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Kussmaul, Adolf
Jugenderinnerungen eines alten Arztes — Stuttgart, 1899

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https://doi.org/10.11588/diglit.15258#0355

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Tirol.

335

zeit gehört hätten, mit ihr hergefahren sei, damit sie das Treibe^sich
ansähe. Wir wünschten ihr viel Vergnügen, gingen aber nicht in das
Wirtshaus zurück, denn es fehlte uns jede Lnst, die Bekanntschaft mit
dem reizbaren Onkel zn erneuen, und führten den beschlossenen Spazier-
gang aus. Als wir am Abend heimkamen, waren unsre alten Reise-
gefährten auf Nimmerwiedersehen verschwunden.

Der Rest des Abends verstrich im Herrenstübchen in guter Unter-
haltung mit den Notabeln des Thals. Darunter befanden sich weit-
gereiste Leute, die auch unsre Heimat kannten.

Für die Nacht war uns ein ruhiges Zimmer abseits vom Fest-
lärm angewiesen worden. Wir schliefen gut, bis uns vor Tages-
anbruch eine gräuliche Katzenmusik erweckte. Als sich die Nenver-
mählten endlich vom Feste auf ihr Zimmer geschlichen hatten, war
ihre Abwesenheit bemerkt worden, und die ledige Jugend versuchte,
nach altem Brauche des Thals, die zärtliche Unterhaltung des Paares
zu stören. Der Lärm trieb uns aus Bett und Haus, wir brachen
nüchtern auf, nahmen unser Frühstück erst in dem nahen Zell, dem
Hauptorte des Thals, und machten uns dann auf die Wanderung
über die hohe Gerlos in das Pinzgau.
 
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