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Kussmaul, Adolf
Jugenderinnerungen eines alten Arztes — Stuttgart, 1899

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https://doi.org/10.11588/diglit.15258#0261

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Jakob Henle.

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Perücken" der Heidelberger Hochschule sümt und souders derb zu Leibe
gingen, aber deu Fortschrittlern gute Censuren erteilteu. Der gallige
Jurist Morstadt erwiderte mit einer Grobheit, würdig des göttlicheu
Hirteu Eumaeos. Die gegenseitige Erbitteruug der Liberalen uud
Konservativen erreichte eine bisher unbekannte Höhe. Zwischeu Henle
und Tiedemann kam es zu einem hüßlichen Austritt. Tiedemann hatte
die Einrichtung des Neubaus für Anatomie und Physiologie aus-
schließlich in die Hand genommen. Henle fand sie seinen Bedürfnissen
so wenig entsprechend, daß er beim Ministerium um Abhilfe einkam.
Bei den amtlichen Verhandlungen, die zwischen beiden jetzt gepflogen
wurden, ließ sich der hitzige Alte zu unverzeihlichen persönlichen Be-
leidigungen hinreißen und nahm sie nur gezwungen zurück. Bald
danach, 1849, legte er sein Amt nieder und Henle wurde die Leitung
der ganzen Anstalt übertragen.

Jnfolge des reaktionären Umschlags in Baden nach den Revo-
lutionsjahren verlor Heidelberg 1852 Henle und Pfeufer, zwei Jahre
nachher Jolly. Die Regierung warf die gemäßigt Liberalen in einen
Topf mit den Radikalen und Revolutionären. Henle ließ man nach
Göttingen ziehen, Pfeufer und Jolly nach München, sie waren alle
mißliebig geworden. — Als Hauptwerk und letztes großes Vermächt-
nis hinterließ Henle den Aerzten seine „Systematische Anatomie,"
1871—1879.


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