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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 25,1.1911

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Heft 3 (1. Novemberheft 1911)
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Unsre Bilder und Noten
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https://doi.org/10.11588/diglit.9028#0291
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stimmung ist der unheimliche Hintergrund und Antergrund: der Boden,
dem dieses Getriebe entsteigt. Erst durch ihn bekommt das Licht des
Humors seinen Schatten, wird das Bild zu einem gerundeten Vollbild.

Die Beilage „Die Marsyasgruppe des Mhron" bringt die
Illustrationen zu dem Rundschaubeitrage von Professor Klein, zu dem
auch eins der Lextbilder gehört.

Die weiteren drei „in Sachen des H e i m a t s ch u tz e s", die wir der
Freundlichkeit des Regierungsbaumeisters F. Kallmeyer in Halle ver-
danken, sollen mit einem durch Zufall gerade verfügbaren Beispiele nur
daran erinnern, wie der Heimatschutzgedanke wirkt. Was wäre für die
verehrliche Stadt Halle gescheiter gewesen, wenn die Scheune zum Gute
Gimritz einmal neugebaut werdeu sollte: nach ihrem Magistratsentwurf
vorzugehen oder nach dem Vorschlage des heimatschützlerischen Kunstge-
werbevereins? Heute schon würde diese Frage wohl anders erledigt wer-
den, als sie vor ein paar Iahren erledigt worden ist. Dank der Ausbrei-
tung des Heimatschutzgedankens auch in den Massen. Nicht auf die
„eineScheune" aber kommt „so viel" an, und nicht um „ein paar Bäume"
als folche erheben wir ein andres Mal „ein Geschrei", sondern um Beispiele,
die, zehnmal durchgelassen, sich hundert weitere Mal wiederholen, wie
sie im Laufe früherer Iahre an zehn- und hunderttausend Stellen von
der Schönheit unsres Heimatlandes abgebröckelt haben. Ziegelgestelle wie
dieses mit dem magistratlichen Segen, das ist allgemeiner Vor-Heimatschutz-
Rutzarchitektur-Stil, und wenn der heute allmählich allerorten unmöglich
wird, nochmals: so ist das Einfluß der Massen, die auf uns zu hören
beginnen. Wirken wir weiter auf diese Massen, so werden wir sie auch
noch über andre Engen so weit hinaufführen können, wie eine Menge
als solche halt steigen kann. Nnd da unser Volk jetzt mehr Geschmack hat
als vor zwanzig Iahren, so kann's wohl noch einigen weitern bekommen. A
«M»nsre Notenbeilage bringt die beiden Eingangsätze aus Iohann
^Sebastian Bachs Invention D-dur für Violine und Klavier.
„Invention", das heißt Erfindung, Einfall ist in der ersten Hälfte des
f8. Iahrhunderts eine allgemeine Bezeichnung für Tonstücke ohne be-
stimmte thematische Form. Hier läßt Bach auf „eine Art Rezitativ" einen
Satz folgen, den er mit „Bizzarria" überschreibt, wohl um den Geiger
vor einem akademischen Vortrag zu warnen und ihn zum Ausschöpfen
des innewohnenden romantischen, subjektiven Ausdrucks anzuregen. Diese
bedeutendste der Bachschen Geigen-Inventionen ist im Original für Vio-
line und Baß geschrieben, doch bildet der Baß bei einem fo polyphon
denkenden Musiker natürlich nicht bloß die harmonische Stütze, sondern
nimmt auch am Aufbau feinen Anteil. Wie selbständig, konzertant be-
wegt er sich in der Bizzarria! Die Aussetzung des Basses und die Vor-
tragsbezeichnung hat Rudolf Melzer in Berlin für uns vorgenommen.

— Einmal im Bereiche der älteren Musik, geben wir auf der letzten
Seite noch ein Stück von Iohann Easpar Ferdinnnd Fifcher
(gest. nach (757), Kapellmeister zu Baden-Baden, einem der erfindsamsten
deutschen Klavierkomponisten vom Anfang des (8. Iahrhunderts, zugleich
als Probe einer größeren Sammlung, die L. Matossi in der Hausmusik
des Kunstwarts herausgegeben hat.

Derlag von Georg D. W Eallwev. Drack von Kastner L Lallwey, k. hofbuchdruckerel ln Wüncken

- In österreich-Ungarn für tzeransqabe n. Schriftleituno verantwortl :vr. Rich. Batka in Wien Xlll/s

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