7. Datierungsfragen und Belegungsdauer
Die Frage, von wann an und wie lange auf dem Issendorfer Urnenfriedhof bestattet
worden ist, berührt auch Probleme der allgemeinen Chronologie der Kaiserzeit und der
Völkerwanderungszeit; es läßt sich angesichts der verhältnismäßigen Beigabenarmut un-
seres Fundmaterials kaum umgehen, chronologische Fixpunkte außerhalb des Urnenfried-
hofes von Issendorf zu suchen. Es versteht sich, wie schon bemerkt, von selbst, daß die im
folgenden für Issendorf ausgesprochenen Datierungshinweise nur vorläufige Gültigkeit be-
anspruchen, bis die Neufunde von 1969 aufgearbeitet sein werden.
Die Diskussion um die Chronologie der Kaiserzeit und der frühen Völkerwanderungs-
zeit im freien Germanien ist durch verschiedene Auffassungen gekennzeichnet, die gemein-
hin als sog. „kurze" und „lange" Chronologie bezeichnet werden158. Die von H. J. Eggers
entwickelte sog. „kurze" Chronologie schließt die jüngere römische Kaiserzeit mit der
Stufe C 3 um 350 n. Chr. ab159. Sie verkürzt damit die bis dahin gültige Chronologie der
jüngeren Kaiserzeit um rund 100 Jahre. Demgegenüber traten J. Werner160 und K. Böh-
ner161 auf Grund geschlossener Funde, münzdatierter Gräber und kombinationsstatisti-
scher Untersuchungen für einen Beginn der Völkerwanderungszeit um 400 ein. Die Gründe
für diese unterschiedlichen chronologischen Gliederungen brauchen hier nicht im einzelnen
erörtert zu werden. Sie sind in den zusammenfassenden Darstellungen von Eggers162 und
Fr. Tischler163 dargestellt. Im Zentrum der Überlegungen zur Chronologie der römischen
Kaiserzeit stand u. a. die Frage, wie die Fibelgruppe Almgren VII zu datieren sei. An die-
sem Punkt begann auch A. Genrich seine Untersuchungen zu Formenkreisen und Stammes-
gruppen in Schleswig-Holstein nach geschlossenen Funden des 3. bis 6. Jahrh.164. Fr. Tisch-
ler faßte unter nochmaliger Prüfung der datierbaren Fundkomplexe der jüngeren Kaiser-
zeit seine Ergebnisse in einem chronologischen Schema zusammen, das letzthin das von
Plettke entworfene chronologische System weitgehend bestätigte165. So gelten Plettkes
Datierungen zumindest für den Bereich zwischen Niederelbe und unterer Weser auch trotz
der von Eggers geltend gemachten Einwände166 heute noch in ihren wesentlichen Punkten.
Ergänzt und erweitert werden die Ergebnisse Plettkes schließlich durch die Befunde aus
dem inzwischen zumindest teilweise publizierten Urnenfriedhof von Westerwanna167.
Wir können uns im folgenden kurz fassen, weil bei der Behandlung der Beigaben die
wichtigsten chronologischen Hinweise bereits eingehend dargestellt wurden. Hinsichtlich
158 Vgl. H. J. Eggers, Zur absoluten Chronologie der römischen Kaiserzeit im freien Germanien, in: Bericht
üb. d. V. Internat. Kongr. f. Vor- u. Frühgesch. Hamburg (Berlin 1961) 251.
159 H. J. Eggers, Zur absoluten Chronologie der römischen Kaiserzeit, in: Jahrb. d. RGZM 2, 1955, 196-244.
160 J. Werner, Münzdatierte austrasische Grabfunde, German. Denkmäler d. Völkerwanderungszeit (1935).
161 K. Böhner, Die fränkischen Altertümer des Trierer Landes. German. Denkmäler der Völkerwanderungszeit
(1958) bes. Textteil 24 ff.
162 Eggers wie Anm. 159.
163 Tischler wie Anm. 157.
164 OFFA-Bücher NF 10 (Neumünster 1954).
165 Tischler a. a. O. (wie Anm. 157) 39 f.
166 Eggers wie Anm. 67.
167 Karola Zimmer-Linnfeld wie Anm. 3.
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Die Frage, von wann an und wie lange auf dem Issendorfer Urnenfriedhof bestattet
worden ist, berührt auch Probleme der allgemeinen Chronologie der Kaiserzeit und der
Völkerwanderungszeit; es läßt sich angesichts der verhältnismäßigen Beigabenarmut un-
seres Fundmaterials kaum umgehen, chronologische Fixpunkte außerhalb des Urnenfried-
hofes von Issendorf zu suchen. Es versteht sich, wie schon bemerkt, von selbst, daß die im
folgenden für Issendorf ausgesprochenen Datierungshinweise nur vorläufige Gültigkeit be-
anspruchen, bis die Neufunde von 1969 aufgearbeitet sein werden.
Die Diskussion um die Chronologie der Kaiserzeit und der frühen Völkerwanderungs-
zeit im freien Germanien ist durch verschiedene Auffassungen gekennzeichnet, die gemein-
hin als sog. „kurze" und „lange" Chronologie bezeichnet werden158. Die von H. J. Eggers
entwickelte sog. „kurze" Chronologie schließt die jüngere römische Kaiserzeit mit der
Stufe C 3 um 350 n. Chr. ab159. Sie verkürzt damit die bis dahin gültige Chronologie der
jüngeren Kaiserzeit um rund 100 Jahre. Demgegenüber traten J. Werner160 und K. Böh-
ner161 auf Grund geschlossener Funde, münzdatierter Gräber und kombinationsstatisti-
scher Untersuchungen für einen Beginn der Völkerwanderungszeit um 400 ein. Die Gründe
für diese unterschiedlichen chronologischen Gliederungen brauchen hier nicht im einzelnen
erörtert zu werden. Sie sind in den zusammenfassenden Darstellungen von Eggers162 und
Fr. Tischler163 dargestellt. Im Zentrum der Überlegungen zur Chronologie der römischen
Kaiserzeit stand u. a. die Frage, wie die Fibelgruppe Almgren VII zu datieren sei. An die-
sem Punkt begann auch A. Genrich seine Untersuchungen zu Formenkreisen und Stammes-
gruppen in Schleswig-Holstein nach geschlossenen Funden des 3. bis 6. Jahrh.164. Fr. Tisch-
ler faßte unter nochmaliger Prüfung der datierbaren Fundkomplexe der jüngeren Kaiser-
zeit seine Ergebnisse in einem chronologischen Schema zusammen, das letzthin das von
Plettke entworfene chronologische System weitgehend bestätigte165. So gelten Plettkes
Datierungen zumindest für den Bereich zwischen Niederelbe und unterer Weser auch trotz
der von Eggers geltend gemachten Einwände166 heute noch in ihren wesentlichen Punkten.
Ergänzt und erweitert werden die Ergebnisse Plettkes schließlich durch die Befunde aus
dem inzwischen zumindest teilweise publizierten Urnenfriedhof von Westerwanna167.
Wir können uns im folgenden kurz fassen, weil bei der Behandlung der Beigaben die
wichtigsten chronologischen Hinweise bereits eingehend dargestellt wurden. Hinsichtlich
158 Vgl. H. J. Eggers, Zur absoluten Chronologie der römischen Kaiserzeit im freien Germanien, in: Bericht
üb. d. V. Internat. Kongr. f. Vor- u. Frühgesch. Hamburg (Berlin 1961) 251.
159 H. J. Eggers, Zur absoluten Chronologie der römischen Kaiserzeit, in: Jahrb. d. RGZM 2, 1955, 196-244.
160 J. Werner, Münzdatierte austrasische Grabfunde, German. Denkmäler d. Völkerwanderungszeit (1935).
161 K. Böhner, Die fränkischen Altertümer des Trierer Landes. German. Denkmäler der Völkerwanderungszeit
(1958) bes. Textteil 24 ff.
162 Eggers wie Anm. 159.
163 Tischler wie Anm. 157.
164 OFFA-Bücher NF 10 (Neumünster 1954).
165 Tischler a. a. O. (wie Anm. 157) 39 f.
166 Eggers wie Anm. 67.
167 Karola Zimmer-Linnfeld wie Anm. 3.
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