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Kussmaul, Adolf
Jugenderinnerungen eines alten Arztes — Stuttgart, 1899

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https://doi.org/10.11588/diglit.15258#0198

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178'

In lllkHIOI'lg.Ill.

Freisinns und Freihandels, und machte sich seiner Vaterstadt vielfach
nützlich durch Gründung eines Gewerbevereins, eines Arbeiterbildungs-
und eines Vorschußvereins. Sie wählte ihn deshalb 1863 und 1865
zu ihrem Vertreter in der zweiten badischen Kammer. Jn Karlsruhe
erlag der thätige Mann am 19. Mürz 1866 seinen Leiden. *)

Von den Verstorbenen, denen ich näher trat, gedenke ich noch
des 8tmä. snm Westphal aus Schwerin, eines wackeren Jünglings,
des nachmaligen Bürgermeisters von Schwerin und mecklenburgischen
Reichstagsabgeordneten; ferner Fridolin Sandbergers, der als Pro-
sessor der Mineralogie und Geologie 1898 in Würzburg starb; end-
lich des Mediziners Felix Kunde aus Berlin. Kunde hatte sich durch
einige gute experimentelle Arbeiten über den Ursprung der Galle in
der Leber, die llrsache des granen Staars beim Diabetes u. a. be-
reits vorteilhaft bekannt gemacht, als er mich in Heidelberg aufsuchte,
es mag im Herbst 1856 gewesen sein. Er war auf der Dnrchreise
nach dem Süden, litt an der Schwindsucht und gab sich keiner Täuschnng
über sein Schicksal hin. „Meine Tage sind gezählt," klagte er mir
beim Abschied, „ich sterbe ungern, denn ich hatte gewünscht, meinen
physischen Tod dnrch reifere Arbeiten in unsrer Wissenschaft zu
überleben."

Außer Lepique, Schwanitz und mir sind meines Wissens die
noch einzig lebenden Alemannen der in Heidelberg praktizierende Medi-
zinalrat Karl Mittermaier und der in Konstantinopel wirkende dentsche
Botschaftsarzt und konsnltierende Arzt des Sultans, Georg von Mühlig.

Karl Mittermaier ist ein Sohn des berühmten Heidelberger
Rechtsgelehrten und war mit seinem jüngeren Bruder Franz, der die
Rechte stndierte, in die Verbindung eingetreten. Franz mußte bald
nach beendetem Studium eines Lnngenleidens wegen nach Madeira
reisen, wo er zwei Winter mit Nntzen verbrachte, begleitet von seinem
Bruder Karl, der, gestützt auf seine eigenen Beobachtungen, eine sorg-
fältige Monographie der als klimatischer Kurort vielgepriesenen Jnsel
verösfentlichte. Franz lebte dann als Privatgelehrter in Heidel-
berg, mit seinem Bruder für das Wohl der geliebten Vaterstadt eifrig

*) Vgl. v. Weech, a. a. O. Bd. II, S. 136.
 
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