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Janssen, Walter
Issendorf: ein Urnenfriedhof der späten Kaiserzeit und der Völkerwanderungszeit (Heft 6, Teil 1): Issendorf: ein Urnenfriedhof der späten Kaiserzeit und der Völkerwanderungszeit — Hildesheim: Lax, 1972

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.63213#0057
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3. Die Funde aus dem Großsteingrab

Auf ältere Funde, die im Bereich des Großsteingrabes von Issendorf gemacht worden
waren, wurde bereits oben hingewiesen51. R. Dehnke beschreibt Bruchstücke eines tief-
stichverzierten Trichternapfes und eines ebensolchen Trichterbechers52. Wie im Grabungs-
bericht hervorgehoben, waren von der Grabanlage selbst keine konstruktiven Überreste
mehr erhalten. Lediglich eine sich östlich an den gesprengten Bereich anschließende grau-
braun verfärbte, längliche Grube gehört in die Zeit des Großsteingrabes (Taf. 76, 2). Hier
zeigten sich zahlreiche Fundstücke aus der Benutzungszeit der Grabanlage.
Hervorzuheben wäre zunächst eine zur Hälfte erhaltene Streitaxt, die östlich des ge-
sprengten Bereichs in der erwähnten länglichen Grube gefunden wurde53. Erhalten ist der
Schneidenteil bis zum Beginn des Loches. Die Lochseiten der Streitaxt sind gleich konkav
gekrümmt, die Flächen der Lochseiten aber nur sehr schwach gekehlt (Taf. 1, 1). Die Schnei-
denbreite des Stückes beträgt 4,7 cm; die Bahnseite besitzt auf der Höhe der Bohrung eine
Breite von 3,3 cm; das Schaftloch hat einen Durchmesser von rund 2 cm. Das Schaftloch ist
mit Sicherheit etwas gegen den Nacken der Streitaxt verrückt, denn die größte Breite er-
reicht die Streitaxt mit der Lochseite bereits vor dem Beginn der Bohrung: rund 4 cm. Die
Streitaxt besteht aus grüngrau geflecktem Gestein, wahrscheinlich einer Form von Diabas.
Vergleichbare Streitaxtfunde sind aus der näheren Umgebung von Issendorf bekannt: aus
Harsefeld im Hügel 1 auf dem „Hohekamp"54 sowie aus Meinstedt, Kr.Bremervörde55. Dem
Typus nach gehören Äxte wie das Stück aus Issendorf in die Gruppe der E-Äxte nach
Struve56 und Brandt57.
Im gleichen Fundgebiet wie die Streitaxt, nur in geringerer Tiefe von nur 0,30 m u. OfL,
wurde eine Feuersteinklinge von 6,8 cm Länge und 1,9 cm größter Breite gefunden
(Taf. 1, 2)58. Von dieser Fundstelle (Fdst.) stammt weiterhin eine ganze Reihe von Gefäß-
scherben (Taf. 1, 3-6)58, unter ihnen ein ösenförmiger Bandhenkel mit tief eingestochener
Furchenverzierung, der wahrscheinlich zu einem Schultergefäß mit zylindrischem Hals ge-
hört 59.
Ganz in der Nähe dieser Funde kamen weitere Scherbenfunde außerhalb des gespreng-
ten Großsteingrabes im Bereich der graubraunen länglichen Verfärbung zutage (Taf. 1,
7-10)60, unter ihnen das Bruchstück einer tiefstichverzierten Schale mit Außen- und Innen-

51 Vgl. oben S. 5 f.
52 Vgl. Anm. 8.
53 Fdst. 242 Schnitt 2: 35,7 m Ost/82,05 m Nord/0,80 m tief.
54 J. Deichmüller, Nachr. aus Nieders. Urgesch. 35, 1966, 59 f.
55 J. Deichmüller, Nachr. aus Nieders. Urgesch. 38, 1969, 113 ff.
56 K. W. Struve, Die Einzelgrab-Kultur in Schleswig-Holstein, Offa-Bücher NF 11 (1955) 17 ff.
5? K. H. Brandt, Studien über steinerne Äxte und Beile der Jüngeren Steinzeit und der Stein-Kupfer-Zeit
Nordwestdeutschlands. Münstersche Beiträge zur Vorgeschichtsforschung 2 (1967) 55 ff.
58 Fdst. 188 in Schnitt 2: 37,90 m Ost/80,70 m Nord/0,30 m u. Ofl.
58 Zu den Schultergefäßen vgl. Dehnke a. a. O. (wie Anm. 8) 117ff. - Ferner: E. Schlicht, Die Kunde NF 18,
1967, 16 ff.
60 Fdst. 189 in Schnitt 2: 80,20 m Nord/38,50m Ost/0,30m u. Ofl.

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