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https://doi.org/10.11588/diglit.15258#0150
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Korpsbrüdcr.
Landgerichts in Freiburg i. Br., der Chirurg Bernhard Beck, Fried-
rich Kapp, Eugen Regenaner, endlich Heinrich Goll.
Rudolf von Freydorf führte als Student auf der Hirschgasfe
eine gefährliche, scharfe Klinge und im Rate der Senioren eine ge-
fürchtete, fcharfe Znnge. Jm Jahre 1870 hat er als badischer Minister
des Auswärtigen beim Ausbrnch des französischen Kriegs seine alte
Schlagfertigkeit in den Depeschen bewiesen, die er mit dem Duc de
Grammont wechselte.
Jm Spütherbst 1858 hatte ich mit meinem ehemaligen Senior
eine medizinisch-interesfante Begegnung beim Schwurgericht in Mann-
heim, gelegentlich eines Rechtsfalls, wobei er das Amt des Staats-
anwalts und ich das des ärztlichen Sachverständigen versah. Jch
war damals a. o. Professor der Medizin in Heidelberg und hatte
kurz vorher einer Bersammlung der deutschen Augenürzte in Heidel-
berg angewohnt, wo Albrecht von Graefe sein neues Verfahren mit-
teilte, das aknte Glaukom auf operativem Wege zu heilen, und Be-
richt gab über die damit erzielten Heilungen der schlimmen, das
Auge mit Erblindnng bedrohenden Krankheit. — Jch erschrack, als
mich Freydorf begrüßte; die Pupille seines rechten Auges war weit
und starr und blaugrün statt schwarz. Er teilte mir auf Befragen
mit, daß er vor kurzem eine heftige Entzündung an diesem Auge ge-
habt habe, doch sei sie glücklich geheilt, er habe in der letzten Zeit
wie früher anch in den Nüchten hinter den Akten gesessen, gelesen
und geschrieben. Jch verschwieg ihm meine Bedenken nicht, denn
ich hielt die Sache für ein mit Erblindung abgelaufenes akutes
Glaukom, und veranlaßte ihn nach Heidelberg zu kommen, wo ich
ihn einem meiner Bekannten, vn. Jung, einem Schüler von Graefe
und Helmholtz und nachmaligem Professor der Augenheilkunde in
Moskau, vorstellte. Eine genaue Untersuchung ergab, daß die Seh-
kraft des rechten Auges bereits vernichtet war, bei geschlossenem linken
Auge vermochte Freydorf mit dem rechten nicht einmal das Licht einer
brennenden Kerze wahrzunehmen. Das linke Auge war noch gesund,
aber nach wenigen Wochen begann, wie Jnng gefürchtet, das Glaukom
auch an diesem. Sofort unterzog sich der schwer Bedrohte der Graefe-
schen Operation; Prof. Franz Chelius führte sie mit vollkommenem
Korpsbrüdcr.
Landgerichts in Freiburg i. Br., der Chirurg Bernhard Beck, Fried-
rich Kapp, Eugen Regenaner, endlich Heinrich Goll.
Rudolf von Freydorf führte als Student auf der Hirschgasfe
eine gefährliche, scharfe Klinge und im Rate der Senioren eine ge-
fürchtete, fcharfe Znnge. Jm Jahre 1870 hat er als badischer Minister
des Auswärtigen beim Ausbrnch des französischen Kriegs seine alte
Schlagfertigkeit in den Depeschen bewiesen, die er mit dem Duc de
Grammont wechselte.
Jm Spütherbst 1858 hatte ich mit meinem ehemaligen Senior
eine medizinisch-interesfante Begegnung beim Schwurgericht in Mann-
heim, gelegentlich eines Rechtsfalls, wobei er das Amt des Staats-
anwalts und ich das des ärztlichen Sachverständigen versah. Jch
war damals a. o. Professor der Medizin in Heidelberg und hatte
kurz vorher einer Bersammlung der deutschen Augenürzte in Heidel-
berg angewohnt, wo Albrecht von Graefe sein neues Verfahren mit-
teilte, das aknte Glaukom auf operativem Wege zu heilen, und Be-
richt gab über die damit erzielten Heilungen der schlimmen, das
Auge mit Erblindnng bedrohenden Krankheit. — Jch erschrack, als
mich Freydorf begrüßte; die Pupille seines rechten Auges war weit
und starr und blaugrün statt schwarz. Er teilte mir auf Befragen
mit, daß er vor kurzem eine heftige Entzündung an diesem Auge ge-
habt habe, doch sei sie glücklich geheilt, er habe in der letzten Zeit
wie früher anch in den Nüchten hinter den Akten gesessen, gelesen
und geschrieben. Jch verschwieg ihm meine Bedenken nicht, denn
ich hielt die Sache für ein mit Erblindung abgelaufenes akutes
Glaukom, und veranlaßte ihn nach Heidelberg zu kommen, wo ich
ihn einem meiner Bekannten, vn. Jung, einem Schüler von Graefe
und Helmholtz und nachmaligem Professor der Augenheilkunde in
Moskau, vorstellte. Eine genaue Untersuchung ergab, daß die Seh-
kraft des rechten Auges bereits vernichtet war, bei geschlossenem linken
Auge vermochte Freydorf mit dem rechten nicht einmal das Licht einer
brennenden Kerze wahrzunehmen. Das linke Auge war noch gesund,
aber nach wenigen Wochen begann, wie Jnng gefürchtet, das Glaukom
auch an diesem. Sofort unterzog sich der schwer Bedrohte der Graefe-
schen Operation; Prof. Franz Chelius führte sie mit vollkommenem