und die Hausflur, die monumentale Ausbildung der Tore, die Stiegen-
aufgänge urrd Prellsteine, die koloristischen Eigenheiten der Haus-
fronten, die Vergitterungen der Fenster und der Türoberlichte, an
denen sich oft eine erstaunliche Mannigfaltigkeit des ornamentalen
und streng handwerklichen Sinnes bekundet, die alten Läden und
Schaufenster und schließlich, als hervorragender SHmuck der schlichtsn
Hausformen, die oft prachtvoll gearbeiteten geschmiedeten oder gs-
malten Zunftzeichen und Wirtshausschilder, über die Straße hängend
und oft auch den ganz Teilnahmlosen zum Stillstehen zwingend,
Malereien an der weißen Hauswand an gut sichtbarer Stelle, die
Mutter Gottes mit dem blauen Mantel, überragt von der Laterne,
die das ewige Licht in roten Gläsern birgt. Hochgegiebelte und
absonderlich gehelmte Schornsteine. In der Reihe der einfachen
Wohnbauten monumental wirkend irgendein altes Schloßgebäude,
jünger als die auf sehr alte Traditionen zurückreicheuden Wohn-
hänser, bewegter, sestlicher, reichlicher in der äußeren Erscheinung,
gewöhnlich aus der Barockzeit stammend, mit einem ganzen Schatz
von geschichtlichen Äberlieferungen und interessanten Kulturformen,
nicht viel weniger interessant als die geistlichen Stifte mit ihren
prachtvollen Kirchen, Bibliotheken, Fürstensälen, reich an Malerei,
Skulptur und Hairdwerkskünsten. Im Anschluß an diese Bauwerke
große barocke Gartenschöpfungen mit Solitüden, Plastiken, Glas-
HLusern und Lauben. Daneben die Reste kahler, schmuckloser Ver-
tcidigungswerke, die Kultur der ersten Siedelungen verkörpernd, über-
wuchert von der Vegetation kleinbürgerlicher Mauergärten. In der
Nachbarschaft, zum Teil von verwitterten Stadtmauern geschützt, kleine
Hausgärten, nach architektonischen Prinzipien zugsschnitten, regsl-
mäßig und raumsparend, an denen alles interessant ist: die Anlage,
dis gepflanzten Blumengattungen, die bunten Banernblumen, die
Laubsn und Laubengänge. Eine ganze Galerie unsrer entzückenden
Provinzstädte taucht empor, und schon schweift der Blick über sie
hinaus und weiter ins grüne Land, wo hinter den Obstbäumen da
und dort die Dörser hervorgrüßen. Von dem Städtchen zum Dorf
unterwegs gibt die Kunst stetes Geleite. Hier sind die Wegsäulen
interessant, Lie terrassenförmig abgebauten Weingärten, die Bauern-
höfe mit den an der Hofseite umlaufenden Galerien, die, in Holz
gebaut, die Vorläuser ähnlicher, in den Bürgerhäusern vorkommenden
Steinkonstruktionen sind und uralter heimatlicher Abkunft. Selbst
die Feldeinzäunungen bieten unter Nmständen Intsresse, als Wsrke
mehr oder weniger primitiver Flechtkunst. Im Dorfe ist der bäuer-
liche Kramladen jedenfalls auch des Studiums wert; hier sind die
althergebrachten Töpferwaren, die primitiven und originellen Spiel-
sachen und unter dem Wust schlechter importierter Fabrikwaren da
und dort noch die tüchtigen Erzeugnisse heimatlichen Gewerbefleißes,
die guten Bauernstoffe mit originellen, strengen und zugleich dekora-
tiden Mustern, dauerhast und billig und von dem Landvolk hier
und da noch, wenigstens noch für das Arbeitsgewand, verwendet.
Das Arbeitsgewand der Männer ist in der Tat das noch am Leben
erhaltene Stück ursprünglicher Heimatstracht, selbst dort, wo der alte
Sonntagsstaat von der städtischen Kleidung verdrängt ist. Mit der
l- Iuliheft GB
7
aufgänge urrd Prellsteine, die koloristischen Eigenheiten der Haus-
fronten, die Vergitterungen der Fenster und der Türoberlichte, an
denen sich oft eine erstaunliche Mannigfaltigkeit des ornamentalen
und streng handwerklichen Sinnes bekundet, die alten Läden und
Schaufenster und schließlich, als hervorragender SHmuck der schlichtsn
Hausformen, die oft prachtvoll gearbeiteten geschmiedeten oder gs-
malten Zunftzeichen und Wirtshausschilder, über die Straße hängend
und oft auch den ganz Teilnahmlosen zum Stillstehen zwingend,
Malereien an der weißen Hauswand an gut sichtbarer Stelle, die
Mutter Gottes mit dem blauen Mantel, überragt von der Laterne,
die das ewige Licht in roten Gläsern birgt. Hochgegiebelte und
absonderlich gehelmte Schornsteine. In der Reihe der einfachen
Wohnbauten monumental wirkend irgendein altes Schloßgebäude,
jünger als die auf sehr alte Traditionen zurückreicheuden Wohn-
hänser, bewegter, sestlicher, reichlicher in der äußeren Erscheinung,
gewöhnlich aus der Barockzeit stammend, mit einem ganzen Schatz
von geschichtlichen Äberlieferungen und interessanten Kulturformen,
nicht viel weniger interessant als die geistlichen Stifte mit ihren
prachtvollen Kirchen, Bibliotheken, Fürstensälen, reich an Malerei,
Skulptur und Hairdwerkskünsten. Im Anschluß an diese Bauwerke
große barocke Gartenschöpfungen mit Solitüden, Plastiken, Glas-
HLusern und Lauben. Daneben die Reste kahler, schmuckloser Ver-
tcidigungswerke, die Kultur der ersten Siedelungen verkörpernd, über-
wuchert von der Vegetation kleinbürgerlicher Mauergärten. In der
Nachbarschaft, zum Teil von verwitterten Stadtmauern geschützt, kleine
Hausgärten, nach architektonischen Prinzipien zugsschnitten, regsl-
mäßig und raumsparend, an denen alles interessant ist: die Anlage,
dis gepflanzten Blumengattungen, die bunten Banernblumen, die
Laubsn und Laubengänge. Eine ganze Galerie unsrer entzückenden
Provinzstädte taucht empor, und schon schweift der Blick über sie
hinaus und weiter ins grüne Land, wo hinter den Obstbäumen da
und dort die Dörser hervorgrüßen. Von dem Städtchen zum Dorf
unterwegs gibt die Kunst stetes Geleite. Hier sind die Wegsäulen
interessant, Lie terrassenförmig abgebauten Weingärten, die Bauern-
höfe mit den an der Hofseite umlaufenden Galerien, die, in Holz
gebaut, die Vorläuser ähnlicher, in den Bürgerhäusern vorkommenden
Steinkonstruktionen sind und uralter heimatlicher Abkunft. Selbst
die Feldeinzäunungen bieten unter Nmständen Intsresse, als Wsrke
mehr oder weniger primitiver Flechtkunst. Im Dorfe ist der bäuer-
liche Kramladen jedenfalls auch des Studiums wert; hier sind die
althergebrachten Töpferwaren, die primitiven und originellen Spiel-
sachen und unter dem Wust schlechter importierter Fabrikwaren da
und dort noch die tüchtigen Erzeugnisse heimatlichen Gewerbefleißes,
die guten Bauernstoffe mit originellen, strengen und zugleich dekora-
tiden Mustern, dauerhast und billig und von dem Landvolk hier
und da noch, wenigstens noch für das Arbeitsgewand, verwendet.
Das Arbeitsgewand der Männer ist in der Tat das noch am Leben
erhaltene Stück ursprünglicher Heimatstracht, selbst dort, wo der alte
Sonntagsstaat von der städtischen Kleidung verdrängt ist. Mit der
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