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Kussmaul, Adolf
Jugenderinnerungen eines alten Arztes — Stuttgart, 1899

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https://doi.org/10.11588/diglit.15258#0408

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Prag.

nahm an einem Tische abseits von uns seine Mahlzeit ein, abends
snchten ihn die beiden auf und lauschten andächtig, wenn er ihnen die
unvergleichlichen Tugenden seiner Nation pries. Nach einiger Zeit
machte er ihnen einen ökonomischen Vorschlag. Die Zimmermieter
kauften in Prag, wie es auchchBrauch war in Wien) das Brennholz
für die Oefen klein gespalten und korbweise beim „Greisler", dem
Kleinhändler für Holz und Speisewaren. Der Advokat rechnete ihnen
eine hübsche Ersparnis vor, wenn sie znsammen das Holz in Scheitern
vom Großhändler nähmen und es dann im Hofe des Gafthanses durch
die Holzmacher sägen, spalten und auf die Zimmer schaffen ließen.
Die Sache hatte nur einen Haken. Sie sollten abwechselnd die Holz-
macher überwachen, nm nicht Gefahr zu laufen, daß ein guter Teil
davon auf die Seite gebracht würde. „Meine Nation ist die erste der
Welt," beteuerte der tschechische Freund, „sie ist, wie keine, mit Tugen-
den ausgestattet, nur eine geht ihr ab, mit fremdem Eigentum nimmt
sie es nicht genau." Daran scheiterte die Ausführung des verlockenden
Vorschlags.
 
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