schüchtcrt zusammcngedrärigt und blickten mit den feurigen schwarzen oder tief--
blauen Augen um sich. Die emsige Martha aus dem Evangclium sorgte in
cigcner Person sür sie, hatte ihre schönste Küchenschürze umgebunden und einen
zierlichen klcinen Rußfleck an dem weißen Kinn und nötigte den Musen alles
Gute frcundlich aus. Aber erst, als Musa und die heilige Cäcilia und noch
andcre kunsterfahrene Frauen herbeikamen und die scheuen Pierinnen heiter
begrüßten und sich zu ihnen gesellten, da tauten sie auf, wurden zutraulich
und es entfaltete sich ein anmutig fröhliches Dasein in dem Frauenkreiso. Musa
saß neben Terpsichore und Cäcllia zwischen Polyhyinnien und Euterpen, und
alle hielten sich bei dcn Händen. Nun kamen auch die kleinen Musikbübchen
und schmeichelten dcn schöncn Fraucn, um von den glänzcnden Früchten zu
bekommen, die auf dcm ambrosischen Tische strahlten. König David sclbst kam
und brachtc einen goldcnen Becher, aus dem alle tranken, daß holde Freude sie
erwärmte; er ging wohlgefällig um den Tisch herum, nicht ohnc der lieblichen
Erato cincn Augenblick das Kinn zu streichcln im Vorbeigehen. Als es der-
gestalt hoch herging an dem Muscmisch, erschicn sogar unsere liebe Fran in
all' ihrer Schönheit und Güte, setzte sich auf ein Stündchen zu den Muscn und
küßte die hehre Urania unter ihrcm Sternenkranze zärtlich auf den Mund, als^
sie ihr beim Abschiede zuslüstertc, sie werde nicht ruhen, bis die Musen für
immer im Paradiese bleiben könnten.
Es ist freilich nicht so gekommen. Um sich sür die crwiesene Güte und
Frcundlichkeit dankbar zu erweisen und ihren guten Willcn zu zeigen, rat-
schlagten die Musen untercinander und übten in einem abgelegcnen Winkel der
Unterwelt eincn Lobgesang ein, dem sie die Form dcr im Himmel üblichen
fcierlichen Choräle zu geben suchten. Sie teilten sich in zwci Hälften von je
vier Stimmen, über welche Urania eine Art Oberstimme sührt, und brachten
so eine merkwürdige Vokalmusik zuwegc.
Als nun der nächste Festtag im Himmel gefeiert wurdc und die Musen
wicder ihren Dienst thaten, nahmen sie einen für ihr Vorhabcn günstig crschei-
ncnden Augcnblick wahr, stcllten sich zusammen auf und beganncn sünftlich
ihren Gesang, der bald gar mächtig anschwelltc. Abcr in diescn Räumen klang
er so düster, ja sast trotzig und rauh, und dabei so sehnsuchtsschwer und klagend,
daß erst cine erschrockenc Stille waltete, dann abcr alles Volk von Erdcnleid
und Heimweh ergrisfen wurde und in cin allgcmeines Weincn ausbrach.
Ein uncndlichcs Seufzen rauschte durch die Himmel; bestürzt eilten alle
Aeltesten und Propheten herbci, indessen die Musen in ihrer guten Meinung.
inimer lauter und mclancholischcr sangen und das ganze Paradies mit ihren
Erzvätern, Aeltcsten und Propheten, alles, was je auf grüncr Wiese gegangcn
oder gclegen, außer Fassung geriet. Endlich aber kam die allerhöchste Trinität
selber hcran, um zum Ncchten zu sehen und dic eifrigcn Muscn mit einem
lang hinrollenden Donnerschlagc zum Schweigen zu bringen.
Da kehrtc Ruhe und Gleichmut in den Himmel zurück; aber die armen.
neun Schwestern mußten ihn verlasscn und durftcn ihn scithcr nicht wieder
betreten.
Ilunsiwart
blauen Augen um sich. Die emsige Martha aus dem Evangclium sorgte in
cigcner Person sür sie, hatte ihre schönste Küchenschürze umgebunden und einen
zierlichen klcinen Rußfleck an dem weißen Kinn und nötigte den Musen alles
Gute frcundlich aus. Aber erst, als Musa und die heilige Cäcilia und noch
andcre kunsterfahrene Frauen herbeikamen und die scheuen Pierinnen heiter
begrüßten und sich zu ihnen gesellten, da tauten sie auf, wurden zutraulich
und es entfaltete sich ein anmutig fröhliches Dasein in dem Frauenkreiso. Musa
saß neben Terpsichore und Cäcllia zwischen Polyhyinnien und Euterpen, und
alle hielten sich bei dcn Händen. Nun kamen auch die kleinen Musikbübchen
und schmeichelten dcn schöncn Fraucn, um von den glänzcnden Früchten zu
bekommen, die auf dcm ambrosischen Tische strahlten. König David sclbst kam
und brachtc einen goldcnen Becher, aus dem alle tranken, daß holde Freude sie
erwärmte; er ging wohlgefällig um den Tisch herum, nicht ohnc der lieblichen
Erato cincn Augenblick das Kinn zu streichcln im Vorbeigehen. Als es der-
gestalt hoch herging an dem Muscmisch, erschicn sogar unsere liebe Fran in
all' ihrer Schönheit und Güte, setzte sich auf ein Stündchen zu den Muscn und
küßte die hehre Urania unter ihrcm Sternenkranze zärtlich auf den Mund, als^
sie ihr beim Abschiede zuslüstertc, sie werde nicht ruhen, bis die Musen für
immer im Paradiese bleiben könnten.
Es ist freilich nicht so gekommen. Um sich sür die crwiesene Güte und
Frcundlichkeit dankbar zu erweisen und ihren guten Willcn zu zeigen, rat-
schlagten die Musen untercinander und übten in einem abgelegcnen Winkel der
Unterwelt eincn Lobgesang ein, dem sie die Form dcr im Himmel üblichen
fcierlichen Choräle zu geben suchten. Sie teilten sich in zwci Hälften von je
vier Stimmen, über welche Urania eine Art Oberstimme sührt, und brachten
so eine merkwürdige Vokalmusik zuwegc.
Als nun der nächste Festtag im Himmel gefeiert wurdc und die Musen
wicder ihren Dienst thaten, nahmen sie einen für ihr Vorhabcn günstig crschei-
ncnden Augcnblick wahr, stcllten sich zusammen auf und beganncn sünftlich
ihren Gesang, der bald gar mächtig anschwelltc. Abcr in diescn Räumen klang
er so düster, ja sast trotzig und rauh, und dabei so sehnsuchtsschwer und klagend,
daß erst cine erschrockenc Stille waltete, dann abcr alles Volk von Erdcnleid
und Heimweh ergrisfen wurde und in cin allgcmeines Weincn ausbrach.
Ein uncndlichcs Seufzen rauschte durch die Himmel; bestürzt eilten alle
Aeltesten und Propheten herbci, indessen die Musen in ihrer guten Meinung.
inimer lauter und mclancholischcr sangen und das ganze Paradies mit ihren
Erzvätern, Aeltcsten und Propheten, alles, was je auf grüncr Wiese gegangcn
oder gclegen, außer Fassung geriet. Endlich aber kam die allerhöchste Trinität
selber hcran, um zum Ncchten zu sehen und dic eifrigcn Muscn mit einem
lang hinrollenden Donnerschlagc zum Schweigen zu bringen.
Da kehrtc Ruhe und Gleichmut in den Himmel zurück; aber die armen.
neun Schwestern mußten ihn verlasscn und durftcn ihn scithcr nicht wieder
betreten.
Ilunsiwart