Zweites Kapitel. Renaissance in Italien.
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Kapellenreihen, Tonnengewölbe und Kuppel, von bedeutender räumlicher
Gesammtwirkung und deshalb für eine Reihe ähnlicher Anlagen fortan das
Um diese Zeit baute der Neapolitaner Pirro pjrro
Ligorio im vaticanischen Garten für Paul IV. Llg0n0,
(1555—1559) dieV illa Pi a, ein einfaches aber
in stattlichen Verhältnissen angelegtes und
plastisch reich geschmücktes Gartenhaus mit
Vorhallen, Pavillon, Brunnen und loggiabekrön-
tem Thurm, malerisch reizend als vornehmer Aus-
druck ländlicher Zurückgezogenheit. — Der Giorgio
eben genannte Giorgio Vasari \on Arezzo (1512
bis 1574) gehört zu den vielseitigsten und ge-
schicktesten Künstlern seiner Zeit und steht
in seinen architektonischen Schöpfungen un-
gleich höher und reiner da als in seinen Ma-
lereien. In Florenz rührt von ihm der innere
Ausbau, die Treppenanlage und der grosse Saal
des Pal. Vecchio, vor Allem aber das seit 1560
nach seinen Plänen ausgeführte Gebäude der
Uffizien. Es galt hier, für die Verwaltung
eine Anzahl von Räumen auf engem, schmal
und lang gestrecktem Platze unterzubringen
und ausserdem die Verbindung zwischen der
Stadt und-dem Arno-Ufer nicht zu unterbrechen.
Desshalb legte er zwei hohe Flügel nach der
Länge des Platzes an und verband sie gegen den
Fluss hin mit einem Querbau, in dessen unterem
Geschoss sich mit stattlichem Bogen der Durch-
gang gegen die Strasse öffnet. An diesen imposant wirkenden Abschluss der
Strasse fügen sich nach den Langseiten ebenfalls offene Hallen, mit geradem
Gebälk auf Pfeilern geschlossen, über welchem noch Fensteröffnungen in die
Tonnengewölbe der langen Halle einschneiden. Das Ganze ist von glücklicher
und origineller Wirkung, gross in den Verhältnissen und angemessen einfach
in der Durchführung. — In seiner Vaterstadt Arezzo ist die Kirche der
Badia ein ansprechend schlichter Gewölbebau des Meisters.
Neben Vasari war der talentvolle Schüler Jacopo Sausovino’s Barlo- Bartoi.
lommeo Ammanati (1511—1592) thätig, von dessen gewaltigem aber nüch- Amma'iatl-
ternem Pfeilerhof von Pal. Pitti schon die Rede war (S. 653). Im Uebrigen
bleibt auch er dem Säulenbau, der seit Brunellesco in Florenz kanonisch ge-
worden war, treu. So in dem zweiten Hofe bei S. Spirito und in mehreren
von ihm erbauten Privathäusern. Sein Hauptwerk ist unstreitig die herrliche
Brücke S. Trinitä, die sich mit drei schön geschwungenen Flachbögen, von
90 und 84 Fuss Spannung auf zwei nur 25 Fuss starken Pfeilern ebenso kühn
als elegant über den Arno breitet.— Von einem anderen gleichzeitigen floren-
tiner Baumeister Bernardo Buontalenti rührt der kleinere Pal. Riccardi vomBuontaienti.
J. 1565 und die weite schlanke Vorhalle »am Spital von S. Maria Nuova,
die den Platz von zwei Seiten stattlich einfasst.
Pellegrino Tibaldi (1522 —1592) ist in Bologna durch den Hof des Peiiegr.
Pal. Arcivescovile und den bedeutsam wirkenden Pal. Magnani vertreten. In Ilbaldl
mustergültige Vorbild.
Fig. 552.
Kirche del Gesii in Rom.
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Kapellenreihen, Tonnengewölbe und Kuppel, von bedeutender räumlicher
Gesammtwirkung und deshalb für eine Reihe ähnlicher Anlagen fortan das
Um diese Zeit baute der Neapolitaner Pirro pjrro
Ligorio im vaticanischen Garten für Paul IV. Llg0n0,
(1555—1559) dieV illa Pi a, ein einfaches aber
in stattlichen Verhältnissen angelegtes und
plastisch reich geschmücktes Gartenhaus mit
Vorhallen, Pavillon, Brunnen und loggiabekrön-
tem Thurm, malerisch reizend als vornehmer Aus-
druck ländlicher Zurückgezogenheit. — Der Giorgio
eben genannte Giorgio Vasari \on Arezzo (1512
bis 1574) gehört zu den vielseitigsten und ge-
schicktesten Künstlern seiner Zeit und steht
in seinen architektonischen Schöpfungen un-
gleich höher und reiner da als in seinen Ma-
lereien. In Florenz rührt von ihm der innere
Ausbau, die Treppenanlage und der grosse Saal
des Pal. Vecchio, vor Allem aber das seit 1560
nach seinen Plänen ausgeführte Gebäude der
Uffizien. Es galt hier, für die Verwaltung
eine Anzahl von Räumen auf engem, schmal
und lang gestrecktem Platze unterzubringen
und ausserdem die Verbindung zwischen der
Stadt und-dem Arno-Ufer nicht zu unterbrechen.
Desshalb legte er zwei hohe Flügel nach der
Länge des Platzes an und verband sie gegen den
Fluss hin mit einem Querbau, in dessen unterem
Geschoss sich mit stattlichem Bogen der Durch-
gang gegen die Strasse öffnet. An diesen imposant wirkenden Abschluss der
Strasse fügen sich nach den Langseiten ebenfalls offene Hallen, mit geradem
Gebälk auf Pfeilern geschlossen, über welchem noch Fensteröffnungen in die
Tonnengewölbe der langen Halle einschneiden. Das Ganze ist von glücklicher
und origineller Wirkung, gross in den Verhältnissen und angemessen einfach
in der Durchführung. — In seiner Vaterstadt Arezzo ist die Kirche der
Badia ein ansprechend schlichter Gewölbebau des Meisters.
Neben Vasari war der talentvolle Schüler Jacopo Sausovino’s Barlo- Bartoi.
lommeo Ammanati (1511—1592) thätig, von dessen gewaltigem aber nüch- Amma'iatl-
ternem Pfeilerhof von Pal. Pitti schon die Rede war (S. 653). Im Uebrigen
bleibt auch er dem Säulenbau, der seit Brunellesco in Florenz kanonisch ge-
worden war, treu. So in dem zweiten Hofe bei S. Spirito und in mehreren
von ihm erbauten Privathäusern. Sein Hauptwerk ist unstreitig die herrliche
Brücke S. Trinitä, die sich mit drei schön geschwungenen Flachbögen, von
90 und 84 Fuss Spannung auf zwei nur 25 Fuss starken Pfeilern ebenso kühn
als elegant über den Arno breitet.— Von einem anderen gleichzeitigen floren-
tiner Baumeister Bernardo Buontalenti rührt der kleinere Pal. Riccardi vomBuontaienti.
J. 1565 und die weite schlanke Vorhalle »am Spital von S. Maria Nuova,
die den Platz von zwei Seiten stattlich einfasst.
Pellegrino Tibaldi (1522 —1592) ist in Bologna durch den Hof des Peiiegr.
Pal. Arcivescovile und den bedeutsam wirkenden Pal. Magnani vertreten. In Ilbaldl
mustergültige Vorbild.
Fig. 552.
Kirche del Gesii in Rom.