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gen Barbara und einem Karthäuser" (Berlin, Kaiser-Friedrich-Museum). Besonders ein-
drucksvoll ist die in den Himmel aufgenommene und mit Palmzweigen geschmiickte Heer-
schar der Heiligen auf Dihers Allerheiligenbild (Wien, Kunsthistorisches Museum). Franz
Xaver Kraus erblickt trotz des in den martyrologischen Schriften wiederkehrenden Ausdrucks
"palma martyrii" in dem Palmwedel kein eigentliches Märtyrersymbol, sondern lediglich
einen Hinweis auf das Eingehen in das Reich Gottes (150).
In romanischer Zeit war das Szepter der Madonna ein lebendiger Zweig, so im Gozelin-
Evangeliar in Nancy (um 900). Auch das Königsszepter war in alten deutschen Darstellun-
gen als Zweig oder Holz mit Astansätzen wiedergegeben. Der nächste Schritt war die Ver-
einfachung beziehungsweise Umgestaltung zur heraidischen Lilie, wie sie Kaiser Barbarossa
in der Weingartner Welfenchronik in seiner Linken trägt (Fulda, Landesbibliothek, Hs. D 11).
Das Lilienszepter findet sich auch beim Erzengel Michael. Hier spricht sich AlfonsRosen-
berg för die Interpretation als lebenspendender Stab aus; er ist das Pendant zum Zeichen
des Todes, der Lanze, in der rechten Hand. "Die sogenannte Liiie des Szepters ist der be-
kannte Dreisproß, eine zeichenhafte Abkürzung des Lebensbaumes” (151).
Selbst noch bei der sogenannten Glatzer Madonna eines böhmischen Meister (um 1350) er-
scheint das Szepter als Stab mit stilisiertem Pflanzenaufsatz (Berlin, Deutsches Museum).
An der Stelle des Marienszepters kann auch einerichtige Pflanze auftreten, so beiStephan
Lochners "Maria mit dem Veilchen", der Blume der Bescheidenheit (Köln, Diözesan-Mu-
seum). Im Dom zu Nordhausen ist ein Madonnenbiid von einem mitteldeutschen Meister
um 1420; Jesus hält in der linken Hand eine Akelei, die als "Lebensblume” gedeutetwer-
den muß; es ist die Heilpflanze, die Chiisms, der göttliche iatros, der Menschheit schenkt.
Daß es gerade drei Bliiten sind, glaubt Lottlisa Behling als Hinweis auf die drei theologi-
schen Tugenden fides, spes und caritas auslegen zu können (152).
Der bekannteste Stabträger der antiken Götterwelt war Hermes. Mit dem von seinemBru-
der Apollon erhaltenen Zauberstab kann er die Menschen einschläfern und wieder aufwek-
ken. Eine in Jena befindliche Lekythos (altgriechisches Tongefäß mit engem Hals) zeigt,
wie Hermes als psychopompos mit seinem Stabe die Seelen aus der Unterweit heraufholt
oder sie wieder hinabzwingt (Jena, Universitätsmuseum). Später wurde aus dem Zauber-
stab der Heroldstab (kerykeion) des Götterboten. Im Louvre befindet sich ein Gemälde von
A. Idrac "Merkur erfindet den Heroldstab". Zunächst dachte man sich den Hermesstab als
mit Wollbinden behangenen Ölzweig. Nach Ludwig Preller ist der Stab eine dreisprossige
Rute in der Form eines Y. Dem stimmt auch Julius Schwabe bei (153).
Der Baculus, das ist der Bischofsstab, eine Nachbildung des Moses- und Aaronstabes, ist
Sinnbild der Hirteneigenschaften des Bischofs. Als Moses seinen Bruder Aaron zum Hohen-
priestereinsetzte.bestätigte Gott diese Wahl durch ein Wunder, indem er von den zwölf
Stäben, die fiir die zwölf Stämme des Volkes an der Bundeslade niedergelegt wurden, den-
jenigen des Aaron grünen, blühen und Mandeifriichte tragen ließ (Num. 17, 8). Der Man-
delbaum sinnbildet des Priesters Hoheit; gieich der harten Mandelschale soll dei Priester
nach außen streng sein, iminnern aber von milder Gesinnung (gieichdemsiißen Kern).
gen Barbara und einem Karthäuser" (Berlin, Kaiser-Friedrich-Museum). Besonders ein-
drucksvoll ist die in den Himmel aufgenommene und mit Palmzweigen geschmiickte Heer-
schar der Heiligen auf Dihers Allerheiligenbild (Wien, Kunsthistorisches Museum). Franz
Xaver Kraus erblickt trotz des in den martyrologischen Schriften wiederkehrenden Ausdrucks
"palma martyrii" in dem Palmwedel kein eigentliches Märtyrersymbol, sondern lediglich
einen Hinweis auf das Eingehen in das Reich Gottes (150).
In romanischer Zeit war das Szepter der Madonna ein lebendiger Zweig, so im Gozelin-
Evangeliar in Nancy (um 900). Auch das Königsszepter war in alten deutschen Darstellun-
gen als Zweig oder Holz mit Astansätzen wiedergegeben. Der nächste Schritt war die Ver-
einfachung beziehungsweise Umgestaltung zur heraidischen Lilie, wie sie Kaiser Barbarossa
in der Weingartner Welfenchronik in seiner Linken trägt (Fulda, Landesbibliothek, Hs. D 11).
Das Lilienszepter findet sich auch beim Erzengel Michael. Hier spricht sich AlfonsRosen-
berg för die Interpretation als lebenspendender Stab aus; er ist das Pendant zum Zeichen
des Todes, der Lanze, in der rechten Hand. "Die sogenannte Liiie des Szepters ist der be-
kannte Dreisproß, eine zeichenhafte Abkürzung des Lebensbaumes” (151).
Selbst noch bei der sogenannten Glatzer Madonna eines böhmischen Meister (um 1350) er-
scheint das Szepter als Stab mit stilisiertem Pflanzenaufsatz (Berlin, Deutsches Museum).
An der Stelle des Marienszepters kann auch einerichtige Pflanze auftreten, so beiStephan
Lochners "Maria mit dem Veilchen", der Blume der Bescheidenheit (Köln, Diözesan-Mu-
seum). Im Dom zu Nordhausen ist ein Madonnenbiid von einem mitteldeutschen Meister
um 1420; Jesus hält in der linken Hand eine Akelei, die als "Lebensblume” gedeutetwer-
den muß; es ist die Heilpflanze, die Chiisms, der göttliche iatros, der Menschheit schenkt.
Daß es gerade drei Bliiten sind, glaubt Lottlisa Behling als Hinweis auf die drei theologi-
schen Tugenden fides, spes und caritas auslegen zu können (152).
Der bekannteste Stabträger der antiken Götterwelt war Hermes. Mit dem von seinemBru-
der Apollon erhaltenen Zauberstab kann er die Menschen einschläfern und wieder aufwek-
ken. Eine in Jena befindliche Lekythos (altgriechisches Tongefäß mit engem Hals) zeigt,
wie Hermes als psychopompos mit seinem Stabe die Seelen aus der Unterweit heraufholt
oder sie wieder hinabzwingt (Jena, Universitätsmuseum). Später wurde aus dem Zauber-
stab der Heroldstab (kerykeion) des Götterboten. Im Louvre befindet sich ein Gemälde von
A. Idrac "Merkur erfindet den Heroldstab". Zunächst dachte man sich den Hermesstab als
mit Wollbinden behangenen Ölzweig. Nach Ludwig Preller ist der Stab eine dreisprossige
Rute in der Form eines Y. Dem stimmt auch Julius Schwabe bei (153).
Der Baculus, das ist der Bischofsstab, eine Nachbildung des Moses- und Aaronstabes, ist
Sinnbild der Hirteneigenschaften des Bischofs. Als Moses seinen Bruder Aaron zum Hohen-
priestereinsetzte.bestätigte Gott diese Wahl durch ein Wunder, indem er von den zwölf
Stäben, die fiir die zwölf Stämme des Volkes an der Bundeslade niedergelegt wurden, den-
jenigen des Aaron grünen, blühen und Mandeifriichte tragen ließ (Num. 17, 8). Der Man-
delbaum sinnbildet des Priesters Hoheit; gieich der harten Mandelschale soll dei Priester
nach außen streng sein, iminnern aber von milder Gesinnung (gieichdemsiißen Kern).