1. Einführung
1.1. Anlaß und Umfang der Grabungen
Im Winter 1966/67 wurde dem Niedersächsischen Landesverwaltungsamt, Dezernat Bo-
dendenkmalpflege, in Hannover die Absicht des Landwirts Heinrich Viets bekannt, auf
demjenigen seiner Grundstücke eine Fichtenpflanzung anzulegen, auf dem seit alters der
sächsische Urnenfriedhof von Issendorf, Kr. Stade, bekannt ist. Da diese Pläne bereits kon-
krete Form angenommen hatten, entschloß sich der Leiter der niedersächsischen Boden-
denkmalpflege, Landesarchäologe Dr. Martin Claus, im Sommer 1967 eine systematische
Ausgrabung auf dem Fundgelände durchzuführen. Sie diente dem Ziel, das für die Auffor-
stung vorgesehene Gelände, auf dem schon früher zahlreiche Urnenfunde gemacht worden
waren, vor Beginn der Aufforstung vollständig zu untersuchen, weil vorauszusehen war,
daß beim Pflanzen der Fichten tiefe Bodeneingriffe nicht zu vermeiden waren, die die noch
vorhandenen Bestattungen völlig zerstört hätten. Mit der Durchführung der Grabung
wurde der Verfasser beauftragt, der den ersten Grabungsabschnitt während seines Urlaubs
in der Zeit vom 14. 8. bis 8. 9. 1967 leitete. Die Ausgrabung fand im Arbeitsbereich von Dr.
Jürgen Deichmüller statt, der freundlicherweise die organisatorische Betreuung der Gra-
bung übernahm. Im Verlauf der Grabung 1967 wurden rund 750 qm Fläche des Urnenfried-
hofes mit 5 Schnitten vollständig untersucht. Es kamen rund 300 Urnen zu Tage.
Nach Abschluß der Ausgrabung 1967 stand indessen fest, daß bei weitem nicht der ge-
samte Urnenfriedhof erfaßt worden war. Lediglich seine ungefähren Grenzen waren be-
kanntgeworden. Weitere Untersuchungen des Geländes waren früher oder später unum-
gänglich. Sie wurden durch das Entgegenkommen des Grundstückseigentümers, des Land-
wirts Heinrich Viets, ermöglicht, der die Aufforstung bis auf weiteres verschob und damit
den Weg für zukünftige Untersuchungen freimachte. Mit der zweiten Ausgrabung wurden
diese Forschungen im Jahre 1969 weitergeführt. Sie standen in der Zeit vom 11.8. bis
22. 8. 1969 unter Leitung des Verfassers und wurden anschließend für weitere vier Wo-
chen von Dr. Jürgen Deichmüller fortgesetzt. Während dieser Grabungskampagne wurden
mit den Schnitten 6-15 weitere 600 qm Fläche ausgegraben. Die Grabung schloß mit der
Entdeckung von 517 neuen Urnen. Damit beläuft sich die Gesamtzahl der während der
Grabungen 1967 und 1969 aufgedeckten Urnen auf 817, die insgesamt untersuchte Fläche
auf 1350 qm.
Aber auch jetzt kann der sächsische Urnenfriedhof von Issendorf noch nicht als vollstän-
dig ausgegraben gelten. Es verblieben noch ununtersuchte Restflächen von schätzungs-
weise 600 bis 700 qm Größe. Die Gesamtfläche des Urnenfriedhofes dürfte sich, wenn man
die Scherbenstreuung im Gelände sowie die bisher festgestellten Grenzen des Friedhofes
berücksichtigt, auf rund 2000 qm belaufen. So sind zusätzlich schätzungsweise nochmals
400 bis 500 Urnen zu erwarten, so daß die Gesamtzahl der Urnen auf dem sächsischen Ur-
nenfriedhof von Issendorf mit 1200 bis 1300 nicht zu gering veranschlagt ist.
Damit zeichnet sich bereits beim gegenwärtigen Stand der Forschungen ab, daß der
Friedhof von Issendorf zu den großen Friedhöfen der sächsischen Zeit zwischen unterer
1 Janssen
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1.1. Anlaß und Umfang der Grabungen
Im Winter 1966/67 wurde dem Niedersächsischen Landesverwaltungsamt, Dezernat Bo-
dendenkmalpflege, in Hannover die Absicht des Landwirts Heinrich Viets bekannt, auf
demjenigen seiner Grundstücke eine Fichtenpflanzung anzulegen, auf dem seit alters der
sächsische Urnenfriedhof von Issendorf, Kr. Stade, bekannt ist. Da diese Pläne bereits kon-
krete Form angenommen hatten, entschloß sich der Leiter der niedersächsischen Boden-
denkmalpflege, Landesarchäologe Dr. Martin Claus, im Sommer 1967 eine systematische
Ausgrabung auf dem Fundgelände durchzuführen. Sie diente dem Ziel, das für die Auffor-
stung vorgesehene Gelände, auf dem schon früher zahlreiche Urnenfunde gemacht worden
waren, vor Beginn der Aufforstung vollständig zu untersuchen, weil vorauszusehen war,
daß beim Pflanzen der Fichten tiefe Bodeneingriffe nicht zu vermeiden waren, die die noch
vorhandenen Bestattungen völlig zerstört hätten. Mit der Durchführung der Grabung
wurde der Verfasser beauftragt, der den ersten Grabungsabschnitt während seines Urlaubs
in der Zeit vom 14. 8. bis 8. 9. 1967 leitete. Die Ausgrabung fand im Arbeitsbereich von Dr.
Jürgen Deichmüller statt, der freundlicherweise die organisatorische Betreuung der Gra-
bung übernahm. Im Verlauf der Grabung 1967 wurden rund 750 qm Fläche des Urnenfried-
hofes mit 5 Schnitten vollständig untersucht. Es kamen rund 300 Urnen zu Tage.
Nach Abschluß der Ausgrabung 1967 stand indessen fest, daß bei weitem nicht der ge-
samte Urnenfriedhof erfaßt worden war. Lediglich seine ungefähren Grenzen waren be-
kanntgeworden. Weitere Untersuchungen des Geländes waren früher oder später unum-
gänglich. Sie wurden durch das Entgegenkommen des Grundstückseigentümers, des Land-
wirts Heinrich Viets, ermöglicht, der die Aufforstung bis auf weiteres verschob und damit
den Weg für zukünftige Untersuchungen freimachte. Mit der zweiten Ausgrabung wurden
diese Forschungen im Jahre 1969 weitergeführt. Sie standen in der Zeit vom 11.8. bis
22. 8. 1969 unter Leitung des Verfassers und wurden anschließend für weitere vier Wo-
chen von Dr. Jürgen Deichmüller fortgesetzt. Während dieser Grabungskampagne wurden
mit den Schnitten 6-15 weitere 600 qm Fläche ausgegraben. Die Grabung schloß mit der
Entdeckung von 517 neuen Urnen. Damit beläuft sich die Gesamtzahl der während der
Grabungen 1967 und 1969 aufgedeckten Urnen auf 817, die insgesamt untersuchte Fläche
auf 1350 qm.
Aber auch jetzt kann der sächsische Urnenfriedhof von Issendorf noch nicht als vollstän-
dig ausgegraben gelten. Es verblieben noch ununtersuchte Restflächen von schätzungs-
weise 600 bis 700 qm Größe. Die Gesamtfläche des Urnenfriedhofes dürfte sich, wenn man
die Scherbenstreuung im Gelände sowie die bisher festgestellten Grenzen des Friedhofes
berücksichtigt, auf rund 2000 qm belaufen. So sind zusätzlich schätzungsweise nochmals
400 bis 500 Urnen zu erwarten, so daß die Gesamtzahl der Urnen auf dem sächsischen Ur-
nenfriedhof von Issendorf mit 1200 bis 1300 nicht zu gering veranschlagt ist.
Damit zeichnet sich bereits beim gegenwärtigen Stand der Forschungen ab, daß der
Friedhof von Issendorf zu den großen Friedhöfen der sächsischen Zeit zwischen unterer
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