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Sierbeni'c'.e B'nnö. ^V»' 8.

Erschcincn wöchcntlich cininal. — Man adonnirt bci allcn Buch-
ii. Kunsthantliingcn. allcn Postäintcrn u- ZcitungScrpctitioncii.

PrciL für cincn Baub »on 24 Nuiiiinern 3 fl. rh. odcr 1 Rtblr.
'E O ^ 2l Sgr. Einzclnc Ruiiimcru kostcn 9 kr. rh. obcr 3 Sgr.

AdolHH don KnLgAö Mllior,

odcr

unfehlbare Kunst, sich in der Welt angesehen, beliebt und reich zu machen.

Jm Jahre deö Heils. kein Mensch weiß
in welchcm. wurde eincs Tages ein Knabe
geboren, der sich vom Vater her Johann
Nathanael Adolph Knickcr schrieb. Sein
Erscheinen in dcr Wclt war von höchst
selrsamen Umstandcn bcglcitct. So soll z V-
in jcner verhängnißschwcren Stunde cin
Donnerwetter mit Svnncnschcin am Himmel
gestanden, und irgend ein großer Mann
vor 39 Jahren und8Tagen sa st u m d i e-
selbe S t u n d e geborcn worden sein.

Diese außcrvrdentlichen Crcignissc schicnen
im Voraus dic zutünftige Beriihnilhcit des
zarten Sprvfilings zu prophczcien, der be-
stimmt war, den großen „M c n sch c n u m-
g a n g s v cr fe r t i g c r" zu verdunkeln.

Das Kind wenig begüterter, und dabei
unwirthschaftlicher Eltern, dercn Name ein Spotl auf ihre
Lebensweise war, wucks Nathanacl untcr Kartofselbrei,
Unzufriedenheii und Vcrsatzzetieln heran Mit jedem Jahre.
das die gütige Vorsehung dem Gciste Nathanaels zu-
legte, erivachten ncue, demülhigcnde Gcdanken in seiner
großen Seele, die wie cbcnso viele blutgierige Vampyre an
seinem jungen Lcben nagterr.

Nathanacl sah leider zu bald ein, daß er ein ar-
mer Teusel sei, cinc Einficht, die ihm die weiterc Ansicht
vcrschaffte, daß man heutzutage nicht arm sein
kann, ohne verachtet zu werden.

Diese Ucberzeugung war es hauptsäch-
lich, die dcn Keim zu jenen kühnen Jdecn
in Nathanacls Brust legten, dercn Rca-
lisirung ihm jedcnfalls zum Millionär gc-
mackt haben muß Aeußere Veranlassung
hiezu gab der rasch anfeinander folgcnde
Tod seiner Eltern; denn während sich ein
paar Dutzend geifernde Wucherer in die
Berlassenschafi der Dahingegangencn lheil-
ten, blieb dem armen Naihanacl nichtS
übrig, als ein Paar zerriffcne Stiefel seincs
Erzcugers, ein Kopfvoll der abcnteuerlichsten
Plänc und die gegründete AuSsicht auf
den — Hungertod.

Diese unerguickliche Erbschaft warf ei-
nen erfinderischen Funken in Nathanaels
Hirn. Es ist hier am Platze, Verwahrung
gegen die etwaige Vcrmuthung einzulegcn, als sei unserm
Naihanael je Knigge's „Menschen-Umgang" zu Gesicht ge-
kommen. Nathanael Knicker wußte von seinem halben
Namcnsvetter ebensoviel, als dieser von ihni — ein Beleg
tür die Behauptung, daß großc Jdcen häufig in zwei
Köpfen zu gleicher Zcii oder wenigstens nacheinan-
der entstehen können. Lange schon vor Kollimbus schlum-
merte der Gedanke an einc ncue Welt in einem andern
Gehirn, und Berthold Schwarz erfand das Pulver wieder,
das man in China schon Jahrhundcrtc früher kannte.
Welchem Autor ist überhaupt nicht wenigstenö einmal das
 
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