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Erschcmc» wöchcntlich cinmnl. — Mcui adomun dci allcn Buch- />/,. PrciS für cincn Bano von 24 Niilnnier» 3 fl. rh. odcr I Rtdlr.

u. Kiliistkaiidliinjtcii. allcn Postämtcrn u. ZcitnngScrpcdltioncii. - ^ O'M» ^ i Agr. kstmmmn, s»stt„ g 11°, rb. oker 3 Sgr


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Der Graf Waldner nnd der
Baron Seefried befanden sich im
Herbste dcs Jahrcs 1847 munter
und gittcr Dinge in Baden-Baden.

Die beiden Herren hatten durchans
keine Krankheit, dje stc stezmungen
hatte, das Bad zu gebrauchcn; die
Krankbeit, die sie plagte, war die
Langemeile, und diese glaubten sic
am besten in den Vcrgniigungen
des Badelebens crtövtcn zn könneii.

Sie tranken zmar des Scheines
halber auch ihre Kur, aber geradc
diese Minuken gebörten zu den un-
angenehmsten ibres Badelcbcns.

Graf Waldner stelltc sich bei dieser
Operation jedcsmal auf die Fuß-
spitzen, richtcte sein Antlitz kalt und
cittfchlossen zu dcn Wolken cmpor und rrank sein Glas auf j
einen Zug lecr; während Baron Seefried sich zusammen-
kauerte und scin GlaS in vielcn kleincn Dojen binunterzu- ,
schlürfen, oder richtigcr gci'agt, hinunkerziimürgen suchte. So
mcnig nun dcn beiden Herren dicser Morgentrank zusagte, so
gebrauchleu sie ihn doch täglich, um vor der Gesellschaft me-
nigstens einen Schein für den Grund ihrcr Anmcsenbeit zu
retlcn und nicht geradezu als Tagdiebe von Goltes Zorn
betrachket zu mcrden.

War nu» abcr dicsc schwere
Morgenarbeit gethan, so gchörtc
dafür auch dcr ganzc übrige Theil
dcs Tages der Erholung, der Zcr-
streuuug, dem Vergnügen. Keine
Parthie, kein Ausflug murde ge-
macht, keine Uiiterhaltung veranstal-
tet, an denen der Graf und dcr Baron
nicht in erstcr Neibe Tbeil geiiommen
hätien. Jhr Hauptvergnügcn aber
bestand nicht in den öffentlichen und
allgcmcinen Uuterbaltungen der
Badegesellschast, sondern in der
Tbeilnahme an dem abendlichen
Spiclclubb. Sie maren beide Neu-
linge i» dieser Art zu spielen, und
irieben das Spiel gcrade deßhalb
mit iim so größerer Leidenschaft.
Leider aber war ihnc» beidcn die Glücksgöttin nicht hold.
Toch, je iiiehr sie verloren, desto erbitterter spielten sie meiter;
sie haiten sich nun einmal in dcn Kopf gcsetzt, die launische
Göltin zu zmingen, ihnen gcmogen zu merden. Da dies
aber immer nicht gcschah, so setzten sie das Spiel so langc
und so hitzig fort, bis sie eines schönen Morgens cntdcckte»,
daß ihre beiderseirige Baarschaft nahezu am Ende fei. Cs
wurden sogleich Vricfe an die Verwalicr nach Hause ge-
schriebcn, Geld ;u schicken, was nur imnier entbchrlich und

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