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https://doi.org/10.11588/diglit.15748#0177
WLMöV KWs MeWsLWLLsW ö>6>W MWOMg KstzllEV.
Heute mir, morgen dir!
Meü'eWLLV WmM. ^
Erschcincn wöchcntlich cinmal. — Man abvnnirt bci allcn Buch- »/,. F H-FS Prcis für cincn Banv vvn 24 Nnmmcrn 3 fl. rh. vdcr 1 Nthlr.
n. KlinfihandliiNjicii, allcn Postämtcrn u. ZcitungScrpcditivneii. ^ - ^^*"'21 Sgr. Ginzclnc lliiimmcrii kvsten 9 kr. rh. oder 3 Sgr.
7
Bertram und Woldemar waren
Jugend- und Unipersttätsfreundc,
der erste der Sohn eines hohercn
Beamteil, der andere der Sohn
cines wohlhabenden Kaufmanns.
Beide bezogen zusammen die Uni-
versität, jener um die öieLts-
wissenschaft, dieser um die Heil-
kunde zu studiren. Die gleiche
Begeisterung für Necht und Wahr-
heit in der jungen Brust tragend,
wurden sie beide Mitglied dcr
Burschenschaft, jener Verbindung,
die das Feuer eines an Schwär-
merei grenzeuden Patriotismus in
den empfindlichcn Jünglingsseelen
nährte. Das schwarz-roth-goldene
Band, wclches die jungen Männcr
auf der Brust lrugen, war ihnen
mehr als Symbol, es war ihnen
ein Fetisch, dem sie cinc fast
sromme Andacht widmelen; ihnen,
deren ganzes Streben sich zum
Jdeal verklärte, galten die drei
Farbcn als das Allerheiligste in
dem ne» zu erbauenden Tempel der Freiheit. Wer mochle
es ihncn verargcn, den Jünglingen, die das Leben noch poe-
tisL auffafiten, da wir doch als
Männer in verhängnißvoster Zeit
über Shmbolen das ernste Gebot
der Wirklichkeit vcrgaßen! Dic
Bewegungen dcr dreifiiger Jahre,
dic auf den deutschen Hochschulen
ihren Brennpunkt fanden, rissen
Bertram und Woldemar gleich-
mäßig in ihren Strom. Beide
betheiligten sich an den Aus-
schüssen, welche damals die Um-
gestaltung des VaterlandeS her-
beiführen wostten, beide wurden
daher auch von dcn Nachcmaßre-
geln der stegcnden Gewalt be-
troffen. Der Unterschied in ihrem
Schickiale lag nur darin, dafi es
Woldemargelang, überdicGrenzen
Dcutschlands zu entkommen, wäh-
rend Bertram im Kerker die Jdeale
seiner Jugcnd büßen mufite. Iahre
vergingen. Beitram lag vergessen
hinter den dunklen, Verzweiflung
bcrgenden Eisengittern und zählte
die langsamcn Pulsfchlägc der
i Zeit, deren er noch viel Tausende zählen mufiie, ehc cr auf
Erlösung rcchnen konnte. Aber auch Woldemar führte in
7^
. - -
2?
Heute mir, morgen dir!
Meü'eWLLV WmM. ^
Erschcincn wöchcntlich cinmal. — Man abvnnirt bci allcn Buch- »/,. F H-FS Prcis für cincn Banv vvn 24 Nnmmcrn 3 fl. rh. vdcr 1 Nthlr.
n. KlinfihandliiNjicii, allcn Postämtcrn u. ZcitungScrpcditivneii. ^ - ^^*"'21 Sgr. Ginzclnc lliiimmcrii kvsten 9 kr. rh. oder 3 Sgr.
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Bertram und Woldemar waren
Jugend- und Unipersttätsfreundc,
der erste der Sohn eines hohercn
Beamteil, der andere der Sohn
cines wohlhabenden Kaufmanns.
Beide bezogen zusammen die Uni-
versität, jener um die öieLts-
wissenschaft, dieser um die Heil-
kunde zu studiren. Die gleiche
Begeisterung für Necht und Wahr-
heit in der jungen Brust tragend,
wurden sie beide Mitglied dcr
Burschenschaft, jener Verbindung,
die das Feuer eines an Schwär-
merei grenzeuden Patriotismus in
den empfindlichcn Jünglingsseelen
nährte. Das schwarz-roth-goldene
Band, wclches die jungen Männcr
auf der Brust lrugen, war ihnen
mehr als Symbol, es war ihnen
ein Fetisch, dem sie cinc fast
sromme Andacht widmelen; ihnen,
deren ganzes Streben sich zum
Jdeal verklärte, galten die drei
Farbcn als das Allerheiligste in
dem ne» zu erbauenden Tempel der Freiheit. Wer mochle
es ihncn verargcn, den Jünglingen, die das Leben noch poe-
tisL auffafiten, da wir doch als
Männer in verhängnißvoster Zeit
über Shmbolen das ernste Gebot
der Wirklichkeit vcrgaßen! Dic
Bewegungen dcr dreifiiger Jahre,
dic auf den deutschen Hochschulen
ihren Brennpunkt fanden, rissen
Bertram und Woldemar gleich-
mäßig in ihren Strom. Beide
betheiligten sich an den Aus-
schüssen, welche damals die Um-
gestaltung des VaterlandeS her-
beiführen wostten, beide wurden
daher auch von dcn Nachcmaßre-
geln der stegcnden Gewalt be-
troffen. Der Unterschied in ihrem
Schickiale lag nur darin, dafi es
Woldemargelang, überdicGrenzen
Dcutschlands zu entkommen, wäh-
rend Bertram im Kerker die Jdeale
seiner Jugcnd büßen mufite. Iahre
vergingen. Beitram lag vergessen
hinter den dunklen, Verzweiflung
bcrgenden Eisengittern und zählte
die langsamcn Pulsfchlägc der
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Erlösung rcchnen konnte. Aber auch Woldemar führte in
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