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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 12,2.1899

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Heft 17 (1. Juniheft 1899)
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S., S.: Justis "Velazquez" als Kompendium praktischer Aesthetik, [1]
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Lose Blätter
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https://doi.org/10.11588/diglit.7958#0164

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sind. Geistlos langweilig pslegen Maler zu sein, welchen die Sichtbarkeit blotz
als Sprache Wert hat, zu der sich die Jdee, wenn auch noch so gefällig, herab-
läßt (so auch I, Z). Jn diesem Sinne ist Geist nicht, wie in jenem andern,
dem Genie entgegengesetzt.

Ueberhaupt ist Justi auf die „Metaphysik und Archäologie der Schönheit"',
also auf die übliche theoretische und angewandte Aesthetik, nicht gerade gut zu
sprechen. Man hat oft gemeint, sagt er (l, so?), die wahre Kritik bestehe nicht
darin, seinen echten Eindruck zu Wort kommen zu lassen, sondern angesichts
der Kunstwerke ästhetische Kompendien im Gedächtnis aufzuschlagen, und „stch
die Augcn auszustechen, um besser durchs Fernrohr zu sehcn." — Bei Gelegen-
heit von Velazquez' Gemälde ,Die Schmiede Vulkans", worin die Eifersucht
des hinkenden Gottes mit übermütiger Jronie als komisches Moment ausge-
beutet wird, meint Justi: es lietze sich hier eine Predigt halten über den Un-
dank des Publikums. Man bescheinigt mit schwülstigen Lobsprüchen die Lange-
weile, welche das korrekt befolgte Rezept verursacht hat und straft mit hos-
meisterlichen Belehrungen die gute Unterhaltung, die einem abgenötigt wurde.
Statt dem Manne zu danken, datz er auch in der Villa Medici kein akademisches
Wasser in seinen Wein gegossen, daß er die langweiligste Klasse moderner Bil-
der mit einem Stück bereichert hat, das niemand ohne Lachen ansieht (obwohl
dies Lachen, wie der Gracioso der Komödie, nur eine Zugabe des höflichen
Malers war für die, welchen der Genutz seiner crnsten künstlerischen Arbeit
nicht genügt hätte): statt dessen hält man ihm eine Lektion über den Apoll von
Belvedere. — Die klassischen Stoffe, fügt er hinzu (II, sss), sind eben
in einer schlimmen Lage- Jm ;?. Jahrhundert der Pedanterie, als selbst in
Madrid „der Lakai latinisierte" (Quevedo), arbeiteten schon die antiken Namen
für ein Bild, heute entstrahlt ihnen ein Frost von Langeweile. Wo dcr Künstler
sie durch Griffe in die Natur zu beleben sucht, da ergietzt die unfruchtbare Ge-
lehrsamkeit ihren Spott. Die antiken Figuren des Velazquez sind eigentlich
nicht mehr Parodie, als die des Rubens und der Renaissance. S. S.

(Fortsetzung solgt.)


Lose Wlätter.

Aus Hugo von ^ofmannsthals „tsochrcit -er Sobeide".

Vorbemerkung. Unser stellvertretcnder Berliner Berichterstatter „X"
hat sich über Hugo »on Hofmannsthals neue Stücke so absprechend ge-
äußert, datz wir nun, wo die Buchausgabe des „Theaters in Versen" (bei
S. Fischer in Berlin) auch sie uns vorgelegt hat, bekcnnen müssen: so weit
gehn wir nicht mit. Die allgemeineren Bemerkungen unsres Referenten halten
wir zwar durchaus für richtig und auch ihre Anwendbarkeit auf dic echten
Dichtungen Hofmannsthals geben wir zu, wie wir denn ganz besonders das
Gerede vom zweiten Teile des Faust mit X für üutzerst oberflächlich halten.
Aber es scheint uns, als wcnn Hofmannsthals eigenartige Werte entschicden
hüher eingeschätzt werden dürften, und zudem glauben wir einen ganz wesent-
lichen Fortschritt bei der ,Hochzeit der Sobeide" zu erkennen. Zeigt sie nicht
ein schönes Wachsen gerade an klarer Anschaulichkeit und Gesundheit? Wir
werden in weiteren Beiträgcn gelcgentlich zeigen, datz wir diese ganze Richtung
Aunstwart
 
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