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Kussmaul, Adolf
Jugenderinnerungen eines alten Arztes — Stuttgart, 1899

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https://doi.org/10.11588/diglit.15258#0047

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Auf der Landstratze.

^lln dem nahen Flecken Schweigern behandelte mein Vater die
Frau des Pfarrers Hermani; sie litt an Schwindsucht, nahm viel
Schneckenbrühe, schlief auch eine Zeit lang im Kuhstall, worauf man
damals viel hielt, und schleppte sich mit der Krankheit leidlich hin.
Aus Freundschaft erbot sich der Pfarrer, mir fünfmal in der Woche
Unterricht erteilen zu wollen, was mit großem Dank angenommen wurde.

Anfangs ging die Sache gut. Man schnallte mir morgens das
Schulränzchen auf den Rücken nnd vergnügt trollte ich mich aus dem
Hause. Man legt die Strecke bis Schweigern in einer halben Stunde
zurück, ich brauchte anfangs eine Stunde für den Hinweg, l?/? bis 2
für den Heimweg, aber von Woche zu Woche dehnte sich der Weg,
bis ich zuletzt erst gegen Mittag in Schweigern und am Abend wieder
in Boxberg eintraf. Die Landstraße ließ mich nicht los, das ganze
Naturreich verfchwor sich, mich unterwegs festzuhalten und wunder-
schöne Herbsttage spendeten ihren Segen dazu.

Da winkten am Rain auf den Brombeerstauden schwarze Beeren,
sie mundeten süß und mußten gepflückt werden. Nebenan lockten auch
verführerische blaue Pslänmchen aus schwarzen Dornbüschen, aber ich
ließ sie ruhig glänzen und gleißen, denn ich kannte ihre Tücke, es
waren Schlehen. Jch hatte mehrmals nicht widerstehen können und
hinein gebissen, da zogen sie mir den Mund bis zu den Ohren.
Darum war es klüger, sie hängen zu lassen und lieber auf die Aepfel-
bäume zu klettern und nachzusehen, ob die Aepfel schon reif seien.
Waren sie noch unreif, so brauchte man sie deshalb nicht hängen zu
 
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