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Kussmaul, Adolf
Jugenderinnerungen eines alten Arztes — Stuttgart, 1899

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https://doi.org/10.11588/diglit.15258#0264

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Karl von Pfeufer.

und geordnete Hilfe. Fnrst Wallerstein, der damalige Minister^ er-
kannte mit warmen Worten sein großes Verdienst an, und schickte ihm
zur Belohnung die königliche Ernennung als Landesgerichts-Physikus
der Vorstadt Au, die ihm keineswegs erwünscht war, die heißersehnte
Zulassung aber zur Fakultät blieb ihm nach wie vor verweigert! —
So sah es in dem medizinischen Baiern unter dem psäffischen Regiment
von Ringseis aus.

Unvermutet befreite ihn aus dieser unerquicklichen Lage ein Rnf
an die Klinik in Zürich als Nachfolger Schönleins. Sein ehemaliger
Lehrer war 1833 aus Würzburg, dessen medizinische Fakultät durch
ihn so großen Anfschwung genommen hatte, geslüchtet, um einer in
nichts begründeten Anklage auf Hochverrat zu entgehen, und war in
Zürich mit offenen Armen aufgenommen worden. Jm Jahre 1840
hatte Friedrich Wilhelm IV. den baierischen Hochverräter als Leib-
arzt und Leiter der inneren Klinik nach Berlin berufen. Es wechseln
Zeiten und Menschen! — Ehe Pseufer den Ruf nach Zürich annahm,
machte er einen letzten Versuch, ein Lehramt in München zu erhalten.
Er fragte bei dem gebietenden ultramontanen Staatsminister Abel an,
ob er auf eine Professur in München hosfen dürfe, aber dieser gall
ihm, wie Kerschensteiner erzählt, „aus angeborner Grobheit" eine „un-
geschlachte" Antwort.

Obwohl es nicht leicht war, als Nachfolger eines Schönlein,
der auf der Höhe seines Ruhmes stand, Anerkennung zu erringen,
gewann Pfeufer doch ungemein rasch die Zuneigung seiner Schüler
und das Vertrauen der Einwohner und Behörden Zürichs. Jm
gleichen Jahre wie er war Henle von Berlin nach Zürich gekommen.
Jn ihm fand er einen mitstrebenden Kollegen und Freund für das
ganze Leben. Henle wurde ihm Führer in der neu aufgegangenen
biologischen Welt. Sie gründeten, wie ich bereits erwähnte, die Zeit-
schrift für rationelle Medizin und folgten an Ostern 1844 zusammen
dem fast gleichzeitig an sie ergangenen Rufe nach Heidelberg. Hier
lehrte Pfeufer neben Puchelt als zweiter innerer Kliniker und o. Pro-
fessor der Pathologie bis zum Herbste 1852.

Jnzwischen hatten sich die Verhältnisse in Baiern unter dem
edelgesinnten König Maximilian II. anders gestaltet. — Ringseis
 
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