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Kussmaul, Adolf
Jugenderinnerungen eines alten Arztes — Stuttgart, 1899

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https://doi.org/10.11588/diglit.15258#0194

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174

In illSllioriniii.

als A6ntl6Nian die Achtung der Engländer. Er gründete ein Hospital
fur Augen- und Ohrenkranke, das erste dieser Art, das anßerhalb
Londons in England eingerichtet wnrde; nach seinem Tode übernahm
es die Stadt Bradford als Eigentum. — Welche dankbare Verehrung
ihm die Kolonie zollte, zeigte das originelle Fest, das sie zur Feier
seiner silbernen Hochzeit 1874 mit ihm beging. Die gesamte Jugend,
die er in Bradford als glücklicher Geburtshelser im Laufe von 22
Jahren ans Licht der Welt gefördert hatte, erschien teils auf eigenen
Füßen, teils auf den Armen ihrer Mütter und Ammeü, um ihm
ihre Glückwünsche darzubringen. Und weder sie, noch ihre Eltern
kamen mit leeren Händen, jene brachten ihm einen Check von 600,
diese von 1000 Pfund und machten so die silberne Hochzeit zur
goldenen. — Jm Jahre 1877 erwies die Medicochirurgical Society
Bradfords dem Foreigner die seltene Auszeichnung, ihn zu ihrem
Vorsitzenden zu ernennen. — Seine grenzenlose Hingebung verkürzte
des edeln Mannes Leben. Jm März 1895 befiel ihn eine Bron-
chitis. Die Bitten und Warnungen der Gattin nicht achtend, eilte
er in eisiger Nacht an das Bett eines seiner Kranken, der dringend
nach ihm verlangte; eine Pneumonie war die Folge und raffte ihn
am 19. hinweg. Ganz Bradford beklagte den schweren Verlust.*)
Franz Volk war eine ritterliche, schöne Erscheinung von kräftigen,
edeln Zügen. Auch ihn hatte sein heimatlicher Wahlbezirk, die Stadt-
Offenburg, 1849 nach Karlsruhe abgeordnet; er war noch Rechts-
kandidat und in der Vorbereitung zum Staatsexamen begriffen. Volk
besaß Vermögen, das der Fiskns nach dem Aufstand einzog. Mittel-
los weilte er als Flüchtling in der Schweiz, vo.n wo aus er nach
Amerika auswandern wollte, doch vertauschte er vorher in Zürich das
Studium des Rechts mit dem der Medizin, weil er in der neuen
Welt als Arzt sein Anskommen leichter zu finden hoffte. Eine schwere
Brnstfellentzündung befiel ihn und schädigte seine Gesundheit für das
ganze Leben. Nachdem ihm die Amnestie von 1857 die Rückkehr nach
Baden ermöglicht hatte, ging er feiner geschwächten Gesundheit halber
nach der Heimat zurück und beendigte in Heidelberg seine medizinischen

*) Vgl. badische Biographien von Fr. v. Weech, Bd. II, S. 57.
 
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