Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 19.1908

DOI Artikel:
Kunstgewerbliche Rundschau
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.4882#0229

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
220

KUNSTGEWERBLICHE RUNDSCHAU

Hierzu überbrachte Regierungsrat Albert, als Abgesandter
des Reichsamtes des Inneren, die Einladung der Regierung,
der »Deutsche Werkbund« möge sich an der Weltausstellung
in Brüssel 1910 korporativ beteiligen. Der Reichskommissar
würde sich um staatliche Aufträge bemühen.

4) Die Lehrlingsausbildung in den gewerblichen Groß-
betrieben soll vom Deutschen Werkbund mit allen ihm
zu Gebote stehenden Mitteln betrieben werden.

5) Der Werkbund wird die Bundesregierungen (nicht
das Reich) um die Aufstellung von Bebauungsplänen und
Bauordnungen, die dem heutigen Stand des Städtebaues
entsprechen, ersuchen. Die Ausführung dieser Pläne und
Ordnungen müsse von den Gemeinden unter eine sach-
verständige Aufsicht gestellt werden. (Kombinierter Antrag
von Max Berg-Frankfurt und Hans Kampfmeyer-Berlin).

6) Die erste Jahresversammlung empfiehlt die Ein-
wirkung des Deutschen Werkbundes auf die gemeinnützigen
Baugenossenschaften durch Vorschläge geeigneter Archi-
tekten, Hinweise auf die wesentlichen Bedingungen ein-
wandfreier Bebauungspläne, Forderung der Verwendung
guter Materialien und Anregung, Häuser und Wohnungen
auch mit einfachem, gediegenem, praktischem und schönem
Hausrat auszugestalten. (Antrag Dr. H. Worlich-Kassel).

7) Unsere Kunstgewerbemuseen sind in ihrer bis-
herigen Verfassung der Mehrzahl nach ausgesprochener-
maßen anstatt kunstgeschichtlichen, wissenschaftlichen
Charakters, denn sie haben sich eingerichtet auf den Stand-
punkt der Stilnachahmung in der Zeit des ig. Jahrhunderts.

Dem heutigen Schaffen im Sinne des Deutschen Werk-
bundes zu dienen, wird es vielmehr imstande sein, wenn
sie sich zu Arbeitsmuseen umbilden, die zwar in ihren
Beständen nach wie vor aufs strengste ihr wissenschaft-
liches Wissen wahren, aber außerdem durch Vorträge,
Führungen, instruktive Ausstellungen und durch Eingreifen
in die Frage der öffentlichen Kunstpflege dem Leben der
Gegenwart dienen. Es kann sich dabei weniger um populär-
wissenschaftliche Aufklärung handeln, die sich an ein all-
gemeines Publikum wendet, als um die Weiterbildung aller
mit dem Kunstgewerbe beschäftigten Kreise der Hand-
werksmeister, der Industriearbeiter, der Verkäufer, Reisen-
den usw. und was sie in diesen Kreisen im Sinne der
DWB.-Bestrebungen erwecken müßten, istnichtstilgeschicht-
liches Wissen, sondern Liebe zur guten Arbeit, jeder Art
Verständnis für Zweckform, für Material und Technik und
ihre natürlichen Schönheiten. In diesem Sinne können
die Museen eine neue und ohne Frage sehr wesentliche
und segensreiche Aufgabe im Dienste der Gegenwart er-
füllen. (Antrag Dr. Schäfer-Bremen).
* *

In den engeren Vorstand des »Deutschen Werkbundes«
wurden gewählt: Theodor Fischer-München, Hermann
Muthesius-Berlin, J. J. Scharvogel-Darmstadt, Gustav Klimt-
Wien, Gericke-Delmenhorst und Peter Bruckmann.

Die nächstjährige Versammlung des »Deutschen Werk-
bundes« wird in Frankfurt a. Main stattfinden.

PREISAUSSCHREIBEN

Zur Gewinnung eines geeigneten Entwurfs für die
äußere Ausstattung des durch die Münznovelle vom
19. Mai 1908 geschaffenen Fünfundzwanzigpfennig-
stücks wird ein Wettbewerb für deutsche Künstler unter
folgenden Bedingungen ausgeschiieben:

1. Für die Münze ist ein Durchmesser von 23 mm
geplant. Die Vorderseite soll die Zahl »25« in arabischer
Schreibweise groß und deutlich mit dem Worte »Pfennig«

daneben, darunter oder an der Seite als Wertangabe er-
kennen lassen, wobei auch eine seitliche Verschiebung der
letzteren eintreten kann. Die übrigen gesetzlichen Ge-
prägemerkmale sind folgende: a) die Inschrift »Deutsches
Reich«, b) die Jahreszahl der Ausprägung, c) der Reichs-
adler (in der heraldisch richtigen Form, Allerhöchster Erlaß
vom 6. Dezember 1888); außer der heraldischen kann noch
eine andere Form der Darstellung des Reichsadlers vom
Künstler vorgeschlagen werden, d) das Münzzeichen. Die
sonstige Anbringung von Verzierungen (Blattzweigen oder
anderem Bildwerke) wird dem Künstler überlassen. Wichtig
ist die leichte Unterscheidbarkeit von dem Zehn-, Fünfzig-
pfennig- oder Einmarkstücke.

2. Verlangt wird ein Modell in Gips oder Wachs oder
aus einem anderen geeigneten Stoffe in der Größe der
Münze nebst einer entsprechenden Zeichnung oder Photo-
graphie. Das Modell soll nach Möglichkeit in der Farbe
der Nickelmünzen abgetönt und so sorgfältig durchgearbeitet
sein, daß es für die Herstellung des Prägestempels ver-
wendet werden kann.

3. Jeder Entwurf muß mit einem Kennworte versehen
sein. Name und Wohnort des einsendenden Künstlers sind
in einem verschlossenen, dasselbe Kennwort tragenden
Briefumschlag anzugeben.

4. Die Entwürfe sind bis spätestens 1. Dezember 1908,
nachmittags 3 Uhr, bei dem Reichsschatzamt in Berlin W. 66,
Wilhelmstraße Nr. 61, kostenfrei einzuliefern.

5. Es werden drei Preise: 2000 Mk., 1500 Mk. und
1000 Mk., zusammen 4500 Mk. ausgesetzt.

6. Die Entscheidung über Zuerkennung der Preise er-
folgt durch ein Preisgericht, dem unter dem Vorsitze des
Unterzeichneten folgende Herren angehören werden:

a) Herr Wirklicher Geheimer Oberregierungsrat Bode,
Generaldirektor der Königlichen Museen,

b) Herr Professor von Falke, Direktor des Königlichen
Kunstgewerbemuseums,

c) Herr Professor Dr. Menadier, Direktor des König-
lichen Münzkabinetts,

d) Herr Professor Manzel, Mitglied der Königlichen
Akademie der Künste,

e) Herr Professor Tuaillon, desgleichen, sämtlich zu
Berlin.

Sollten preiswerte Entwürfe nicht eingehen, so bleibt
vorbehalten, für die drei besten Entwürfe eine angemessene
Entschädigung zu gewähren.

7. Die preisgekrönten Entwürfe gehen in das Ver-
fügungsrecht des Reichs über, die übrigen Entwürfe werden
den Bewerbern kostenfrei zugesandt.

Berlin, den 17. Juli 1908.

Der Staatssekretär des Reichsschatzamtes.

Sydow.

Verborgene Kunstschätze in Tirol. Zu dem unter
diesem Titel im Februarhefte der »Zeitschrift für bildende
Kunst« erschienenen Artikel ersucht uns der Autor, Herr
Friedrich Pollak, nachzutragen, daß die darin gegebene
nähere Charakteristik der beiden spätgotischen Schnitzaltäre
in Weißenbach samt dem vergleichenden Hinweise auf
andere südtiroler Arbeiten der nämlichen Schule wie die
Zuteilung der Flügelbilder des Altars in Kematen an einen
Salzburger Maler des 15. Jahrhunderts auf eine Veröffent-
lichung Dr. Robert Stiassnys in der Wiener »Neuen Freien
Presse« vom 25. Juli zurückgeht, zu der eine Notiz des
Vorgenannten in der Nummer vom 20. Juli desselben
Blattes den Anlaß gegeben hatte.

Für die Redaktion des Kunstgewerbeblattes verantwortlich: Fritz Hellwao, Berlin-Zehlendorf
Verlag von E. A. Seemann in Leipzig — Druck von Ernst Hedrich Nachf., o. m. b. h. in Leipzig
 
Annotationen