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Lübke, Wilhelm
Geschichte der Architektur von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart — Leipzig, 1865

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https://doi.org/10.11588/diglit.26748#0279

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Anhang. Georgische und armenische Baukunst.

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Die Detailbildung aber und die Profilirung der Glieder ist eine merkwürdig
ängstliche, schwächliche. Die Wandsäulen sind nur rundliche Stäbe ohne kräftig
markirte Schwellung und haben Basen und Consolen von ebenso unschöner als
unkräftiger Form. Dieselben zeigen nämlich gewöhnlich die Gestalt plattge-
drückter Kugeln mit wunderlich eingekerbten Ornamenten. Ebenso sind auch
die Zierbänder, welche Portale, Fenster und Archivolten in reicher Anordnung
umfassen und die Krönungsgesimse schmücken, nur flach, ohne kräftige Schat-
tenwirkung, mit einem feinausgemeisselten abermatten Ornament, von vielfach
verschlungenen Linien bedeckt, hin und wieder mit vegetativen Elementen
durchwebt. Dadurch wird diesen namentlich nach aussen verständig und klar
disponirten Bauten ein nüchternes, markloses Wesen aufgeprägt. Das Innere,
obwohl von künstlicher Composition und technischer Gewandtheit zeugend,
behält doch mit seinen lastenden Tonnengewölben einen schwerfälligen Cha-
rakter und lässt in den meisten Fällen eine klar verständliche Gruppirung der
Räume vermissen.

Aus der Zahl der bis jetzt bekannten Denkmäler genüge es, für die Be-Denkmäler.
Zeichnung der verschiedenen Hauptformen einige wenige Beispiele herauszu-
heben. In Georgien, ausser der schon genannten Kirche von Pitzunda, ist in Georgien,
eins der bedeutendsten Werke die Muttergotteskirche zu Gelathi, 1089 bis Geiathi.

1126 erbaut. Der längliche Grundriss zeigt im Westen eine Vorhalle in der
Breite der Kirche, Östlich drei Altarapsiden, die nach aussen sich polygon ge-
stalten. Nördlich und südlich schliessen sich der Kirche niedere Kapellen an,
welche östlich mit kleinen halbkreisförmigen Altarnischen enden. Die Haupt-
räume des Baues sind schlank emporstrebend, die Kuppel auf der Mitte hat
eine elegante Form, und die Wandgliederung durch Lisenen und Bogenfries
erinnert stark an abendländische Kunst. — Die Muttergotteskirche zu Ach- Achtaia.
tala zeigt die herkömmliche Anlage eines dreischiffigen, fast quadratischen
Baues mit einer Kuppel auf achteckigen Pfeilern, schmalen Seitenräumen und
drei Apsiden, die nach aussen durch spitze Mauernischen getrennt sind. Völlig
verwandt ist die Kirche von Cabene, nur dass hier die drei Absiden im In- cabene.
neren durch Mauern getrennt werden, während sie dort verbunden waren.

Ebenso die Kirche zu Safara, die jedoch viereckige Kuppelpfeiler hat, und safara.
deren Apsiden in der rechtwinklig abgeschlossenen Mauer versteckt liegen. —
Bedeutender und origineller entfaltet sich der Grundplan der Kirche zu Ala Aia wcrcu.
Wer di, wo an die Kuppel sich südlich und nördlich Halbkuppeln lehnen, die
nach aussen jedoch nicht vortreten. Die drei Apsiden, nach aussen polygon,
sind stattlich entwickelt und kräftig gegliedert; der westliche Arm ist etwas
verlängert und durch gegliederte Pfeiler in drei Schiffe getheilt. Eine Vorhalle
in ganzer Breite der Kirche schliesst sich an.— Durchaus eigenthümlich bildet
sodann die kleine Kirche zuManglis ihren Grundplan. Das Schiff besteht aus Mangiis.
drei grossen Halbnischen, die nach aussen ein Polygon bilden und im Innern von
der Centralkuppel überragt werden. Westlich und südlich sind Vorhallen an-
geschlossen, von denen die letztere sich mit kleiner Kuppel und Apsis kapellen-
artig darstellt. Oestlich legt sich ein Chor mit breiter Hauptapsis und zwei
schmalen Nebenapsiden vor, der mit einem Querbau sich dem Kuppelbau
anfügt.

Von den Kirchen Armeniens ist in erster Linie die Klosterkirche zu Armenien.
Etschmiazin, dem armenischen Rom, zu nennen. Sie bildet ein grosses Etschmia-
Quadrat, aus dessen Mitte auf vier Pfeilern die Kuppel sich erhebt. Die da- zin-
durch markirten Kreuzarme schliessen sämmtlich mit einer weiten Apsis, die

Lübke, Geschichte d. Architektur. [7
 
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