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Erschcincn wochcntlich cinmal. — Man abonnirt bci allcn Buch- F 4» PrciS fm

u. Kunsthandlungcn, allcn Postämtcrn u. ZcitungScrvcditione». " - ' 2l Sgr.

PrciS für cincn Bauo von 24 Nnmmcr» 3 fl. rh odcr I llUblr
Einzcluc Nummcru kostc» 9 kr. rh od 3 L> r

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(Schlufl.)

„Wer sind Sic," ftug die Dame
»>it l'ebendcr Stimmc den bleichen
Mann, der vor ihr wie ein Bettlcr,
wic ein Verzweifelnder stand.

„Schwcster meines Vaters, Tantc,
lheuerste Tante, erkennen Sie mich
nichl? Jch bin es, jener Edmund,

Zhr Neffe, der vor Jahren noch als
cin glücklicher ftohcr Jüngling von
Jhnen schicd nnd bente als ein un-
glücklicher jaminerbeladener Mann
vor Jhnen stcht, um Jhre Gnade,

Jhrc Hilse fleht, nicht für stch, son-
dcrn um seiner unschuldigcn Kinder
um seincs guten unglücklichen Wei-
bes willen."

„Edmund mein Neffe, Edmund wärest Du?" entgcgnete
die Alte sinncnd und tonlos, während sie den Fremdling
aufmerksam betrachtetc.

»Jener Edmund," fuhr sic fort, „dcn ich als Kind so
oft an mein Herz gcdrückt, den ich noch als schönen blühen-
den Jüngling mit freudiger Bewunderung dic Hand drückte?"

„Jch bin es," antwortetc dcr Angeredetc. „Oft beglück-
ten Sie mich im Leben mit den Beweisen zärtlicher mütter-
licher Liebe."


„Ja gcwiß, ich hattc Dicki sehr
lieb," iiahm dic Damc das Wort.
„Doch," suhr Sic svrt, „Dn hast
Dich fcrne von mir gehalten, ich
habc Dich so lange nichl gesehcn,
Du hast mich vcrlaffen in meineni
Alter und meiner Einsamkeit,Fremdc
inußlen sich mcincr annehiucii und
mich Pflegen. — Das war sehrlln-
reebt Edniund!"

„Theurc Tantc!" cntgcgnetc cr,
„Jch bin unschuldig daran. Ofi babc
ich in der Fcrne au Sic geschrieben,
meine Briefe jedocl) wurdcn nicht
beantworket, zuletzt sogar wieder zu-
rück geschickt. Ost kam ich als Jüng-
ling noch auf iiicincn Fcrienrciien
in Jhr Haus, traf aber hicr nur
iinmer fremde Mcnschen, die hicr zu hcrrschen schieneii, die
mich ungern kominen sahen und gewöhnlich die Nachrichr
brachten, die Tante sei nicht zu Haus, sie sei verreist. sei
unwohl, überhaupt nicht zu sprechen. Bon da an mied ich
das Haus und glaubte mich ausgestoßen."

Mic Erstauncn hörte die Tante dcs Neffen Worle.

„Das ist scltsam," murmelte sie. „Doch es kann wohl
so sein!" sprach fic dann, in tiefem Siniien vor sich hin-
starrend.


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