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Erscheinen monatlich dreimal. — Man abonnirt bei allen Buch- ^ ^s PreiS für einen Band von 24 Rummern 3 fl. rhein., oder 1 Rthlr.

und Kunsthandlungen, allen Postämtern undZeitungserpeditionen.

21 Sgr. Einzelne Nummern kosten 9 kr. rhein., oder 3 Sgr.

Eine Fabel.

er Frühling war in's Land gezo-
gen und allerwärts ward cr ju-
belnd empfangen.

Die kleinen, fleißigen Thier-
chen, die Ameisen, die den langen
Winter hindurch ruhten, fingen
nun auch an sich zu regen und
zu bcwegen und beriethen sich, wie
sie wohl heuer einmal einen Bau
ausführen könnten, der dem Wet-
tcr und dcn Stürmen zu trotzen
und sie alle zu überleben im Stande
wäre.

Da ging es nun etwas tvll
her: denn früher fand keine solche gemeinsame Berathung an
einem Platze statt, svndern die Ameisen gingen in einzelnen
Haufen ohne solche an ihr Werk und folgten bei ihrer Ar-
beit ihrem angebornen Jnstinkte. Das sollte nun aber an-
ders werden; auch die Ameisen erkannten endlich die Wahr-
heit des alten Spruches: Eintracht macht stark. Die große
Frage war nun fteilich die: wer den Bau leiten soll. Daß
man eincn sesten, starken und wo möglich auch schöncn Bau
aufführen müsse, darüber waren fie alle cinig; dagegen
hcrrschte übcr die cbcn bcrührte Fragc cin großcr Zwicspalt
untcr dcm Ameiscnvolkc.

Die Einen — und cs warcn dicß vornehmlick die


großcn Waldamcisen — meinten, das Bcste würde wohl sein,
wenn man ste eine Amcise aus ihrer Mitte wählcn ließc.
Dadurch würde gleich allem Zwiespalte und aller Eifersucht
ein Ende gemacht. Die Gcwählte müßte wo möglich allc
guten Eigenschaften an sich haben, was sich von selbst ver-
stände. Sodann müßte man ihr einen glänzenden Namen
und ein prachtvolles Gewand mit den Herrscherinsignien ver-
leihen, ste mit einem verantworllichen Rathe oder Ministe-
rium und Kainmcrn, aus Wald- und gemeinen Amcisen bc-
stehend, umgeben und ihr so die Oberleitung übertragen. Das
sei nöthig, wenn Ruhe und Ordnung, Respect und Gehor-
sam nicht schwinden sollten. Ohnedieß sei man dcn Wald-
Ameisen, aus dencn das Haupt hervorgehen müßte, vielen
Dank schuldig, da sie sich um das allgemeine Beste stetö ver-
dient gemackt hätten.

Andere dagegen — und es waren dieß größtentheils die
kleinen Amcisen — waren anderer Meinung. Wozu schon
wieder diese Bevorzugung der Waldameiscn? riefen sie. Wa-
ren sie etwa nicht lange genug uns gcgenüber bcvorzugt?
Wir brauchen da oben ja keinen Pvpanz, sondern. nur eine
tüchtige, ihrer Aufgabe gewachsene Ameisc, und diese finden
wir am besten aus unserer Mitte heraus: denn das bleibt
doch wohl unbestritten, daß wir von jeher unsere Kräfte
mehr üben mußten, als die Waldameisen, die meistens nur
auf Naub ausgingen. Auch wissen wir Alle recht gut, was
wir wollen und können und brauchen keinen Ceremonien-
uud Zuchtmcister. Noch Andcre waren anderer Ansicht, we-
nigstens in Nebenpunkten, und des Kämpfens und Streitens
der Vertreter und Wortführer der verschiedenen Ansichtcn war
kein Ende, bis der Ameisenbär herbeigelockt durch den Lär-
men des berathenden Ameisenvolkes, dasselbe mit Haut und
Haar auffraß.

Die Fabel gibt Euch dic Lehrc: Seid wachsam l
. L. Peyschlag.

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