Kap. II. Die Kunst des mittleren Asiens. B. Persien und Medien. 35
Die Residenzen des „Grossen Königs," wie die Griechen die persischen
Herrscher nannten, waren zu Babylon, das dem mächtigen Eeiche einver-
leibt war, zu Susa, dem heutigen Schusch, wo noch jetzt bedeutende Schutt-
hügel auf ihre Durchforschung harren, zu Bkbatana, dem bereits erwähnten
heutigen Hamadan und zu Pasargadä, in der Gegend von Murghab. Von
der Königsburg zu Ekbatana berichtet Polybius, dass Säulen und Balken-
decken aus Cedern- und Cypressenholz bestanden und gleich dem Aeussern
des Daches mit Gold- und Silberplatten bedeckt waren. Wir dürfen darin
die bezeichnenden Merkmale der gesaminten mittelasiatischen Bauweise, wie
sie auch in den Euphratlanden anzunehmen war, erkennen. Wichtiger und
ausgiebiger ist, was sich an den Hauptpunkten der eigentlichen persischen
Stammlande an Denkmälern erhalten hat, in den Gebieten, welche sich
zwischen der grossen Salzwüste des Innern und dem steilen, unwirthbaren
Küstensaum des persischen Meerbusens, in dem reich abgestuften, gebirgi-
gen Terrassenland mit den gesegneten Thälern von Schiras, Murghab und
Merdascht erstrecken.
Fig. 22. Grab des Cyrus.
Zu den ältesten und bedeutendsten der persischen Denkmäler ge-
hören die Ueberreste des alten Königssitzes Pasargadä, in der Nähe des
heutigen Murghab. Vor Allem zieht hier das merkwürdige Gebäude die
Aufmerksamkeit auf sich, in welchem man nach den Berichten der Alten
das Grab des Cyrus erkannt hat. Der Volksmund nennt es das Grab
der Mutter Salomons (Meschhed-i-Mader-i-Suleiman). Man erkennt hier,
wie die Perser, als sie aus ihrem einfachen patriarchalischen Gebirgsleben
plötzlich zur Herrschaft über ein grosses Keich mit hoch entwickelter
Kultur gelangten, in ihren monumentalen Schöpfungen die bereits ander-
wärts ausgeprägten verschiedenartigen Formen zu einem Ganzen zu ver-
1 Vgl. Denkm. d. Kunst Taf. 7. — Ker Porter, Travels in Georgia, Persia etc. London. —
Coste et Flandin, Voyage en Perse etc. Paris. 5 Vols. — Texier, Description de l'Armenie, de la
Perse etc. Paris 1852.
Die Residenzen des „Grossen Königs," wie die Griechen die persischen
Herrscher nannten, waren zu Babylon, das dem mächtigen Eeiche einver-
leibt war, zu Susa, dem heutigen Schusch, wo noch jetzt bedeutende Schutt-
hügel auf ihre Durchforschung harren, zu Bkbatana, dem bereits erwähnten
heutigen Hamadan und zu Pasargadä, in der Gegend von Murghab. Von
der Königsburg zu Ekbatana berichtet Polybius, dass Säulen und Balken-
decken aus Cedern- und Cypressenholz bestanden und gleich dem Aeussern
des Daches mit Gold- und Silberplatten bedeckt waren. Wir dürfen darin
die bezeichnenden Merkmale der gesaminten mittelasiatischen Bauweise, wie
sie auch in den Euphratlanden anzunehmen war, erkennen. Wichtiger und
ausgiebiger ist, was sich an den Hauptpunkten der eigentlichen persischen
Stammlande an Denkmälern erhalten hat, in den Gebieten, welche sich
zwischen der grossen Salzwüste des Innern und dem steilen, unwirthbaren
Küstensaum des persischen Meerbusens, in dem reich abgestuften, gebirgi-
gen Terrassenland mit den gesegneten Thälern von Schiras, Murghab und
Merdascht erstrecken.
Fig. 22. Grab des Cyrus.
Zu den ältesten und bedeutendsten der persischen Denkmäler ge-
hören die Ueberreste des alten Königssitzes Pasargadä, in der Nähe des
heutigen Murghab. Vor Allem zieht hier das merkwürdige Gebäude die
Aufmerksamkeit auf sich, in welchem man nach den Berichten der Alten
das Grab des Cyrus erkannt hat. Der Volksmund nennt es das Grab
der Mutter Salomons (Meschhed-i-Mader-i-Suleiman). Man erkennt hier,
wie die Perser, als sie aus ihrem einfachen patriarchalischen Gebirgsleben
plötzlich zur Herrschaft über ein grosses Keich mit hoch entwickelter
Kultur gelangten, in ihren monumentalen Schöpfungen die bereits ander-
wärts ausgeprägten verschiedenartigen Formen zu einem Ganzen zu ver-
1 Vgl. Denkm. d. Kunst Taf. 7. — Ker Porter, Travels in Georgia, Persia etc. London. —
Coste et Flandin, Voyage en Perse etc. Paris. 5 Vols. — Texier, Description de l'Armenie, de la
Perse etc. Paris 1852.