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Janssen, Walter
Issendorf: ein Urnenfriedhof der späten Kaiserzeit und der Völkerwanderungszeit (Heft 6, Teil 1): Issendorf: ein Urnenfriedhof der späten Kaiserzeit und der Völkerwanderungszeit — Hildesheim: Lax, 1972

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.63213#0060
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friedhof, was die Keramik angeht, in einigen Punkten ganz entscheidend von den Funden
aus Westerwanna unterscheidet.
Gruppe A 1 n. Plettke: Topfförmige Schalen mit rundlicher Schulter.
Im strengen Sinne entspricht keine einzige Urne aus Issendorf dieser Kennzeichnung
Plettkes. Es fehlen vor allem die Schalen mit rundlicher Schulter. Statt dessen treten in
Issendorf Schalen mit hochliegender Schulter auf, die bei schmalem Unterteil meist einen
kantigen, in wenigen Fällen auch einmal einen rundlichen Schulterumbruch zum Rand hin
aufweisen. Diese Gefäße - es handelt sich um die Urnen der Gräber 2, 25, 58, 102, 250, 266,
275 - sind nicht Reinformen des von Plettke beschriebenen Typus, sondern weiterent-
wickelte Formen, die aber den Zusammenhang mit den unter A 1 zusammengefaßten
Typen Plettkes klar erkennen lassen. In Issendorf zeigen jedoch insgesamt nur 7 Gefäße
einen formenkundlichen Einfluß der Gruppe A 1. Plettke erwähnt, daß dieser Typus letzt-
hin Vorformen in der älteren Kaiserzeit besitzt, sieht sich aber außerstande, die Gruppe
A 1 mit festen Daten in Verbindung zu bringen. Auch die Issendorfer Funde erlauben
keine absolute Datierung dieser Gruppe.
Gruppe A 2 n. Plettke: Schalen mit wohlausgebildetem Standfuß und scharfem
Schulterknick.
Diese Gruppe ist in Issendorf überhaupt nicht vorhanden. Wir stellen damit den Aus-
fall einer ganzen Keramikgruppe fest, die beispielsweise in Westerwanna verhältnismäßig
häufig ist und die zugleich den Anschluß des jünger-kaiserzeitlichen Materials an das der
älteren Kaiserzeit herstellt. Karola Zimmer-Linnfeld setzt diese Gruppe um 200 an73,
Plettke gibt das 3. Jahrh. an74. Hier stellt sich nun die Frage, ob das Fehlen dieser Gruppe
eine regional bestimmte Erscheinung der elbnahen Urnenfriedhöfe östlich von Oste und
Teufelsmoor darstellt, oder ob wir daraus einen chronologischen Hinweis für den Beginn
des Issendorfer Friedhofes gewinnen können. Allgemein wird die quantitative Abnahme
der Trichterschalen und Standfußgefäße der älteren Kaiserzeit während des 3. Jahrh. be-
tont75. Insofern wird man durchaus auch einen Zeithinweis aus dem Fehlen dieser Gruppe
ableiten dürfen, daß der Issendorfer Urnenfriedhof wohl nicht bis in das frühe 3. Jahrh.
zurückreicht.
Gruppe A 3 n. Plettke (Myres Fig. 1): Weitmündige Schalen mit kleiner Standfläche,
scharfem Umbruch und hohem, leicht einziehendem Hals.
Diese von Plettke dem 3. Jahrh. zugewiesene Gruppe ist in Issendorf insgesamt 19mal
vorhanden, und zwar bei den Urnen der Gräber 22, 37, 57, 61, 65, 71, 76, 88, 90, 99, 103,
107, 120, 125, 132, 183, 233, 246, 253. Eine gewisse Verwandtschaft mit den weitmündigen
Schalen der Gruppe A 3 zeigen die bauchigen unverzierten Schalen der Sonderform F, die
unten behandelt werden. Sie unterscheiden sich nur durch die hochliegende Gefäßschulter
und das Fehlen von Verzierungen von der Gruppe A 3. In Einzelfällen mögen auch einige
Gefäße der Gruppe A 4 nach Plettke mit in diese Gruppe geraten sein, doch ändert das
nichts an der Tatsache, daß in Issendorf das 3. Jahrh. mit einer ganzen Reihe von charak-
teristischen Stücken vertreten ist.

73 Westerwanna (wie Anm. 3) Schema S. 9.
74 Plettke a. a. O. (wie Anm. 29) 42.
75 So P. Schmid a. a. O. (wie Anm. 68) 165.

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