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Lübke, Wilhelm
Geschichte der Architektur von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart — Leipzig, 1865

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https://doi.org/10.11588/diglit.26748#0767

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Drittes Kapitel. Renaissance in den übrigen Ländern.

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keit fesseln. Vom jüngern Fischer ist auch der Palast des Fürsten S c h w ar z e n-
berg am Rennwege, durch einen Kuppelbau und grossartige Anlage besonders
wirksam. — In Prag hat sich der Reichthum eines mächtigen Adels in stolzen
Palästen von einem mehr düster gewaltigen Charakter ausgeprägt. Zu den
früheren gehört der von dem berühmten Wallen stein seit 1623 erbaute Wald-
stein’sche; die Mehrzahl ist erst im Ausgang des 17. und im Anfänge des
18. Jahrh. entstanden. — In Würz bürg war Balthasar Neumann thätig,1
der von 1720 bis 1744 die fürstbischöfliche Residenz daselbst, eins der
prachtvollsten, grossartigsten und schönsten Fürstenschlösser jener Zeit, in
prunkvoll-stattlicher Anlage aufführte. — Das Schloss S ch lei ss heim bei
München zeichnet sich gleich dem zu Würzburg durch eine grandiose Treppen-
anlage aus. Das Schloss zu Nymphen bürg copirt in nüchtern langweiliger
Weise die riesigen Anlagen von Versailles. •—InDresden ist die von Gaetano
Chiaveri seit dem J. 1736 erbaute Katholische Kirche ein interessantes
Beispiel prunkenden Barockstyles; die volle plastische Bildung der Glieder,
die etwas theatralisch bewegten Statuen und der hohe, auf Säulenstellungen in
verschiedenen Stockwerken sich erhebende Thurm sind von ansprechender
Wirkung. Dagegen vertritt der seit 1711 unter König August dem Starken
angelegteZwinger den üppigen Rococostyl in glänzendster Weise.-—-Hieran
schliessen sich die unter Friedrich des Grossen Regierung in Berlin und
Potsdam entstandenen, meistens von W. v. Knobelsdorff'*) in stattlicher
Weise entworfenen Bauten, die grossentheils eine einfach-tüchtige, wenn auch
im Detail etwas trockene Behandlung zeigen. Die Hauptwerke Knobelsdorff’s
sind das später abgebrannte und nach den alten Plänen wiedererbaute Opern-
haus zu Berlin, sodann bei Potsdam der einstöckige Bau von Sanssouci
mit dem heiteren mittleren Kuppelsaale und das gtossartig angelegte Stadt-
schloss mit seinen prächtigen Kolonnaden. — Das umfangreiche neue Palais
mit seinen malerischen Nebenbauten und seinem kolossalen Marmorsaale liess
Friedrich der Grosse durch Büring erbauen. Später entstand durch Carl von
Gontard das Marmorpalais schon in nüchternen Formen. Dagegen errichtete
derselbe Architekt in Berlin die beiden prächtig schönen Kuppelthiirme des
Gendarmenmarktes. — Gegen Ende des 18. Jahrh. verfällt auch hier wie überall
die Architektur einer unendlich nüchternen, charakterlosen Richtung, die sich in
ihrer Ohnmacht besonders klassisch dünkte. Doch ist wenigstens das Brande n-
burger Thor, seit 1789 von Langhans errichtet, trotz einer gewissen Nüchtern-
heit und falschen Classizität ein tüchtiger und wirkungsvoller Bau.

*) Vgl. Georg Wenceslaus von Knobelsdorff, der Baumeister und Freund Friedrichs des Grossen. Von
W. von Knobelsdorff. Berlin 1861.

.Neumann.

Bauten in
Dresden,

Berlin und
Potsdam.
 
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