Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Lübke, Wilhelm
Geschichte der Architektur von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart — Leipzig, 1865

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.26748#0069

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Drittes Kapitel. Persische Baukunst.

47

Zudem hat man keinerlei Spuren eines steinernen Oberbaues auffinden können,
und selbst der Verschluss der Hallen scheint nur durch ausgespannte Teppiche
bewirkt worden zu sein. Die Portale und Tliiiren haben eine rechtwinklige

Fig. 33.

Säule von Persepolis. Westliche Halle.

Fig. 34.

Säule von Persepolis. Nördliche Halle.

Umfassung, die durch ein kräftig wirkendes Gesims bekrönt wird. Ueber
einem schmalen, mit dem Perlenornamente bekleideten Heftbande erhebt sich
eine hohe, stark vortretende Kehle, mit mehreren Reihen von Lotosblättern
geschmückt und durch eine Platte überdeckt.

Fragt man nach der Entstehung der persischen Architektur, so scheint Fremde Ein-
es unleugbar, dass starke Einwirkungen des griechisch-ionischen Styles, wie tlusse'
er in Kleinasien sich ausgebildet hatte, stattgefunden haben. Dafür sprechen
das steinerne Giebeldach am Grabmal des Cyrus, sowie die Behandlung der
Säulenstämme, die weiche Formation der Basen, das dreitheilige Gebälk,
die Perlenschnüre an Kapitalen und Gesimsen, endlich die Kapital-Voluten.

Selbst die barbarische Anwendung letzterer, die nicht liegend, sondern auf-
recht stehend behandelt sind, erklärt sich daraus, dass ein nicht eigentlich
künstlerisch geartetes Volk in einer Periode beginnender Ueppigkeit jene Mo-
tive entlehnte, um sie in eigenwilliger, durchaus unconstructiver, aber phan-
tastisch-pikanter Weise zu benutzen. Dies wurde ermöglicht durch die leichte
Beschaffenheit des Oberbaues, in dessen Holzconstruction wir eine den vorder-
asiatischen Völkern gemeinsame Eigenthümlichkeit zu erkennen haben. Es
erinnert dieselbe, gleich dem von den Schriftstellern berichteten Teppichver-
schluss der Wände, an Urzustände der Cultur, an ein Nomadenleben in be-
 
Annotationen