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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 12,2.1899

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Heft 16 (2. Maiheft 1899)
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Holzamer, Wilhelm: Sprechsaal: "immer mit Ausdruck"
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Lose Blätter
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https://doi.org/10.11588/diglit.7958#0125

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zur Hausmusik eignen — so „ausgestattei" geben können, wenn es kunst-
erzogen gcnug sein wird und dadurch kunstehrlich, nicht wie der Bildungs-
philister von heute. Wer dann noch vorüber geht, mag vorüber gehen, an
ihm ist nichts verloren; denn was es auch sei — Barbaren bleibt die Kunst
verschlossen, wie ihrem inneren Ausdrucke auch äußerlich nachgeholfen werde.
Für die Tondichter fordert das aber noch mehr das innerlich Zwingende, Klare,
Einfache, Gesunde. Auch für die Musik liegt im modern Forcierten, Formalen,
Mystischen und Dekadenten eine große Gefahr. Man bleibe bei Bach, Beethoven
und Wagner, um immer wieder dran erinnert zu werden.

lsexxenheim a. d. B. Wilhelm Lsolzamer.

Jch stimme mit den obigen Ausführungen grundsätzlich ganz überein,
nur liegt die Sache in unserem Falle etwas anders. Hier laufen zwei selb-
ständige Mclodien gleichzeitig neben einander her, und es wäre möglich, daß
der Spicler die eine als dic dominierende betrachtet, die andere aber nur als
eine minder wichtige Begleitstimme auffaßt. Um dies letztere zu verhindern
und zu betoncn, daß auch die Gegenmelodie durchwegs zur Geltung kommen
muß, schrieb der Komponist sein „immer mit Ausdruck" dazu, was somit keines-
wegs überflüssig war. R. B.

Lose Wlätter.

Gedichtc von August Ropisch.

Vorbemerkung- Jubiläen haben ja auch ihr Gutes — wäre anr
26. Mai nicht August Kopischs hundertstcr Geburtstag, wer weitz, wie lange
die berühmte „Aktenrevision" über seine literarische Bedeutung noch auf sich
warten ließel Nötig ist sie, denn das landläufige Urteil über Kopisch hat sich
festgcsctzt in einer Zeit, da man noch das von Kopisch selber so bewunderte
künstliche Dichtcn Platens für klassisch hielt: man zog zwar schon damals
Kopischs „neckische" Sachen seinen ernsten vor, aber selbst wenn man ihn für
groß in dieser Gattung crklärte, so hielt man die Gattung sclbst doch nicht nur
für kleincr, als die „seines großen Freundes", sondern überhaupt für klein.
Bei solcher Auffassung blieb es im allgemcinen bis heute. Denn zu dem Er-
wähnten kam, daß die Literaturgeschichte von Kopisch nie viel Wesens machte,
daß sie ihn meistens viclmehr recht hochnäsig ansah, und ferner, daß eine billige
Sammlung seiner Gedichte bis in die letzten Jahre hinein fehlte: man las
über ihn wenig und von ihm nur immer wieder dieselben paar Schwänke und
Trinklieder, die cin Anthologe vom andern abschrieb. Jetzt ist in Reclams
billiger Bibliothek eine reichhaltige Auswahl aus Kopischs Gedichtcn crschienen,
welche die Bekanntschaft dcs bescheidenen Menschen und guten Poetcn wesentlich
erleichtert. Wer ihn ganz zum Freunde gcwinnen will, kann nach ihrem Lesen
auf die „Gesammelten Werke" zurückgreifen, die Karl Bötticher bald nach des

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