gung für den Künstler, auch für ganze Künstlergruppen; das erleichtert
die Arbeit. Theorien stehen jederzeit fertig vor der Türe zur Kunst und
drängen sich zum Worte. Hat der Beschauer die Theorie inne, so wird
er immer ja sagen zu dem Werke, auf das sie gemünzt ist. Freilich sitzt
auch da der kritischs Vitzliputzli in allen Ecken und lauert, wen er ver-
schliuge.
Vom Frieden durch die Kunst
^v^ir ahnen dann vor den Werken der Kunst, daß hinter dem heitern
^-^Kinderspiel ein tiefer Ernst steckt — und daß das, was Willkür
schien, aus folgerichtiger Notwendigkeit hervorgeht — und wir empfinden
diese notwendige Folge und uennen sie Harmonie, als die Einheitlichkeit,
die aller guten Kunst eigeu ist. Wir faugen an zu glauben, daß da
etwas von dem, was uns allen gemeinsam ist, etwas aus denr dunkeln
Grunde unsres Seins offenbar werden könnte. — Freilich werden wir
ja dadurch immer nur zum Ahnen kommen — aber wir sollen dies
Ahnen nicht geringschätzen, es ist doch der liebliche Vorbote des
Glaubens, der ja ebenso aus der Gemeinsamkeit unsres Gefühlslebens
seinen Ursprung hat. Aus dieser Gemeinschaft des Gefühlslebeus ent-
sprungen, erhaben über alle egoistischen Vestrebungen, die der Tag, das
Leben uotwendig mit sich bringen, die entzweien und zum Kampfe führen,
stellt die Kunst einen schönen Frieden her. Wir können durch sie er-
hoben sein in eine Region über allem Lieben und Hasseu. — Ein Hauch
der Versöhnung begleitet sie, und was der Wille heftig fordert und er-
kämpft im Leben, das schweigt vor ihr und sie löst es auf zu stillem
Schauen. — Wir köunen dem ähnlich werden, was man sich unter
Göttern denkt — die Ruhe kommt, die alle Angst des klopfenden Herzens
verscheucht, — die große Gelassenheit.
52H Kunstwart XXII, 2H
die Arbeit. Theorien stehen jederzeit fertig vor der Türe zur Kunst und
drängen sich zum Worte. Hat der Beschauer die Theorie inne, so wird
er immer ja sagen zu dem Werke, auf das sie gemünzt ist. Freilich sitzt
auch da der kritischs Vitzliputzli in allen Ecken und lauert, wen er ver-
schliuge.
Vom Frieden durch die Kunst
^v^ir ahnen dann vor den Werken der Kunst, daß hinter dem heitern
^-^Kinderspiel ein tiefer Ernst steckt — und daß das, was Willkür
schien, aus folgerichtiger Notwendigkeit hervorgeht — und wir empfinden
diese notwendige Folge und uennen sie Harmonie, als die Einheitlichkeit,
die aller guten Kunst eigeu ist. Wir faugen an zu glauben, daß da
etwas von dem, was uns allen gemeinsam ist, etwas aus denr dunkeln
Grunde unsres Seins offenbar werden könnte. — Freilich werden wir
ja dadurch immer nur zum Ahnen kommen — aber wir sollen dies
Ahnen nicht geringschätzen, es ist doch der liebliche Vorbote des
Glaubens, der ja ebenso aus der Gemeinsamkeit unsres Gefühlslebens
seinen Ursprung hat. Aus dieser Gemeinschaft des Gefühlslebeus ent-
sprungen, erhaben über alle egoistischen Vestrebungen, die der Tag, das
Leben uotwendig mit sich bringen, die entzweien und zum Kampfe führen,
stellt die Kunst einen schönen Frieden her. Wir können durch sie er-
hoben sein in eine Region über allem Lieben und Hasseu. — Ein Hauch
der Versöhnung begleitet sie, und was der Wille heftig fordert und er-
kämpft im Leben, das schweigt vor ihr und sie löst es auf zu stillem
Schauen. — Wir köunen dem ähnlich werden, was man sich unter
Göttern denkt — die Ruhe kommt, die alle Angst des klopfenden Herzens
verscheucht, — die große Gelassenheit.
52H Kunstwart XXII, 2H