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Kussmaul, Adolf
Jugenderinnerungen eines alten Arztes — Stuttgart, 1899

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https://doi.org/10.11588/diglit.15258#0296

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276

Die Verlobung.

meisters der freien Reichsstadt Wimpfen; ihre Ehe war mit fechs
Kindern gesegnet.

Der Wagen fuhr von dannen, betrübt fah ich ihm nach, bis er
den Augen entfchwand. Jch gelobte mir still im Busen: „Tiefe
tapfere und heitere Kleine muß dir zu eigen werden, dein guter
Kamerad auf der Fahrt durchs Leben!" — Sie ist es mir geworden,
heiter und mutig in guter nnd fchlimmer Zeit, wie sie das wechfelnde
Schicksal und das eherne Gesetz der unerbittlichen Natur über die
Sterblichen verhängt.

Jch mußte in Sinsheim über Nacht bleiben. Noch ehe die
Sonne aufging, verließ ich mein Lager und wanderte durch das
Elfenzthal bis Hoffenheim und von da über die Hügel nach Wiesloch.
Auf dem letzten Teile des Wegs durch die Wiesen fah ich meinen
Vater mit seinen langen Praxisfchritten gegen mich heraneilen. Er
hatte sich wie immer früh auf den Weg gemacht und war verwundert,
mir hier zu begegnen. Jch erklärte ihm, daß ich tags zuvor eine
junge Freundin der Bronnerschen Familie nach Sinsheim begleitet
hätte. Er verlor kein Wort und ging rnhig weiter.
 
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