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Kussmaul, Adolf
Jugenderinnerungen eines alten Arztes — Stuttgart, 1899

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https://doi.org/10.11588/diglit.15258#0422

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Eintritt in das badische Herr.

(bei der unsichern Weltlage traf das badische Kriegsministerium
Vorkehrungen und forderte die Aerzte des Landes zum Eintritt ins
Heer auf. Man erwartete allgemein große Kriege und befürchtete
namentlich, daß Kaiser Nikolaus ein Deutschland mit freien Einrich-
tungen an den Grenzen des rufsischen Reichs nicht dulden werde; die
Franzosen fnrchtete man weniger und erblickte in ihnen eher künftige
Verbündete gegen das drohende Kosakentum. Mein Vater riet mir
dringend, mich zum Militärdienste zu melden, denn die erschütterte
Ordnung hatte für Handel nnd Kredit schlimme Folgen; er sah
richtig vorans, daß die Privatpraxis in den nächsten Jahren wenig
abwerfen werde. Jch mußte den Gedanken, mich in Heidelberg nieder-
zulasfen, endgültig aufgeben und folgte dem Beispiel mehrerer meiner
Studiengenosfen, die sich bei dem Kriegsministerium bereits gemeldet
hatten.

Da einige Wochen vergingen, bis ich eingerufen wurde, unter-
stützte ich so lange meinen Vater in seiner Praxis. Sie gab mir Ge-
legenheit, einige Fülle von Wurstvergiftung zu beobachten nnd samt
dem Leichenbefund in der Zeitschrift der badischen Aerzte für Staats-
arzneikunde zu beschreiben. Bekanntlich hat Justinus Kerner, der
Weinsberger Arzt und Dichter, diese in Südwestdeutschland nicht seltne
Vergistung zuerst beschrieben (1817 — 1821).

Die politifche Bewegung war anhaltend im Steigen begriffen.
Am 19. März besnchte ich die große Volksversammlung in Offenbnrg.
Aus dem ganzen Großherzogtum, namentlich aus dem Oberlande,
 
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