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Zweites Buch.
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Pantheon.
ein mächtiges mit Kassettirungen bedecktes Tonnengewölbe geschlossen, die
Gliederung der Wände wurde durch Mauernischen von abwechselnd halbrunder
und rechteckiger Grundform bewirkt. Die Seitenmauern der Cellen, aus
Backsteinen ausgeführt, die aussen mit weissem parischem, innen mit buntem
Marmor bekleidet waren, stehen sammt den grandiosen Nischen zum Theil als
malerische Ruinen noch aufrecht.
Einer der imposantesten Reste römischer Architektur, vollständig erhalten
Avie kein anderer, ist das Pantheon. In der besten Zeit römischer Kunst,
unter Augustus’ Regierung im J. 26 v. Chr., von einem römischen Baumeister
Valerius von Ostia aufgeführt, ist es als die grossartigste und eigenthiimlichste
Schöpfung jener Architektur zu be-
trachten. Es war ursprünglich ein zu
den Thermen des Agrippa gehörender
Nebenbau, zugleich als Tempel dem
Jupiter Ultor geweiht. Ein mächtiger
Mauereylinder, 132 Fuss im inneren
Durchmesser, wird von einer vollstän-
digen Kuppel bedeckt, deren Scheitel-
höhe vom Boden gleich dem Durch-
messer des Rundbaues ist. Diese rein
mathematischen Verhältnisse sind be-
zeichnend für den Geist der römischen
Architektur. Die Wand ist im Innern
durch acht Nischen, die abwechselnd
theils halbrund, theils rechtwinklig
ausgetieft sind und mit ihren Halbkreis-
bögen in den runden Mauercylinder
hineinschneiden, gegliedert. In der
einen Nische liegt der Eingang, in den
übrigen sieben standen auf Postamenten
Götterbildnisse, die später christlichen
Heiligen geAvichen sind. Sechs dieser
Nischen sind durch je zwei hineinge-
stellte korinthische Säulen getheilt,
Ueber den Nischen zieht sich eine
Attika mit einer Pilasterstellung umher, von deren Gebälk sodann die mit
Kassettirnngen ausgestattete gewaltige Kuppel aufsteigt. Sie hat oben in der
Mitte eine Oeffnung von 26 Fuss im Durchmesser, von welcher dem im-
posanten Raume ein mächtig concentrirendes, den Eindruck grossartiger
Einfachheit verstärkendes Oberlicht zuströmt. Aber nicht bloss der Sonne,
sondern auch dem Regen steht der Zugang frei; um letzteren abzuführen, ist
der Fussboden nach der Mitte hin vertieft und mit kleinen Oeffnungen ver-
sehen. Der reiche Bronzeschmuck, der das Innere, namentlich die Kassetten
der Kuppel, bedeckte, wurde im 17. Jahrh. geplündert, um für den geschmack-
losen Altar der Peterskirche das Material zu liefern. Ein Portikus, der auf
acht reich gebildeten korinthischen Säulen ein Giebeldach trägt und dessen
Tiefe durch acht andere Säulen in drei Schiffe getheilt Avird, legt sich vor
den Eingang. Auch abgesehen von den hässlichen Glockenthürmen, die man
ihm zugesetzt hat, als man das Innere seiner kostbaren Ausstattung beraubte,
tritt der geradlinige Bau nicht in eine organische Verbindung mit der runden
Grundriss des Pantheons.
Zweites Buch.
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Pantheon.
ein mächtiges mit Kassettirungen bedecktes Tonnengewölbe geschlossen, die
Gliederung der Wände wurde durch Mauernischen von abwechselnd halbrunder
und rechteckiger Grundform bewirkt. Die Seitenmauern der Cellen, aus
Backsteinen ausgeführt, die aussen mit weissem parischem, innen mit buntem
Marmor bekleidet waren, stehen sammt den grandiosen Nischen zum Theil als
malerische Ruinen noch aufrecht.
Einer der imposantesten Reste römischer Architektur, vollständig erhalten
Avie kein anderer, ist das Pantheon. In der besten Zeit römischer Kunst,
unter Augustus’ Regierung im J. 26 v. Chr., von einem römischen Baumeister
Valerius von Ostia aufgeführt, ist es als die grossartigste und eigenthiimlichste
Schöpfung jener Architektur zu be-
trachten. Es war ursprünglich ein zu
den Thermen des Agrippa gehörender
Nebenbau, zugleich als Tempel dem
Jupiter Ultor geweiht. Ein mächtiger
Mauereylinder, 132 Fuss im inneren
Durchmesser, wird von einer vollstän-
digen Kuppel bedeckt, deren Scheitel-
höhe vom Boden gleich dem Durch-
messer des Rundbaues ist. Diese rein
mathematischen Verhältnisse sind be-
zeichnend für den Geist der römischen
Architektur. Die Wand ist im Innern
durch acht Nischen, die abwechselnd
theils halbrund, theils rechtwinklig
ausgetieft sind und mit ihren Halbkreis-
bögen in den runden Mauercylinder
hineinschneiden, gegliedert. In der
einen Nische liegt der Eingang, in den
übrigen sieben standen auf Postamenten
Götterbildnisse, die später christlichen
Heiligen geAvichen sind. Sechs dieser
Nischen sind durch je zwei hineinge-
stellte korinthische Säulen getheilt,
Ueber den Nischen zieht sich eine
Attika mit einer Pilasterstellung umher, von deren Gebälk sodann die mit
Kassettirnngen ausgestattete gewaltige Kuppel aufsteigt. Sie hat oben in der
Mitte eine Oeffnung von 26 Fuss im Durchmesser, von welcher dem im-
posanten Raume ein mächtig concentrirendes, den Eindruck grossartiger
Einfachheit verstärkendes Oberlicht zuströmt. Aber nicht bloss der Sonne,
sondern auch dem Regen steht der Zugang frei; um letzteren abzuführen, ist
der Fussboden nach der Mitte hin vertieft und mit kleinen Oeffnungen ver-
sehen. Der reiche Bronzeschmuck, der das Innere, namentlich die Kassetten
der Kuppel, bedeckte, wurde im 17. Jahrh. geplündert, um für den geschmack-
losen Altar der Peterskirche das Material zu liefern. Ein Portikus, der auf
acht reich gebildeten korinthischen Säulen ein Giebeldach trägt und dessen
Tiefe durch acht andere Säulen in drei Schiffe getheilt Avird, legt sich vor
den Eingang. Auch abgesehen von den hässlichen Glockenthürmen, die man
ihm zugesetzt hat, als man das Innere seiner kostbaren Ausstattung beraubte,
tritt der geradlinige Bau nicht in eine organische Verbindung mit der runden
Grundriss des Pantheons.