einer modernen Entwicklung er-
scheinen, und nun werden sie voll-
ends beseitigt. Die Mittel, den
Gang dieser auch volkswirtschaftlich
nicht erfreulichen Entwicklung auf-
zuhalten, sind zumeist nicht wirk-
sam genug. Nur einzelne Städte
haben rechtzeitig wenigstens für ge-
wisse Teile ihrer alten Bezirke
sichere Schutzmaßregeln getroffen.
Und das obgleich die deutsche Ge-
setzgebung den Städten eine ästhe-
tische Polizei ermöglicht, mittels der
zwar nicht gesagt werden soll, wie
zu bauen ist, wohl aber, wie nicht
gebaut werden darf. Diese Gesetze
bsziehen sich auch auf die die Stadt
entstellende und dadurch ihre Zer-
störung vorbereitende kaufmännische
Reklame. Die Städte haben sich
nur in einzelnen Teilen des Reiches
der ihnen zugebilligten Rechte in
ausgiebiger Weise bedient. Unter
dem Drucke der geschilderten Ver-
hältnisse fährt man also in der Um-
bildung der Altstädte fort. Es ist
aber eine irrige Hoffnung, dadurch
die Verkehrsverhältnisse zu ver-
bessern. Man schafft nur immer
neue Komplikationen. Enge Straßen
vermögen sehr viel zu leisten, wenn
in ihnen gute Ordnung herrscht.
Durch entsprechende polizeiliche Vsr-
fügungen (deren ja selbst die ver-
kehrsoffensten Städte nicht entbeh-
ren können), namentlich durch Ams-
schluß des schnellfahrenden Durch -
gangverkehrs, kann in vielen
Fällen die Erhaltung der Altstadt
erleichtert werden.
Gurlitt befürwortete deshalb, die
Altstädte verkehrsckechnisch aus
der Gesamtstadt heranszuschä-
len, nicht wie bisher den Verkehr in
sie hineinzuführen, sondern ihn, so-
weit er nicht unbedingt dorthin ge-
hört, fernzuhalten. Besser noch als
die Polizei kann das freilich der
Städtebau. Namentlich in Städten,
die noch eine nicht völlig ausge-
baute Zone um den Kern haben,
muß die Aufmerksamkeit auf die
Linien gerichtet sein, die V o r st a d t
mit Vorstadt unter Umgehung
des Kernes verbinden, nicht aber,
wie bisher geschehen, die, die den
Verkehr durch die Altstadt hindurch-
führen.
Vorläufig will der Städtebau von !
der konzentrischen Linienführung
immer noch nicht loskommen, durch
die dem Zentrum Aufgaben gestellt
werden, die es nicht erfüllen kann.
Wenn erst die Schäden der über-
triebenen Verkshrskonzentration all-
gemein anerkannt sind, wenn erst
das ganze Shstem der möglichen
Maßnahmen technisch durchdacht
sein wird, dann darf man auf
Erhaltung der Altstädte hoffen. Es
sei verfehlt, in dieser bloß eine Frage
der Denkmalpflege und des Heimat-
schutzes zu sehen: Viel wichtiger noch
sei die soziale Seite, nämlich die
Erhaltung der Möglichkeit auch für
den kleineren Händler und Hand-
werker, im Handelsmittelpunkt sich
anzusiedeln oder zu behaupten.
Die Bedeutung der Qua-
litätsarbeit
ie Wissenschaft vom wirtschaft-
lichen Leben ist noch jung, aber
ihre Kindheit ist vorüber. Man
hat sie lange genug ungebunden in
der freien Natur sich tummeln
lassen. Die Erscheinungen der Welt
mit glücklichen, immer empfangs-
bereiten Sinnen unmittelbar, in-
tuitiv und naiv in sich aufnehmen
lassen. Ietzt sitzt sie schon seik
Iahren mit ihren älteren und älte-
sten Schwestern auf der Schulbank;
gelehrte Herren mühen sich ab,
ihre sinnlich-anschaulichen Kennt-
nisse durch abstrakte, begrifflich-
philosophische Erkenntnisse zu er-
setzen, und aus dem muntern, fri-
schen, blühenden Naturkinde ist
ein feierlich-ernstes, bleiches, müdes !
2. Oktoberheft (M (39
Handel u«d
Gewerbs
scheinen, und nun werden sie voll-
ends beseitigt. Die Mittel, den
Gang dieser auch volkswirtschaftlich
nicht erfreulichen Entwicklung auf-
zuhalten, sind zumeist nicht wirk-
sam genug. Nur einzelne Städte
haben rechtzeitig wenigstens für ge-
wisse Teile ihrer alten Bezirke
sichere Schutzmaßregeln getroffen.
Und das obgleich die deutsche Ge-
setzgebung den Städten eine ästhe-
tische Polizei ermöglicht, mittels der
zwar nicht gesagt werden soll, wie
zu bauen ist, wohl aber, wie nicht
gebaut werden darf. Diese Gesetze
bsziehen sich auch auf die die Stadt
entstellende und dadurch ihre Zer-
störung vorbereitende kaufmännische
Reklame. Die Städte haben sich
nur in einzelnen Teilen des Reiches
der ihnen zugebilligten Rechte in
ausgiebiger Weise bedient. Unter
dem Drucke der geschilderten Ver-
hältnisse fährt man also in der Um-
bildung der Altstädte fort. Es ist
aber eine irrige Hoffnung, dadurch
die Verkehrsverhältnisse zu ver-
bessern. Man schafft nur immer
neue Komplikationen. Enge Straßen
vermögen sehr viel zu leisten, wenn
in ihnen gute Ordnung herrscht.
Durch entsprechende polizeiliche Vsr-
fügungen (deren ja selbst die ver-
kehrsoffensten Städte nicht entbeh-
ren können), namentlich durch Ams-
schluß des schnellfahrenden Durch -
gangverkehrs, kann in vielen
Fällen die Erhaltung der Altstadt
erleichtert werden.
Gurlitt befürwortete deshalb, die
Altstädte verkehrsckechnisch aus
der Gesamtstadt heranszuschä-
len, nicht wie bisher den Verkehr in
sie hineinzuführen, sondern ihn, so-
weit er nicht unbedingt dorthin ge-
hört, fernzuhalten. Besser noch als
die Polizei kann das freilich der
Städtebau. Namentlich in Städten,
die noch eine nicht völlig ausge-
baute Zone um den Kern haben,
muß die Aufmerksamkeit auf die
Linien gerichtet sein, die V o r st a d t
mit Vorstadt unter Umgehung
des Kernes verbinden, nicht aber,
wie bisher geschehen, die, die den
Verkehr durch die Altstadt hindurch-
führen.
Vorläufig will der Städtebau von !
der konzentrischen Linienführung
immer noch nicht loskommen, durch
die dem Zentrum Aufgaben gestellt
werden, die es nicht erfüllen kann.
Wenn erst die Schäden der über-
triebenen Verkshrskonzentration all-
gemein anerkannt sind, wenn erst
das ganze Shstem der möglichen
Maßnahmen technisch durchdacht
sein wird, dann darf man auf
Erhaltung der Altstädte hoffen. Es
sei verfehlt, in dieser bloß eine Frage
der Denkmalpflege und des Heimat-
schutzes zu sehen: Viel wichtiger noch
sei die soziale Seite, nämlich die
Erhaltung der Möglichkeit auch für
den kleineren Händler und Hand-
werker, im Handelsmittelpunkt sich
anzusiedeln oder zu behaupten.
Die Bedeutung der Qua-
litätsarbeit
ie Wissenschaft vom wirtschaft-
lichen Leben ist noch jung, aber
ihre Kindheit ist vorüber. Man
hat sie lange genug ungebunden in
der freien Natur sich tummeln
lassen. Die Erscheinungen der Welt
mit glücklichen, immer empfangs-
bereiten Sinnen unmittelbar, in-
tuitiv und naiv in sich aufnehmen
lassen. Ietzt sitzt sie schon seik
Iahren mit ihren älteren und älte-
sten Schwestern auf der Schulbank;
gelehrte Herren mühen sich ab,
ihre sinnlich-anschaulichen Kennt-
nisse durch abstrakte, begrifflich-
philosophische Erkenntnisse zu er-
setzen, und aus dem muntern, fri-
schen, blühenden Naturkinde ist
ein feierlich-ernstes, bleiches, müdes !
2. Oktoberheft (M (39
Handel u«d
Gewerbs