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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 12,2.1899

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Heft 17 (1. Juniheft 1899)
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.7958#0181

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Berliner Künstler hat neuerdings eine
dankensrverte Einrichtung getrosfen.
Sic hat eine eigene geschäftliche Zen-
tralstelle begründet. Von hier aus
sollen Städte, Gemeinden, Vereine
aller Art, die Kaiser- und Bismarck-
Statuen, Kriegerdenkmäler und ähn-
liche Gruppen errichten wollen, davon
in Kenntnis gesetzt werden, daß eine
AnzahlKünstler ihnen zu den betresscn-
dcn Zwecken ausführliche künstlerische
Entwürfe und Modcllskizzen einzu-
reichen geneigt ist. Man folgt hicrin
einer Anregung des Kaisers, der
sich in einer kürzlichen Vcrfügung gegen
die gleichmätzige Ausgestaltung dieser
Art Denkmäler, wclche an kleinere
Städten zumeist die Bronzefabriken
liefern, ausgesprochen und eine mehr
künstlerische Fnssung befürwortet hat."

Das Vorgehen der Berlincr Bild-
hauer ist sehr verständig, die Urheber
der Preßnotiz aber möchten wir auf
einen kleincn Jrrtum aufmerksam
machen. Die jctzt gottlob allgemein
gewordcne Bewegung gegcn die fabrik-
mätzig gelicferten Dutzenddcnkmäler
geht nicht auf einc ,Anregung des
Kaiscrs" zurück, sondern auf einen Auf-
satz des Kunstwarts. Jm 2. Oktober-
heft ;8gs erschien im Kunstwart der
Aufsatz des Herausgebers „Dutzend-
denkmäler". Hunderte von Zeitungcn
drucktcn ihn, wie das unsrcn An-
regungen oft geht, nach, das prcu-
tzische, das österrcichische und andere
Ministerien traten dcr Sache näher,
und unter den verschicdenen Verord-
nungen, die daraufhin herauskamen,
war auch die kaiscrliche Kabinetsordre,
auf welchc die jctzige Pretznotiz an-
spielt- Der Herausgcber hat durchaus
keinen Grund, auf diesen bescheidencn
Erfolg stolz zu sein, denn auch er war
zu seinem Vorgehen diesmal aus
Künstlcrkrcisen crst angcrcgt wordcn,
zudem: dcr Zusall half uns da,
und sehr viel wichtigcre unsrcr An-
regungen sind ja bis jetzt ganz ohne
Folgen geblieben. Aber wir erwähnen
den Fall nls ganz einwandfrcies Bei-
spiel für die Beslissenheit, mi, der jctzt
von manchen Leuten alles Verdienst-
liche dem Kaiser zugeschoben wird, wo
man nur irgendwie dcnkt: es lätzt sich
einrichten.

* Wic berichtet wird.

Jm Palaste der deutschen Botschaft
zu Rom hat bekanntlich vor kurzem
eine Art Einweihungsfest für den neu-
ausgestattcten Thronsaal stattgefunden,
der jctzt die Prellschen Wandgemälde

cnthält. Das italicnische Königspaar
war dabei anwescnd, und was es da-
zu gesagt hat, scheint selbstverständlich
Vielen ungemein wichtig. Was hat
er nun gesagt? Lesen wir zunächst das
„Berliner Tageblatt": „DerKönig
und die Königin äutzerten sich gerade-
zu enthusiastisch Lber das Werk
des Künstlers, und der König sagte,
er werde dcm Kaiser Wilhelm tele-
graphieren, welchen gewaltigen
Eindruck der Saal auf ihn gemacht
habe." Lesen wir dann die „Neue
Freie Presse": „Die Königin unter-
hielt sich mit Prell lange und lebhaft;
der König widmete den Bildern einen
flüchtigen Blick und sprach immer
wieder ernst und eindringlich mit dem
General Peloux, der ihm zur Seite
stand." Welcher Reporter hat nun
geschwindelt?

verinischtcs.

* Schenkungen. Durch unsre
Zeitungen geht die folgende Notiz:
„Eine ganze Reihe anschnlicher Schen-
kungen haben wieder die amerikanischen
Universitäten zu verzeichnen. Solche
Listen wie die nachstehcnde könnte man
aus Amerika beinahe jede Woche mel-
den. Mitz Catherine Bruce, die sich
durch ihre Stiftungen zur Förderung
der Himmelskunde geradezu einen
Weltrus gesichert hat, hat wicderum
der Columbia-Universität -40 000 Mk.
geschcnkt, die allein zur Ausführung
astronomischer Photographien und
ihrer Ausmessung bestimmt sind. Die-
serUniversität allein hat diereiche Ame-
rikanerin zu astronomischcn Zwecken
bereits 88000 Mk. überwiesen. Der
Eiscnbahnkönig Vanderbilt hat der
von ihm gcstifteten Universität weitcre
-^oo oooMk. zum Bau eines Gebäudes
bcwilligt, in dem Zähmungsversuche
wilder Tiere vorgenommen werden
sollen. Für eine andere Universttät,
die Brown-University, hat sich ein
Ausschutz gebildet, der durch allmäh-
liche Sammlung von 8 Millioncn den
AuSbau der Hochschule bezweckt, die
erste Million ist bereits überschritten
wordcn. Die Slaatsuniversität des
Staates Kansaswird ein neues Chemie-
gebäude sür 220 000 Mk. erhalten. Die
Vermont-Universität erhielt von dem
verstorbcnenSenator Morill -^oooo Mk.
zur Errichtung eincs Stipcndiums. Die
Harvard-Universität empfing von Mrs.
Philipps die Summe von 200 000 Mk.,
dcren Zinsen zum Ankauf von Büchern
aus der cnglischen Litcratur verwandt

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