So lieben, herßt seine Seele befreien und so schön werden, wie seine bcfreite
Seele. „Wenn du in der Bewegtheit, die dir dies große Schauspiel verursachen
muß" — sagt bei Gelegenheit entsprcchender Dinge der große Plotin, der von
allen Geistern, die ich kenne, der Gottheit am nächsten kommt, — „wenn du
in dieser Bewegtheit nicht ausrufst, daß es schön sei, und wenn du dann, bcim
Verscnken deines Blickes in dich selbst, den Zauber der Schönheit nicht empfin-
dest, so suchst du in solchem Zustand vergeblich nach intelligibler Schünheit;
denn du suchtest sie nur mit dem Unschönen und Häßlichen. Darum auch
richten sich die Zwiegesprächc, die wir hier halten, nicht an alle Menschen.
Wenn du aber in dir die Schönheit erkannt hast, so erhebe dich zum Gedanken
der intelligiblen Schönheit . .
Frieven.
Am längsten Tage.
Ging vor mir ein Mägdlein her,
Im lsaar einen Blütenkranz,
Sang leise übcr die Saaten hinaus,
Die lagen im Abendglanz —
Schritt var mir die Iugend hin,
Sang leise hinaus übers Grün,
Und wo ihr Auge lenchten wollt',
Da that sich's auf zum Blühn.
Schritt vor mir die Iugend,
Ich stille hinterdrcin,
So zogen wir beide in Fricden
Ins Abendgold hinein.
Ii^undscdau
tlteratur.
^ Als wir die erste Ankündigung
der Kölnischen Blumcnspiele
lascn, lachten wir über manches darin,
schüttelten Lbcr anderes dcn Kvpf,
dachten aber schließlich: warum nicht,
es ist cin Faschingspaß wie andrc auch
und kann den Kölncrn ein ganz hüb-
sches Vergnügen bereiten. Äbcr nun
geschieht das Unerwartcte: diese Spic-
lereicn werden ernst genommcn;
kleine nicht nur sondern auch großc
Tageszcitungen drucken lange ernst-
hafte Berichte darüber, und jetzt zeigt
sclbst ein Fachblatt, das „Litcrarische
Echo", im Bildnis den „hochherzigen
Gründer der Blunienspicle", Herrn
Hofrnt vr. Fastenrath, wie er in seinen
Aunstwart
sämtlichen Orden strahlt. Ja, es feiert
dcn Scherz als einc fruchtbringende
Schüpfung für unsre Poesie. Da hilft
cs wohl nichts, wir müssen dieBlumen-
spicle noch einmal ansehn.
Fastenrath, derUebersetzerspanischer
Dichtungen, hat auch sie aus dem
Spanischen übersetzt. Es sind Preisver-
teilungen, bei denen eine „Blumen-
königin" goldene Blnmcn und der-
gleichcn an die poetischen Konkurrcnten
verteilt, mit provenzalisch-spanischem
Drum und Dran. Eine mächtige Re-
klamc, der es besonders auf Titelauf-
zählung anzukommcn schicn, leitete die
Sache ein, Leute, die einen literarischen
Namen hattcn, wurdcn angeschricben
und gebctcn, poctische Grüße zum
Fcste zu schicken (damit es s. Zt. nach
2Z2
Seele. „Wenn du in der Bewegtheit, die dir dies große Schauspiel verursachen
muß" — sagt bei Gelegenheit entsprcchender Dinge der große Plotin, der von
allen Geistern, die ich kenne, der Gottheit am nächsten kommt, — „wenn du
in dieser Bewegtheit nicht ausrufst, daß es schön sei, und wenn du dann, bcim
Verscnken deines Blickes in dich selbst, den Zauber der Schönheit nicht empfin-
dest, so suchst du in solchem Zustand vergeblich nach intelligibler Schünheit;
denn du suchtest sie nur mit dem Unschönen und Häßlichen. Darum auch
richten sich die Zwiegesprächc, die wir hier halten, nicht an alle Menschen.
Wenn du aber in dir die Schönheit erkannt hast, so erhebe dich zum Gedanken
der intelligiblen Schönheit . .
Frieven.
Am längsten Tage.
Ging vor mir ein Mägdlein her,
Im lsaar einen Blütenkranz,
Sang leise übcr die Saaten hinaus,
Die lagen im Abendglanz —
Schritt var mir die Iugend hin,
Sang leise hinaus übers Grün,
Und wo ihr Auge lenchten wollt',
Da that sich's auf zum Blühn.
Schritt vor mir die Iugend,
Ich stille hinterdrcin,
So zogen wir beide in Fricden
Ins Abendgold hinein.
Ii^undscdau
tlteratur.
^ Als wir die erste Ankündigung
der Kölnischen Blumcnspiele
lascn, lachten wir über manches darin,
schüttelten Lbcr anderes dcn Kvpf,
dachten aber schließlich: warum nicht,
es ist cin Faschingspaß wie andrc auch
und kann den Kölncrn ein ganz hüb-
sches Vergnügen bereiten. Äbcr nun
geschieht das Unerwartcte: diese Spic-
lereicn werden ernst genommcn;
kleine nicht nur sondern auch großc
Tageszcitungen drucken lange ernst-
hafte Berichte darüber, und jetzt zeigt
sclbst ein Fachblatt, das „Litcrarische
Echo", im Bildnis den „hochherzigen
Gründer der Blunienspicle", Herrn
Hofrnt vr. Fastenrath, wie er in seinen
Aunstwart
sämtlichen Orden strahlt. Ja, es feiert
dcn Scherz als einc fruchtbringende
Schüpfung für unsre Poesie. Da hilft
cs wohl nichts, wir müssen dieBlumen-
spicle noch einmal ansehn.
Fastenrath, derUebersetzerspanischer
Dichtungen, hat auch sie aus dem
Spanischen übersetzt. Es sind Preisver-
teilungen, bei denen eine „Blumen-
königin" goldene Blnmcn und der-
gleichcn an die poetischen Konkurrcnten
verteilt, mit provenzalisch-spanischem
Drum und Dran. Eine mächtige Re-
klamc, der es besonders auf Titelauf-
zählung anzukommcn schicn, leitete die
Sache ein, Leute, die einen literarischen
Namen hattcn, wurdcn angeschricben
und gebctcn, poctische Grüße zum
Fcste zu schicken (damit es s. Zt. nach
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