hauses stammen auch wieder zu-
meist aus Königlichem Besitz, aber auch der sächsische
Privatbesitz hat herrliche Gegenstände dazu hergegeben.
Vor allem dürften die sechs großen Säle die allgemeine
Aufmerksamkeit auf sich ziehen.

Düsseldorf. Es ist fraglich geworden, ob die Aus-
stellung für christliche Kunst im nächsten Jahre stattfinden
kann, weil die Künstler nicht auf ihre profane Ausstellung
verzichten wollen. Eine definitive Entscheidung ist aber
noch nicht erfolgt.

Frohburg i. Sa., 31. Januar. Zur Hebung des in
den Städten Frohburg und Kohren eingesessenen, über 400
Jahre alten Töpferhandwerks wurde hier am 19. Januar 1908
durch Herrn Amtshauptmann Dr. von Hübel-Borna eine
Ausstellung mustergültiger keramischer Gegenstände aus
dem Königl. Kunstgewerbemuseum, aus der Sammlung des
Vereins für Sachs. Volkskunde, aus dem Atelier des Herrn
Professor Groß-Dresden und aus den Werkstätten der
Herren Bildhauer Feuerriegel und Gerbert-Dresden eröffnet
und damit der praktische Unterricht eingeleitet, der von den
letztgenannten Herren in den Werkstätten der Töpfereien
abgehalten werden soll, um das keramische Gewerbe kunst-
handwerklich zu beeinflussen und neu zu gestalten. Herr
Amtshauptmann Dr. von Hübel teilte nach einem ge-
schichtlichen Rückblick über Entstehung und Entwickelung
des Töpferhandwerks mit, daß die Kgl. Staatsregierung
dem Unternehmen sympathisch gegenüberstehe. Hierauf
hielt Herr Professor Groß-Dresden einen äußerst an-
regenden instruktiven Vortrag über Keramik, in dem er
insbesondere die Ziele des Werkstättenunterrichts klarlegte.
Herr Professor Seyffert-Dresden übermittelte Grüße des
Ausschusses zur Pflege heimatlicher Kunst und Bauweise
und des Vereins für Sächsische Volkskunde und sprach über
den Erfolg der neuzeitlichen Bewegung, die das volks-
kundliche Schaffen wieder zu wohlverdienten Ehren bringen
will. Beiden Herren wurde lebhafter Beifall zuteil. Herr
Bürgermeister Schröter richtete namens der Städte Frohburg
und Kohren Worte des Dankes an die Königliche Staats-
regierung für die Unterstützung der Bestrebungen, an Herrn
Amtshauptmann Dr. von Hübel für seine Bemühungen um
die Hebung des Töpfergewerbes und an Herrn Bezirksarzt
Dr. Hertzsch für das Entgegenkommen in der Glasurfrage,
worauf die Versammlung, zu der sich eine große Anzahl
geladener Ehrengäste aus Frohburg, Borna und Kohren
eingefunden hatte, unter Dank an die beiden Herren Vor-
tragenden mit einem Hoch auf Se. Maj. den Konig, den
hohen Schützer des Handwerks, geschlossen wurde.

Die Ausstellung war bis 26. Januar geöffnet; sie er-
freute sich eines überaus zahlreichen Besuchs (über 700
Besucher sind zu verzeichnen gewesen), insbesondere auch
seitens kunstverständiger Interessenten.

Hoffen wir, daß die ausgestreute Saat auf guten Boden
fällt und damit das Töpferhandwerk wieder zur Blüte kommt.

Stockholm. Eine Kunstgewerbeausstellung in Stock-
holm wird auf Anregung des Vereins für Schwedisches
Gewerbe und Kunstgewerbe vom 4. Juni bis 18. September

18*
 
Annotationen