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Lübke, Wilhelm
Geschichte der Architektur von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart — Leipzig, 1865

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https://doi.org/10.11588/diglit.26748#0280

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258

Viertes Buch. Anhang Georgische und armenische Baukunst.

nach aussen polygon vortritt und über ihrem Dache mit wunderlichen laternen-
artigen Kuppelthürmen bekrönt wird. An die Westseite legt sich ein tliurm-
artiger Bau mit offener Vorhalle im Erdgeschoss. Das Innere ist in überreicher
Weise mit Malereien geschmückt. — Dieselbe Anlage, aber in vereinfachter
Achput. Weise, zeigt die Kirche zu Achpat; allein hier sind sämmtliche Räume über-
aus niedrig, die konisch ansteigende Kuppel ruht auf derben Rundsäulen, die
Apsiden fehlen, und nur der schmal vorgelegte Chor ist mit einer unbedeutenden,
in der Mauer versteckten Nische ausgestattet. — Originelle Anlage zeigt so-
dann in derselben Stadt das Grabdenkmal der Fürsten des Landes. An eine
kleine Kuppelkirche, welche dem hier gebräuchlichsten Typus folgt, schliesst
sich ein breiterer und grösserer Centralbau, der nach aussen als kreuzförmige
Anlage sich markirt, im Inneren dagegen einen achteckigen Mittelraum bildet,
von dessen Endpunkten acht Gewölbgurte aufsteigen, die auf ihrer Durch-
schneidung einen höheren Kuppelbau aufnehmen, der dann mit einer schlanken
Laterne endet. — Die übrigen armenischen Kirchen wiederholen in der Regel
die übliche Anlage eines von einer Kuppel bekrönten Langhauses. So die
Usuniar. Kirche zu Usunlar, die auf drei Seiten von einer niedrigen Vorhalle umgeben
wird, welche sich an den beiden Seiten mit Pfeilerhallen öffnet. So auch an
vagharscha-einer Kirche zu Vagharschabad, wo die Vorhalle nur an der Westseite an-
bad- geordnet ist, aber an den Seiten mit Flügeln über die Breite der Kirche hin-
ausgreift und nach Westen drei weite Arkaden auf achteckigen Pfeilern hat.
Von der Kirche der li. Ripsime zu Vagharschabad redeten wir schon unter
Beifügung des Grundrisses. An ihr prägt sich der originelle Charakter der
inneren Raumdisposition armenischer Kirchen besonders scharf und deutlich
Kathedrale aus. Dagegen befolgt die im J. 1010 gegründete Kathedrale von Ani, von
vmiAni. weicher wir den Grundriss und die westliche Ansicht beifügen, jene andere
Anordnung, welche eine klarere Disposition des Inneren zulässt, da die Kuppel
auf vier freistehenden Pfeilern ruht und die mit Tonnengewölben bedeckten
Nebenräume in directerem Zusammenhänge mit dem Mittelbau stehen. Neben
den seitlichen Portalen und der Apsis sieht man hier die tief eingekerbten
Aussennischen, die jedoch an der westlichen Facade fehlen. An den Stellen
jener Nischen weicht die Mauer im Inneren gleichsam in Form von Pfeilern
zurück, die mit den Mittelpfeilern durch Bögen mit zugespitztem Scheitel ver-
bunden sind. Sämmtliche Pfeiler überraschen durch eine an abendländische
Bauten erinnernde Zusammensetzung von Halbsäulen und rechtwinklig pro-
filirten Gliedern. Es fragt sich daher, ob jenes frühe Datum nicht mit einem
späteren zu vertauschen sein wird. — Am Chorraume ist die zierliche Be-
lebung der inneren Wand durch einen Nischenkranz hervorzuheben; die beiden
Nebenapsiden sind aus der Mauermasse ausgehöhlt, ohne nach aussen hervor-
zutreten. Am Aeusseren (vgl. Fig. 183) geben das von Säulchen eingeschlos-
sene Portal, die Wandarkaden, das Rundfenster im westlichen Giebel, so wie
der hochaufragende Kuppelbau, der sammt den übrigen Theilen ein Steindach
hat, Anklänge an abenländische Geistesrichtung. — Noch möge eine kleinere
Kirche zu Ani von abweichendem Grundriss Erwähnung finden. Es ist ein
Kuppelraum auf kreisförmiger Grundlage, welche sich durch sechs aneinander
stossende Nischen erweitert. Nach aussen schliessen rechtwinklige Mauern
die Nischen ein.
 
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