Lose Blätter
Aus Hans Thomas Crinnerungsblätiern
„Im Herbste des Lebens"
lIrr ich nicht, so taucht zuerst in Thomas und Thodes „Federspielen"
ein Motiv auf, das Thoma dann, ich weiß nicht wie oft, abgewandelt
hat: ein Ungeheuer, in dessen Rachen ein schmetterlingflügliges
Menschlein verzagt-beherzt ein Kindertrompetchen bläst. „Nein, Hans,
du wirfst den Ball zu hoch!", Thode kam da uicht mehr mit. Also er-
klärte Thoma mit eignem Reim, wie er's meinte:
„Vom RLtselrachen der Welt umfangen
Sitzt die arme Menschenseel in Fürchten und Bangen,
Das Ungeheuer kann sie ja spielend verschlingen,
Und möchte doch jede ihr fröhliches Lebenslied singen."
Und das setzte er auf Umschlag und Titelblatt seiner „gesammelten
Erinnerungsblätter" „Im Herbste des Lebens", die nun im Verlag der
Süddeutschen Monatshefte, München erschienen sind. Gewidmet aber ist
dieses Buch „dem freundlichen Blümlein Blaue, dem lieben Elisabethlein
in seinem zweiten Lebensjahre in Dankbarkeit von seinem Mba". Haben
wir nicht nun schon Hans Thoma bildnisgetreu vor uns? tzöchstens,
daß wir noch die Vorrede brauchten mit ihrem Suchen nach dcm „Bind-
fadeu", der all das Bunte zusammenhalte, und mit ihrem Zitate nach
cinem „chinesischen Ästhetiker": „Die Kunst ist der menschliche Ausdruck
der Zufriedenheit mit den Schöpfungen Gottes und des Wohlgefallens
an ihnen."
Der gesuchte „Bindfaden" ist (so wenig Hans Thoma sonst mit einem
solchen Ähnlichkeit hat) doch in der Tat nur Hans Lhoma: nur, ja „nur"
eine Persönlichkeit hält das Ganze zusammen. Kunstbetrachtungen,
Lebenserinnerungen, Kammerreden, Reisebeschreibungen, Gutachten, Skiz-
zenbuchverse, Zeitschriftenartikel, so bleibt es doch kein Gestückel. Ist
2. Septemberheft (909 303
Aus Hans Thomas Crinnerungsblätiern
„Im Herbste des Lebens"
lIrr ich nicht, so taucht zuerst in Thomas und Thodes „Federspielen"
ein Motiv auf, das Thoma dann, ich weiß nicht wie oft, abgewandelt
hat: ein Ungeheuer, in dessen Rachen ein schmetterlingflügliges
Menschlein verzagt-beherzt ein Kindertrompetchen bläst. „Nein, Hans,
du wirfst den Ball zu hoch!", Thode kam da uicht mehr mit. Also er-
klärte Thoma mit eignem Reim, wie er's meinte:
„Vom RLtselrachen der Welt umfangen
Sitzt die arme Menschenseel in Fürchten und Bangen,
Das Ungeheuer kann sie ja spielend verschlingen,
Und möchte doch jede ihr fröhliches Lebenslied singen."
Und das setzte er auf Umschlag und Titelblatt seiner „gesammelten
Erinnerungsblätter" „Im Herbste des Lebens", die nun im Verlag der
Süddeutschen Monatshefte, München erschienen sind. Gewidmet aber ist
dieses Buch „dem freundlichen Blümlein Blaue, dem lieben Elisabethlein
in seinem zweiten Lebensjahre in Dankbarkeit von seinem Mba". Haben
wir nicht nun schon Hans Thoma bildnisgetreu vor uns? tzöchstens,
daß wir noch die Vorrede brauchten mit ihrem Suchen nach dcm „Bind-
fadeu", der all das Bunte zusammenhalte, und mit ihrem Zitate nach
cinem „chinesischen Ästhetiker": „Die Kunst ist der menschliche Ausdruck
der Zufriedenheit mit den Schöpfungen Gottes und des Wohlgefallens
an ihnen."
Der gesuchte „Bindfaden" ist (so wenig Hans Thoma sonst mit einem
solchen Ähnlichkeit hat) doch in der Tat nur Hans Lhoma: nur, ja „nur"
eine Persönlichkeit hält das Ganze zusammen. Kunstbetrachtungen,
Lebenserinnerungen, Kammerreden, Reisebeschreibungen, Gutachten, Skiz-
zenbuchverse, Zeitschriftenartikel, so bleibt es doch kein Gestückel. Ist
2. Septemberheft (909 303