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Der eine oder andere aquilejensische Bürger des 4. Jahrhunderts war vielleicht selbst noch
mitbeteiligt. Darum wäre es gerade für Aquileja nicht unwahrscheinlich, daß jene Stätten
nach dem Umschlage zu Gunsten des Christentums wohl mindestens in gleicher Erinnerung
und Verehrung blieben wie die Walkerwerkstätte des von uns schon erwähnten Mitbürgers,
der, ebenfalls unter Diokletian, in die Ferne zog, um für Christus zu sterben.

Aber war nur irgend eine jener Gerichts= oder Gefängnisstätten im Gedächtnis geblieben,
dann darf es nicht wundernehmen, im Laufe der Zeit auch andere Namen damit verbunden zu
sehen. Sicher führte man im 4. Jahrhundert die Bischofslisten1) der Stadt bis auf Hilarus, auch
Helarus oder Hilarius genannt, zurück, der angeblich sub Numeriano, also in der Zeit zwischen
282 und 284 gestorben sein soll.2) Und auch hier spielt ein Kerker und ein Tempel eine beson-
dere Rolle. Das Gefängnis ist für den Bischof, einen Diakon Titianus, auch Tatianus genannt,
sowie für drei andere gefangene Christen, Felix, Largus und Dionysius, nicht nur ein Ort des
Gebetes, sondern, wie ihre Akten ausdrücklich hervorheben, zugleich die Stätte ihres Mar-
tyriums.3)

Wenn wir auch Bedenken gegen eine Verfolgung unter Numerian haben, ist jedenfalls
an dem historischen Charakter des Christentums am Ende des 3. Jahrhunderts auch in Ober-
italien nicht zu zweifeln.4)

*) Series patriarcharum in Mon. Germ. SS. XIII, 367 (nach
Handschriften aus dem 14. Jahrh.). Dieselbe Rezension bei de Rubeis,
Mon. Aquil. Appendix, p. 6. Letzterer gibt außerdem einen überein-
stimmenden Patriarchenkatalog (ibid. p. 6 ff.). Diese beiden Reihen
führen wir unter I. II. gemeinsam an und stellen daneben die Angaben
des Chronicon Venetum, resp. die daraus geschöpfte Reihe Dandolos;
hieran schließen wir die von de Rubeis rekonstruierte Patriarchen-
reihe, die wir bis zu Paulus (Paulinus) anführen, weil 827 auf der
Synode von Mantua eine Bischofsliste erwähnt wird, welche bis auf
Paulus zwanzig Glieder zählen soll: . . . scimus quod a beato Marco
usque ad Paulum Patriarcham.....sunt viginti Patriarchae (de Ru-

beis, S. 35).







I. u. II. Chronicon:

Chron. Venet. (Dandolo):

de Rubeis:

Hermagoras

s. a. XX

Hermagoras XX

Hermagoras

Helarus

X

Hilarius Pannonius a.
276, s. X

Hilarius

Grisogonus

» X

Grisogonus Thracius de
Civit. Byz. a. 286, s.IX

Chrysogonus

Theodorus

XI

Chrysogonus II in Dal-
matia natus a. 295

Chrysogonus II.

Grisogonus

IX

Theodorus, Thracius a.
308, s. XI

Agapitus

Agapitus

XIII

Agapitus Aquilegiensis
a. 319, s. XIII

Theodorus a. 314

Fortunatus

XV

Benedictus Romanus a.
332, s. XX

Benedictus

Valerianus

» XVIII

Fortunatianus Africanus,
ortus parentibus in
Forojulio a. 353, s.XV

Fortunatianus a. 347

Benedictus

» XXV

Valerianus Gallicus a.
368, s. XIX

Valerianus a. 369

Cromatius

» XVIII

Chromatius Hispanus a.
388, s. XVIII

Chromatius a. 389

Augustinus

» XIX

Augustinus Beneventa-
nus a. 407, s. XX (al.
XXVIII)

Augustinus a. 407

Adelfus

IX

Delphinus Altinas a. 434,
s. IX

Adelfus

Maximus

» XX

Januarius Polensis a.443,
s. VIII

Maximus

Januarius

» VIII

Secundus Salicus a. 451,
s. III

Januarius a. 444

Secundus

III

Nicetas Graecus a. 454,
s. a. XXX m. IX

Secundus a. 451

Niceta

» XXXII

Marcellianus Thessalo-
nicus a. 483, s. XIX

Nicetas a. 454

Marcellianus

» XXVIII

Marcellinus Romanus a.
500, s. XV

Marcellianus

Marcellinus

» XXV

Stephanus Mediolanen-
sis a. 521, s. a. XII m.
III d. XV

Marcellinus a. 503

I. u. II. Chronicon:
Stephanus s. a. XII

Macedonius

Paulus

XXVI

XII

Chron. Venet. (Dandolo):
Laurentius Polensis a.

534, s. a. IV m. V
Macedonius Macedoni-

cus a. 53g, s. a. XVI

m. V d. V
Paulus Romanus a. 557,

s. XII

de Rubeis:

Stephanus
Macedonius a. 539

Paulinus a. 557

Vor Theodorus schaltet de Rubeis aus: Fortunatus, Valerianus,
Maximus, Quirinus, Marcellus, Alexandrinus. Seine Polemik hierüber
gegen Palladius ist (S. 25) umso wirksamer, als in der karolingischen
Zeit bereits jener Katalog bekannt war, der bis zum Patriarchen
Paulus zwanzig aquilejensische Bischöfe zählte. Außerdem gibt Palla-
dius die von ihm, also in der Renaissancezeit, ohne Berufung auf
alte Quellen versuchte Ausfüllung der Liste ausdrücklich zu. Über
Quirinus handeln wir später. Über Laurentius Polensis siehe de
Rubeis, S. 164. Harnack behandelt diese Bischofslisten in seiner
Chronologie nicht.

2) Nach Candidus, Comm. Aquil., S. 12, unter Domitian. Im
Martyrolog. Hieronym. (Ed. de Rossi — Duchesne, S. 33) ist für XVII
(XVI) Kl. April, angegeben: In Aquileia Helari Tatiani ... IN AQVI-
LEIA AD PORTO Largi Hilari Titiani Catoni Datiani. .. Seine Akten
von den Bollandisten drei Handschriften aus Trier, Paderborn und
Utrecht entnommen in Acta SS. Martii II, S. 418 ff. Eine vierte
Handschrift im Görzer Kapitelarchiv, Fol. I (42 X 30), s. XIV, S. CXV.
Passio SS. mart. Hellari. ., deren Abschrift wir der Güte des Herrn
Prälaten Dr. Sedei und D. Sion verdanken. Ohne in eine Kritik dieser
Berichte näher eingehen zu können, wählen wir die Schreibweise
Hilarus mit Rücksicht auf C. I.V. 976, 2235, 2904, 5150, 5873, 6232,
773g, 8125 (15) und einer jüngst entdeckten altchristlichen Mosaik-
inschrift in Grado. Pais, Suppl. 203 (neben Hilarus auch Hilarii), 204,
250 (?). Die Volksaussprache im Friulanischen S. Elar erinnert an
dieselbe Abstammung. Für Titianus sprechen die Inschriften C. I. V,
784, 1622(?), 4753, 7560, 8258, 8660, 6404 (Titianus vates Christi aus
dem Jahre 476), Tatianus: 4082.

3) Sie starben nicht, wie de Rubeis (Monumenta, S. 27) und
nach ihm Czörnig (Görz, S. 191) vermuten, bei dem heutigen Mainiza
zwischen Gradiska und Görz, sondern der Präses Beronius ließ die
fünf Kerkergenossen nach dem Einsturz des bilderreichen Herkules-
tempels sofort im Kerker selbst enthaupten. Dieser Tempel wird in
den Akten 1. c. folgendermaßen beschrieben: templum quod erat
magnopere factum cum arä dealbatä plenum simulacris argenteis et
ipsa argentea ... et dixit ei: Sacrifica magno Herculi et vide gloriam
et virtutes eius. S. Hilarius respondit: deduceris miser et nescis quae
Ventura sunt tibi. Isti enim lapidei lignei et ferrei vel aerei ab homi-
nibus sunt facti et ornati auro et argento . . .

4) Duchesne, Origines, S. 29, Anm. 2, und Fastes episc, S. 34 f.,
der die Bischofsitze von Ravenna, Mailand (Anfang des 3. Jahrhunderts),
Aquileja, Brescia und Verona als sicher vor dem 4. Jahrhundert gegrün-
det nennt. Harnack (Mission und Ausbreitung, S. 505, Anm. 2), meint,
die Gemeindegründung von Aquileja sei erfolgt unter Diokletian oder
kurz vorher. Vgl. Anal. Boll., Bd. XVIII, S. 58. Savio, Antichi Vescovi.

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