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Kussmaul, Adolf
Jugenderinnerungen eines alten Arztes — Stuttgart, 1899

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https://doi.org/10.11588/diglit.15258#0263

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Karl von Pfeufer.

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Schule bestand. Daß er ein tüchtiger Arzt war, beweist seine noch
heute lesenswerte Schrift über den Scharlach (1819). Jn der Heil-
tunde herrschte zu Anfang des Jahrhunderts eine wilde Gärung; die
geführlichen Lehren des Schotten Brown hatten gerade in Bamberg
an Marcus und Röschlaub eifrige Verteidiger gefunden; an diesen
Ausschweifungen nahm Chr. Pfeufer keinen Teil, anch hielt er sich
von dem Vampyrismus ferne, der damals felbst den Typhöfen Ströme
Blnts entzog. Er ftarb 1852.

Karl Pfeufer war geboren 1806, studierte in Erlangen (1824)
nnd Würzburg. Jn Erlangen fchloß er Freundfchaft mit dem Dichter
Platen, desfen Tagebuch (1796—1825) er fast 40 Jahre fpäter (1860)
herausgab. Er felbst geriet hier in das poetifche Fahrwasser, in
Würzburg aber erfüllte ihn die zunehmende Bewnnderung von Schön-
leins Thätigkeit mit Liebe zur Medizin, und aus dem unsichern Strom
der Dichtkunst fand er den Weg zurück auf den festen Boden des ärzt-
lichen Berufs. Schönlein, desfen geniales Wesen er mir noch kurz
vor feinem Tode begeistert pries, machte ihn zu feinem Afsistenten.
Als folcher erteilte er, wie Kerschensteiner*) erzählt, in Schönleins
Klinik die ersten Kurfe über Perkussion und Auskultation 1828. —
Die baierische Regierung fchickte ihn 1831 zum Studium der asiatifchen
Cholera, die von Rußland her gerade ihren ersten Einbruch nach
Deutschland über Preußen ausgeführt hatte, in die heimgesuchten Pro-
vinzen. — Jm folgenden Jahre befuchte er Wien und ließ sich im
Juli 1832 in München nieder, um sich hier an der Hochschule zu
habilitieren. Walther, Döllinger u. a. fchenkten ihm ihre Gunst, er
wurde ein beschäftigter Praktiker, aber Ringseis, der freigesinnte und
charakterfeste Leute nicht nm sich duldete, verhinderte feine Zulassung.
Wiederholte fpätere Verfuche, Dozent zu werden, scheiterten. — Nach-
dem die Cholera im August 1846 znm erstenmal die baierischen
Grenzen überschritten, in Mittenwald ihren Einzug gehalten und die
Einwohner in die wildeste Aufregung versetzt hatte, eilte Pseufer im
Auftrag der Regiernng in das Städtchen und brachte Beruhignng

*) Josef Kerschensteiner, das Leben und Wirken des Dr. Karl von Pfeufer,
Augsburg 1871. ^
 
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