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jetzt noch keine Übereinstimmung. Das beruht darauf, dass man
sehr häufig den Fehler macht, den Wert des Spiels nach dem
unmittelbaren Nutzen, den es im einzelnen Falle für den Menschen
hat, zu bestimmen. Und dabei treten dann natürlich die besonderen
Interessen jedes Beurteilers, sein Beruf, seine Neigung in einseitiger
Weise hervor.
So haben z. B. Lehrer im allgemeinen eine Neigung, den Wert
des Spiels in dem unmittelbaren erzieherischen Erfolge zu erblicken,
den es hat. Sie billigen nur das Spiel, das irgendwie in den Dienst
der Erziehung gestellt werden kann, die Kinder in irgend einer
Richtung besser, geschickter und tüchtiger macht. Das entspricht
also genau der Auffassung der Kunst, die man mit dem Worte
Tendenz zu bezeichnen pflegt. Wer den Wert eines Spiels nach
dem unmittelbaren pädagogischen Nutzen beurteilt, den es hat, der
thut dasselbe wie derjenige, der den Wert eines bestimmten Kunst-
werks nach der Bedeutung der Tendenz einschätzt, die ihm zu
gründe liegt.
Aber dieser erzieherische Gesichtspunkt lässt sich höchstens
auf die Spiele der Kinder anwenden. Auch die Erwachsenen spielen
ja aber. Und wenn sich z. B. ein reifer Mann oder ein Greis einem
Spiele hingiebt, so kann der Nutzen, den er davon hat, doch
unmöglich der der Erziehung sein. Und was ist überhaupt Er-
ziehung? Dazu gehört sehr vielerlei. Zunächst giebt es eine
körperliche und eine geistige Erziehung. Der Militär und der Arzt,
überhaupt Leute, die vorwiegend für die Ausbildung des Körpers
Interesse haben, werden diejenigen Spiele am höchsten schätzen, die
am meisten zur gesunden und kräftigen Entwickelung des Körpers
beitragen, Gelehrte diejenigen, die den Geist am meisten ausbilden,
das Wissen am meisten vermehren. Techniker werden höchstwahr-
scheinlich die Geschicklichkeitsspiele bevorzugen, Künstler die Seh-
und Hör- und Illusionsspiele, Nationalökonomen und Ethiker die-
jenigen, die das Kind zur sozialen Auffassung des Lebens und zur
Bildung des Charakters erziehen. So wird jeder seine persönliche
Auffassung vom Beruf des Menschen dem Spiel unterlegen und es
wird sich daraus eine Fülle divergierender Richtungen ergeben,
deren jede in ihrer Art eine Berechtigung hat, während doch
keine für sich das einzige Recht in Anspruch nehmen kann.
Da entsteht denn die Frage, ob es nicht richtiger ist, den
Nutzen des Spiels von dem jeweiligen Inhalt, der jeweiligen Tendenz
eines einzelnen Spiels loszulösen und in etwas Allgemeinerem,
 
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