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Kussmaul, Adolf
Jugenderinnerungen eines alten Arztes — Stuttgart, 1899

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https://doi.org/10.11588/diglit.15258#0151

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Korpsbrüder.

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Erfolg aus, das Auge wurde gerettet. Freudig Lewegt schied Frey-
dorf von Heidelberg mit den Worten: „Gott sei Dank! ich bin mit
einem blauen Auge davon gekommen!"

Das Jdeal eines ritterlichen Korpsburschen ohne Furcht und
Tadel war Bernhard Beck, gebürtig aus Freiburg, der Sohn des
Profesfors der Chirnrgie Karl Josef Beck und Schüler von Stroh-
meyer, dem Nachfolger seines Vaters. Er hatte in Freiburg das
Korps der Rheinländer aufgethan und nur sein letztes Semester in Heidel-
berg zugebracht. Er ist, von Großherzog Friedrich in den erblichen
Adelstand erhoben, als Generalarzt a. D. 1894 in seiner Vaterstadt,
wohin er sich zurückgezogen hatte, ans dem Leben geschieden.

Unwandelbar treu seinen Freunden ergeben, ist Beck auch mir
zeitlebens ein treuer Freund geblieben, obwohl ich, wie ich bald er-
zählen werde, im Herbst 1844 dem Korps abtrünnig wurde. Er
hat mich lurz nachher, an Ostern 1845, anf seiner Heimreise aus
den Hospitülern von Paris und Berlin in Heidelberg aufgesucht nnd
blieb einige Tage mein Gast. Vier Jahre vor seinem Tode ver-
öffentlichte er in dem Organ der deutschen Korpsstudenten, den „Aka-
demischen Monatsheften" vom 26. Dezember 1890^ seine Lebensbeschrei-
bung und schickte sie mir mit der Widmung: „Dem alten Freunde und
Korpsbruder als Neujahrsgruß."

Diese Lebensgeschichte ist ein kulturgeschichtliches Dokument ersten
Rangs zur Beleuchtung des studentischen Geistes der dentschen Hoch-
schulen unsres Jahrhunderts. Nie fand das Korpsleben einen wärmeren
Lobredner, als unsern „Bernhard". Er blieb, wie er sich selbst rühmt,
den „Korpsidealen" seiner Jugend treu bis ans Ende. Das Korps-
leben sei, in richtiger Weise genossen und durchgeführt, die beste
Schuluug des Jünglings auf der Universität und bilde männliche,
makellose Charaktere. — Sicherlich besaß Beck eine große Willens-
und Arbeitskraft neben einem unbedingten Selbstvertrauen. Er wußte
mit seltener Beharrlichkeit als Student seine Zeit so zwischen Studium,
Fecht- und Mensurboden einzuteilen, daß er mit vorzüglichen Kennt-
nissen von der Hochschule abging. Er kam nur an den vorgeschriebenen
Abenden auf die Kneipe, trank wenig und rauchte nicht. Er ist mit
der Zeit ein abgesagter Feind des Tabakrauchens geworden. Welch
 
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