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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 9.1895-1896

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Heft 6
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.11730#0107

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hasl, rvarm aä kcrnmknn und untöi?l)ultend geschriebcn.
Eine Menge durchaus aulhentrscher Bilder lätzt uns
dabei die Zeit sozusagen in ihrer eigenen Handschrist
sehen, und sehr sruchtbar erwies sich der Gedanke unter
sedes Bild eine ziemlich ausführliche Erläuterung zu
setzen, die zugleich das mühselige Nachsuchen nach Er-.
klärung im Texte vermeiden lüßt und dem Text selber zu
großzügiger Schilderung Luft verschafft. Der Gesinnung
nach steht Rudolf Kleinpaul etwa mit Johannes Scherr
auf einem Bodcn, und ebensowenig wie dieser läßt er's
gelegentlich an polemischen Hieben bis in die Gegenwart
hinein fehlen.

Eut w ick luu gs gesch i ch te der dtat ur. Von W i l-
helm Bölsche. 2 Vünde mit gegen )ooo Textabbildungen
und Taseln. (Neudamm, I. Neumann, geb. )5 Mk.)

Es gereicht mir zum Vergnügen in unserer Weihnachts-
schau, die wohl gelegentlich auch besehen darf, was die
„Gebiete des Schönen" nur berührt, dieses Werk zu
empfehlen. Vielleicht hätte es im deutschen Reiche kein
andrer schreiben können, als eben Wilhelm Bölsche, der
Fachmann von reichem Wissen und selbständigenr Denken
und zugleich der Schriftsteller, der in mehr als cinem
Werke seine Befühigung zu künstlerischer Darstellung er-
wiesen hat. Denn so zeigt das Buch auch bei populären
naturwissenschaftlichen Schriften ungewöhnliche Vorzüge:
eine nicht mechanische sondern wirklich organische Kompo-
sition, eine immer warm belebte und oft sehr anschau-
liche Darstellung, die zmpeilen geradezu begeistert und be.-
^ geisternd wird.

Es solgen hier auf eine „Einleitung" die einzelnen
Abschnitte: „Entwicklungsgeschjchte der menschlichenKennt-
nis von ber Natur", „Entwicklungsgeschichte der außer-
irdischen Welt", „der Urzustand der Erde und die vul-
kanischen Erscheinungen, der Gegenwart", „die E-tde als -
'Wohnstätte organischen Lebens m der.ältesten Epoche ihrer
sEntwicklung" und -7 im fünften und sechsten Abschnitt
„in der Trias-, Jura- und KreidezeitZ sowie „vom Be-
ginn der Tertiärzeit bis auf die Gegenwart." Alle Er-
scheinungen, die zur Deutung der Dinge besonderen Anlaß
geben, und die Theorien, die sich mit solchen beschästigen,
werden dabei aussührlich und mit eb'enso vorsichtiger wie
unbefangenM Kritik besprochen.. Wer kirchlich gesonnen
und geneigt ist, die Aussprache einer anderen Weltanschau-
ung als Eingriff in seine eigene verletzt zu empsinden,
wird ja Bölfches Buch kaum lesen, uffH Hm kann's auch
nicht empfohlen werden. Aber der Versasser ist bei aller
Voraussetzungslosigkeit seiner Ansichten und aller Frei-
mütigkeit seiner Bekenntnisse weit davon entsernt, jener
Halbbildung zu schmeicheln, deren Zahlungsfähigkeit glaubt,
sich jedes Problem nnt ein paar Scheidemünzen „kaufen"
zu „können". Selbstverständlich, wird nichl ein einziger ^
denkender Leser All e s, was Pölsche sagt, unterschreiben
gwo wären zwei Kopse, die über so viele schwierige Fragen
gleich dächten?), und eben deshalb ist's sehr möglich, daß
gegen manches im Buch sich aus den Kreisen der Natur-
sorscher Widerspruch erheben wird. Aber auch diese werden
anerkennen, daß hier die einzige überhaupt in Arage kom-
mende populüre Darstellung der betreffenden Dinge vor-
.liegt, die auch die zahlreichen ForschungsergkLnisse und
Funde der letzten Jahre schon verwertet. W'Sehr zü
loben ist auch die Jllustration, nicht obgleich, sondern weil
sie gar nicht blendet: die Herausgeber haben sehr recht
daran gethan, unter Verzicht aus vrangende Lockbilder in
genügender aber einsacher Ausstattung desto mehr solcher

Bilder zu bringen, die mirktlich veranschaulichcn und er-
läutern.

l) a u d b u ch der deuts ch e u T r a ch t von Fr. H 0 tten -
r o th. )5 Lieferungen zu jc 2 Mk. (Stuttgart, C. Weise.)

Wir haben vor etwa drei Jahren Hottenroths großes
Trachtenwerk mit dem höchsten Lobe besprochen, kaum
geringeres als das höchste Lob dürfen wir auch dieseni
kleineren zollen, das sich auf die deutsche Kostümgeschichte
beschrünkt und nun sast vollendet vorliegt. Hier ist ein-
Mal die Redensart vom deutschen Fleiße angebracht, aber
nicht geringcre Anerkennung als das crstaunliche Wissen
des Verfassers verdient seine Fühigkeit, mit dem Wort und
besonders mit- dem Bilde darzustellen und zu belehren.
Wir haben schon bei dem großen Trachtenwerke die außer-
ordentliche Verdichtung des Stoffes hervorgehoben, die ja
alleiw'ermöglicht hat, die Ueberfülle zu bewältigen, ohne
oberslächlich zu werden, — wir können das Lob bei diesem
kleineren wiederholen. Jede Lieserung enthält außer den
zahlreichen Textabbildungen (unter denen auch solche von
Geräten u. s. w., sowie sogar Schnittmuster sind) je zwei
sarbige Tafeln, deren kleine Figürchen in vortrefflicher
Zeichnung mit schärfster Ausführung so viel vom Kostüm
der Dargestellten zeigen, wie zu zeigen nur möglich ist.
Sein Stoffgebiet läßt das Werk schon bei vorrömischer
Zeit beginnen und erst in der Gegenwart enden, dabei
dringt es in alle Seitenthäler der Kultur und berücksichtigt
auch sorgfältig die kriegerischen, kirchlichen und sonstigen
'Amts-, sowie die. bäurischen Volkstrachten.

lNiiucheuer Aaleuder für das Iabr )8y6.
(München-Regensburg, Nationale Verlagsanstalt, Mk. ).--)

DeA Schreib'er dieser Zeilen bekennt, daß er sür nur
ganz wenige billige Unternehmungen eine solche Vorliebe
hat, wie sür dieses: Die Münchner Kalender sind wahre
Muster einer überaus lustigen und dekorativen Ausstattung,
die doch durchaus künstlerisch und gediegen ist. Otto Hupp
und seine heraldischen Berater verstehen wahrlich ihre
Sache vortrefflich. Und alle Jahre etwas Neues, scheinbar
ganz ohne die sromme Scheu vor den Kosten, die hsonst
so oft die Unternehmer ähnlicher Sachen vor Aender-
uugen zur Fürsicht stimmt. Diesmal geben die Stamm-
(wappen von deutschenFürstenhäusern die Hauptbilder,

und auf dem Titelblatt thront die Madonna als patrong.
Uccvoricie. Wir können zu dem ganzen Dinge nur sagen:
bravo, oder,Su es doch „altdeutsch" sein muß: wacker! —
Der gleiche Verlag hat übrigens auch noch ein „Wirt-
schaftsbuch" und ein „Wäschebuch" sür die Hausfrau
herausgegeben, die beide zusammen nur eine Mark kosten.
Sie sind in derselben muntern und gemütlichen Weise aus-
gestattet und dabei praktisch eingerichtet.

.. V

* Stcin--Ü6uukasten. Eine Zeitschrist, die wie die
unsere „die künstlerische Erziehung der deutschen Jugend"
nicht aus den Augen lassen mag, muß sich wohl auch oon Zcit
zu Zeit unter den Spielsachen umsehen. So habcn wir dies-
mal die vielgerühmten Anker-Steinbaukasten der Leipziger
Lehrmittel-Anstalt von l)c. Oskar Schneider auf Herz und
Nieren geprüft, die bei Fr. Ad. Richter L Cie. in Rudol-
stadt angesertigt werden. llnd wir müssen bestätigen, daß
diese Sachen in der That.gut, sogar in ihrer Art vor-
züglich sind. Sie haben nur den einen wesentlichen Nach-
teil, daß. sie recht teuer sind — ein Nachteil indessen, der
sich durch ihre. Solidität, die grotze Genauigkeit der Aus-
 
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